Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 235 Krautheim, kath. Stadtkirche Mariä Himmelfahrt 1540

Beschreibung

Epitaph der Eheleute Georg Blom von Krautheim und Kunigunde geb. von Raueneck. Ursprünglicher Standort im Kircheninnern „nächst am Creutz Altar“1, „zur Linken der Kanzel“2 seit 1846 und noch 1927 an der Kirchhofmauer neben dem Kircheneingang3 zu unbekanntem Zeitpunkt in die St.-Annen-Kapelle versetzt; seit 1974/75 außen an dem westlichen Erweiterungsbau der Kirche, durch Gebüsch verdeckt und schwer zugänglich. Hochrechteckige Sandsteinplatte. Kruzifixus an hohem Kreuz, darunter kniend das betende Ehepaar, der Mann links in Rüstung und barhäuptig, mit zu Füßen des Kreuzes abgestelltem Helm, die Frau mit Rosenkranz; oben am Kreuz Täfelchen mit erhaben ausgehauenem Kreuztitulus (A); in den beiden oberen Ecken je ein Vollwappen, in den unteren Ecken je ein Wappenschild. Das untere Viertel der Platte wird von einer ursprünglich siebenzeilig eingehauenen Sterbeinschrift (B) eingenommen. Die Vorritzung der Begrenzungslinien des Mittellängenbereichs ist noch sichtbar. Verwittert und bestoßen, die beiden unteren Ecken und die gesamte letzte Zeile weggebrochen; die Ecken wurden bei der letzten Restaurierung (1975?) mit Zementmörtel ergänzt.

Ergänzung der Inschrift nach Würdtwein.

Maße: H. 180, B. 84, Bu. 2,8 (A), 4,3–4,7 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Gotische Minuskel mit Versalien (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    INRI

  2. B

    Anno d(omi)ni · 1 · 5 · 40 · vff dinstag vor Sannt / Gorgen tag Starb der Edel vn(d) vest Gorig / blom von Kravtham vnd des 39 Jars dar=/vor an Sannt Katherina tag Starb die edel / fraw Kvngvnd blomi(n)a) geborn von [Rauch/en]eckb) Sein Eliche havszfraw Gọ[tt Seelig / im Herrn entschlaffen]c)

Datum: 20. April 1540, 25. November 1539.

Wappen:
Blom4
Raueneck5
unbekannt6Lichtenstein

Kommentar

Die beiden I des Kreuztitulus sind jeweils mit einem links bzw. rechts angesetzten Halbnodus verziert. Die relativ schmal proportionierte Gotische Minuskel ist ausgesprochen regelmäßig eingehauen. Auffällig ist der zunächst waagerecht nach links gebrochene und dann in einer geschwungenen Haarlinie nach unten gezogene obere Bogen des zweistöckigen a, der weit nach links über den unteren gebrochenen Bogen hinausragt. Die beiden oberen Schaftenden des v sind bisweilen nicht nach links gebrochen, sondern an der Oberlinie des Mittellängenbereichs waagerecht abgeschnitten. Der senkrechte Teil des gebrochenen Bogens des h reicht weit in den Unterlängenbereich hinab. Trotz mancher Unterschiede in den Einzelformen sind die Übereinstimmungen der vorliegenden Schrift mit der eines Kocherstettener Epitaphs von 1523 (nr. 213) so weitgehend, daß man wohl beide Werke demselben Steinmetzen zuschreiben darf.

Georg Blom besaß ein Haus in Krautheim, das im Bauernkrieg zerstört, aber wohl bald darauf wieder aufgebaut wurde7. Über ihn wie auch über seine Familie fehlen offenbar weitere Informationen8. Seine Frau Kunigunde von Raueneck entstammt einem unterfränkischen Niederadelsgeschlecht. Die Grabplatten ihrer Eltern Jörg von Raueneck († 1506) und Dorothea von Lichtenstein († 1507) sind in Pfarrweisach (Lkr. Haßberge) erhalten9.

Das vorliegende Epitaph diente im gesamten Aufbau offensichtlich als Vorbild für das im selben Jahr geschaffene Epitaph der Dorothea Goldochs geb. Völcker in Crailsheim10, das aber nach Ausweis sowohl des – gleichwohl sehr ähnlichen – Schriftbefundes als auch des stilistischen Vergleichs der figürlichen Darstellung wohl von anderer (schwächerer) Hand geschaffen wurde. Völlig identische Schriftformen weist ferner die Grabplatte der Agnes Schenkin von Limpurg geb. Gräfin von Werdenberg († 1541) in Gaildorf (Lkr. Schwäbisch Hall) auf11.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungszeichen fehlt.
  2. Die Stelle, an der innerhalb des Wortes der Zeilenumbruch erfolgte, läßt sich nicht mehr eindeutig bestimmen, vermutlich waren an dieser Stelle zwei Worttrennstriche gesetzt.
  3. Ergänzung nach Würdtwein; (den) got gnedig sei. Schönhuth.

Anmerkungen

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch (wie unten).
  2. Schönhuth, Burgen … Badens u. d. Pfalz 2, 176.
  3. Vgl. Kdm. Tauberbischofsheim 98; Weber, Krautheim 25. Zur Versetzung anläßlich der Kirchenreparatur 1846 vgl. Peter Josef Albert, Pfarrchronik Krautheim 1862, zs.gest. v. E. Sternad 1997 (masch., o. S.zählung), (Kopie im KrAHK, E. Sternad, Materialien zu Krautheim, o. Sign.).
  4. Drei (2:1) vierblättrige Blüten; Helmzier: Rüdenrumpf mit beringtem Halsband.
  5. Schrägbalken; Helmzier: mit Schildbild bezeichneter Flug; vgl. Schöler, Familienwappen 85, Taf. 15.
  6. Geteilt, oben ein wachsender Rüde.
  7. Vgl. Oskar Leistikow, Materialsammlung zu Blom/Rauheneck (wie unten) ohne Quellenangabe.
  8. Schönhuth, Burgen … Badens u. d. Pfalz 2, 143 berichtet (ohne Quellenangabe) über das Geschlecht, daß es „sehr begütert war und besonders bedeutende Zehnten zu Crautheim und im Thal aufwärts gegen Clepsau hin im Besitz hatte“.
  9. DI 17 (Haßberge) nrr. 78, 81.
  10. Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  11. Foto ebd.

Nachweise

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch (HessHStA Wiesbaden Abt. 1098 II 57) H. 8, fol. 1r.
  2. Albert, Pfarrchronik (wie Anm. 3).
  3. Schönhuth, Crautheim sammt Umgebungen 65.
  4. Ders., Burgen … Badens u. d. Pfalz 2, 176.
  5. Kdm. Tauberbischofsheim 98 (nur erwähnt).
  6. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 214 (m. Abb.).
  7. Oskar Leistikow, Materialsammlung zu Blom/Rauheneck (vor 1970, Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften).
  8. Vierengel, Ergänzungen 72 nr. 214 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 235 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0023500.