Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 231 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1537

Beschreibung

Grabplatte der Agatha Seybolt geb. Senft. Im Chor im Boden, zweite Reihe von Westen, fünfte Platte von Norden. Roter Sandstein. Umschrift zwischen Linien, oben im Feld zweizeilig fortgesetzt und durch eine waagerechte Ritzlinie vom übrigen Feld abgegrenzt; in der Mitte ein quadrierter Wappenschild in Flachrelief. Leicht abgetreten, bestoßen; Ränder ausgebrochen und stellenweise ergänzt (geringer Schriftverlust).

Siehe Lageplan.

Maße: L. 187,5, B. 105, Bu. 6,5–7,5 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. AM TA[Ga) · LV]CIE · STARB · DIE · / ERBAR · VND · DVGENTHAFT · FRAW · AGATHA · SENFTI/N · WEILAND · DES · ERNVESTEN / · GEORGEN · SEIBOLT · VERLASNE · WITFRAWE · DER · SEL · GOT · // GENEDIG · SEY · AMEN · / ANNO · D(OMI)NI · 15 · 37 ·

Datum: 13. Dezember 1537.

Wappen:
Seybolt/Senft1.

Kommentar

Die Schrift ist schmal proportioniert. A hat entweder einen beidseitig weit überstehenden Deckbalken oder der rechte Schaft ist senkrecht gestellt und der Deckbalken reicht nur nach links. E ist kapital mit gleich langen Balken oder zweibogig, wobei die beiden Bögen in einem Fall (im Wort AMEN) an ihrem Berührungspunkt eine kleine Schleife bilden. D ist stets links offen, der Schaft reicht nur bis zur Zeilenmitte; O ist spitzoval, die Cauda des R gebogen und meist sehr steil. An Zierformen kommen regelmäßig Ausbuchtungen am Balken des H und gelegentlich am Schaft des I vor. Als Worttrenner dienen Quadrangel mit oben und unten angesetzten Zierhäkchen, deren Bögen mitunter zur selben Seite hin gekrümmt sind. Die Nachstellung des Todesjahres im Sterbevermerk ist ungewöhnlich.

Die Verstorbene war eine Tochter des Haller Bürgers, Richters und Stättmeisters Michel Senft († 1503) und der Agnes Dinkelsbühler2. Ihr Mann Georg Seybolt (Seubolt), mit dem sie spätestens seit 1507 verheiratet war3, ist von 1486 bis 1507 als Stadtschreiber in Hall, 1494 als Spitalpfleger und 1501 als Almosenpfleger ebenda sowie 1515 als Kanzler in Eichstätt nachgewiesen. Spätestens 1523 ist er gestorben. Die vorliegende Grabplatte ist die älteste erhaltene der Öhringer Friedhofskapelle.

Textkritischer Apparat

  1. Vom A nur das untere Drittel erhalten.

Anmerkungen

  1. Quadriert, 1/4. Seybolt (eingebogene Spitze), 2/3. Senft (hier Schräglinksbalken statt Schrägbalken).
  2. Vgl. Wunder, Bürgerschaft 533 Nr. 7085, 535 zu 1515.
  3. Ebd. 539 Nr. 7159, danach auch das weitere.

Nachweise

  1. Birkenstock 18 Nr. 16.
  2. Erdmann, Diareihe St. Anna-Kapelle 7 (ungenau).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 231 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0023102.