Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 230 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1537

Beschreibung

Grabplatte des Abts Elias Wurst. Innen an der Südwand des südlichen Seitenschiffs, fünfter Stein von Westen. Ursprünglich im Boden des Kapitelsaals als sechste Grabplatte vom Abtschor aus1 im Zuge des barocken Kirchenneubaus vor 1717 (Weihe der Kirche) am jetzigen Standort auf einem Sockel aufgerichtet, der mit einer von Abt Knittel verfaßten Versinschrift versehen wurde2. Sandstein. Eingehauene Umschrift zwischen erhabenen Leisten, unten in der Mitte durch einen Wappenschild unterbrochen; im Feld in flachem Relief die Darstellung des Abtes in der Kukulle, mit Mitra und Pontifikalhandschuhen, in der Rechten den Krummstab mit Sudarium haltend, die Linke auf die Brust gelegt. Leichte Abtretungsspuren, Oberfläche an vielen Stellen (durch Feuchtigkeit?) angegriffen. Ränder bestoßen und ausgebessert, die fehlende linke untere Ecke angestückt, die Inschrift dabei falsch ergänzt. Schrift mit grauer Farbe nachgezogen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 188, B. 83, Bu. 5,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Kapitalisversalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/1]

  1. Anno D(omi)ni · 1537 · / Quarto decimo kalendas Augusti Obijt Reuere(n)d(us) In christo p(ate)r / ac do(min)(us)a) // Helia[s / Abb]asb) hui(us) Monasterij Cui(us) Ani(m)a requiescat In Pace Amen ·c)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1537 am 14. Tag vor den Kalenden des August (19. Juli) starb der in Christo ehrwürdige Vater und Herr Elias, Abt dieses Klosters. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Wurst3.

Kommentar

Die Schriftmerkmale sind dieselben wie in der Inschrift auf der Grabplatte des 1535 verstorbenen Abts Erhard Öser (nr. 226), der Steinmetz war eindeutig derselbe. Auf der vorliegenden Grabplatte dürfte dieser Steinmetz aber – anders als dort – auch das Bildrelief ausgeführt haben. Konsequenter als in der Inschrift von 1535 werden in der vorliegenden Inschrift Kapitalisversalien verwendet, und der Kürzungsstrich ist in drei Fällen nach oben ausgebuchtet.

Elias Wurst stammte aus Crailsheim. 1515 wurde er Prior, 1523 Bursarius in Schöntal4. Bei seiner Abtswahl 1535 war er bereits hochbetagt5.

Textkritischer Apparat

  1. Befund: do mit anschließendem us-Kürzel, darüber ein nach oben ausgebuchteter Kürzungsstrich.
  2. Helias / Abbas nach dem zur Verfügung stehenden Platz einzig mögliche Ergänzung; so auch Hebenstreit. Derzeitiger Befund nach falscher Ergänzung: Helias · / 36 abbas das nur noch teilweise erhaltene letzte a dabei jetzt fälschlicherweise einstöckig ausgeführt.
  3. Als Schlußzeichen ein Quadrangel mit an der rechten Spitze angesetzter geschwungener Zierlinie.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 23v. Nach Haan, Annales sive Diaria (StAL B 503 II Bü 2) ad a. 1537 befand sich die Grabplatte „in Capitulo a parte Chori Prioris“.
  2. EDOCET ORE VIAS / VIRTUTUM , PRAESUL ELIAS : / IPSIUS DOTES / CELEBRABUNT IURE NEPOTES .
  3. Zwei senkrecht gestellte, auswärts gekrümmte und gestümmelte Äste.
  4. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 66v, 71r.
  5. Ebd. fol. 47v: „iam senex“.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 72.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 23v.
  3. OAB Künzelsau 781.
  4. Kdm. Künzelsau 342 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 230 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0023005.