Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 225 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, Kreuzgang 1534

Beschreibung

Epitaph des Philipp von Berlichingen. Im Ostflügel des Kreuzgangs, elfter Stein von Norden; bis zur Neuanordnung der Grabmäler im Zuge des barocken Neubaus des Kreuzgangs drittes Epitaph von Norden1. Hochrechteckige Sandsteinplatte. Auf einem Löwen stehend die lebensgroße vollrunde Figur des Verstorbenen in geriefeltem Ganzharnisch mit geöffnetem Visierhelm, mit der Rechten den Dolch umfassend und mit der Linken an das an der Hüfte lehnende, mit dem Gurt umwickelte Schwert greifend. Der Sterbevermerk (A1) ist auf dem Rand der Platte zwischen Ritzlinien umlaufend eingehauen, er beginnt in der Kopfzeile und setzt sich auf den beiden Längsseiten fort. In Schulterhöhe der Figur ist die Umschrift durch zwei aufgelegte Wappenschilde unterbrochen, zwei weitere Wappen in Kniehöhe im Feld. Am oberen Rand der Harnischbrust Inschrift (C). Ober- und Unterlinie des Mittelbands der Inschrift (A1) sind vorgeritzt. Reste farbiger Fassung. Ein im 17. Jahrhundert noch vorhandener, nicht näher beschriebener Aufsatz2 trug die Fortsetzung des Sterbevermerks (A2) und ein Gebet (B). Es könnte sich um eine segmentbogige Bekrönung gehandelt haben, bei der Inschrift (A2) auf dem Rand umlief und Inschrift (B) zeilenweise im Spiegel angeordnet war.

Inschriften (A2) und (B) nach Kremer.

Siehe Lageplan.

Maße: H. (Rest) 215, B. 103, Bu. 8,3 (A1), 2,0 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A1), Frühhumanistische Kapitalis (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/7]

  1. A1

    Anno · D(omi)ni //a) · 1534b) · vff · / · // Do(ne)rstag · vor · S(ankt) · bartholome(us) · tag · ist · gestorbe(n) · der · Erber · // vn(d) · vest · philips · vo(n) · berliching(en) · de(m) · // got · gnedig · seÿ ·

  2. A2†

    Vndt erwarttet allhie einer fröhlichenc) aufferstehung .

  3. B†

    O Herr auff dich hoffe ich · O herr erlöse mich . Vndt sei uns genedig ·

  4. C

    H(ilf) · G(ot) · V(nd) · M(aria) · AM(en)d)

Datum: 20. August 1534.

Wappen:
BerlichingenThüngen
AdelsheimSteinau gen. Steinrück.

Kommentar

Die für den Sterbevermerk gewählte Schrift ist eine ausgesprochen schmal proportionierte Minuskel mit steil rechtsschräg geschnittenen Ober- und Unterlängen. Die Zierstriche am Balken des t, an der Fahne des r und am rechten Fortsatz des g, aber auch der Balken des e und der das Schluß-s durchschneidende Diagonalstrich sind am Ende eingerollt. Auch der i-Punkt besteht aus einer eingerollten Zierlinie, die am oberen Schaftende ansetzt. Diese Elemente, dazu die nach oben ausgebuchteten Kürzungsstriche, verleihen der Schrift einen verspielten Charakter. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf Zeilenmitte. Der A-Versal am Beginn der Inschrift ist pseudounzial mit auf dem linken Schrägschaft aufgesetzter tropfenförmiger Schwellung. Das im Mittelteil gebrochene S ist an den freien Enden mit Quadrangeln und eingerollten Zierhäkchen versehen. Daneben werden auch schlichte Versalien verwendet: kapitales D und ein flachbogiges E der Frühhumanistischen Kapitalis.

Die Initialen der Inschrift (C) haben zwar quadratische Proportionen, ihre Einzelformen und der Duktus (keilförmige Verbreiterung der Schaft- und Balkenenden, fehlende Sporen) rechtfertigen jedoch eine Klassifizierung als Frühhumanistische Kapitalis. A hat einen langen Deckbalken und einen geknickten Mittelbalken, der Balken des H ist nach unten ausgebuchtet, M hat schräggestellte Schäfte und einen kurzen Mittelteil. Ungewöhnlich ist die Form des G, das aus einem oben offenen Kreis besteht, in dessen Öffnung ein nach rechts gewendeter Winkel ragt. Diese Form ist offenbar aus einem Frakturversal-G abgeleitet.

Philipp von Berlichingen entstammt der dritten Ehe Kilians von Berlichingen († 1498, vgl. nr. 125) mit Margarethe von Thüngen3. Er ist von 1522 bis 1527 als würzburgischer Amtmann zu Jagstberg nachweisbar4. Die Angabe des Todestages weicht von der auf Philipps – ebenfalls erhaltener – Grabplatte (nr. 224) ab. Der dort genannte 27. August ist vermutlich das richtige Datum, und in der vorliegenden Inschrift wurde versehentlich statt Donnerstag nach St. Bartholomeus der Donnerstag vor dem Heiligenfest benannt.

Textkritischer Apparat

  1. Unterbrechung der Inschrift durch den Kopf der Figur.
  2. Schlingenförmige 4.
  3. ein fröliche Hebenstreit.
  4. Auflösung der Initialen so bereits durch Bauer, Grabsteine 420.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 19v.
  2. Vgl. Kremer (WLB HB XV 68) p. 271 (fol. 138r neu): „ober dem Haupt dise wortt“; Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 67: „supra statuae caput sic legitur“.
  3. Vgl. Ulmschneider, Götz 237.
  4. Berlichingen-Rossach, Götz 618 (1522); OAB Künzelsau 589; Kraus, Urkundenregesten Jagsthausen Nr. 170 (1524 X 25)

Nachweise

  1. Kremer (WLB HB XV 68) p. 271 (fol. 138r neu) (nur A2, B).
  2. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 67 (nur A2, B; statt A1 fälschlich die Inschr. der Grabplatte).
  3. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 19v (nur A1).
  4. Schönhut, Chronik Schönthal 195 (ungenau u. unvollständig nach Aufzeichnung des Repetenten Zeller).
  5. Schönhuth, Grabdenkmale Berlichingen 450f. (nur A2, B, nach Hebenstreit).
  6. Berlichingen-Rossach, Denkmale 298 (nur A1).
  7. Bauer, Grabsteine 420 (nur C).
  8. Berlichingen-Rossach, Götz 725 (nur A1).
  9. Schönhuth, Burgen … Württembergs IV, 226 (nur A1, C).
  10. Kröll 107 (nach Schönhut).
  11. OAB Künzelsau 788 (nur A1, C).
  12. Köpchen 69 (nur erwähnt).
  13. Kdm. Künzelsau 350 (nur C), 349 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 225 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0022504.