Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 191 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1515

Beschreibung

Glocke. Auf dem Blasturm, außen über der Nordgalerie unter dem Dachvorsprung aufgehängt. Schulterinschrift (A) zwischen Schnurstegen; unter der Jahresangabe auf der Flanke Inschrift (B). Der der Wand zugekehrte Abschnitt der Umschrift ist von unten her nicht einzusehen.

Ergänzung dieses Abschnitts nach Schreiben d. Staatl. Vermögens- u. Bauamts Heilbronn 1996.

Maße: H. (o. Krone) 441, Dm. 55, Bu. ca. 2,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A), Gotische Minuskel (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/4]

  1. A

    mariaa) · graciab) · plenac) · dominvs · tecvmd)2) · annoe) · 1 · 5 · 1 · 5f) · kAndengis(er)g)

  2. B

    · ishh) petei)

Übersetzung:

(Sei gegrüßt) Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.

Kommentar

Die Schrift ist eine Gotische Minuskel mit fetten Schäften, kräftigen quadrangelförmigen Brechungen der Schaftenden und kurzen Ober- und Unterlängen. Die Oberlängen sind rechtsschräg geschnitten, die Unterlänge des p ist tief gespalten. Als Worttrenner dienen große, paragraphzeichenförmig verzierte Quadrangel. Eine Besonderheit der Schrift ist – neben der häufigen Drehung und Spiegelung einzelner Buchstaben – die eigenartige Gestaltung des a: Sein oberer Bogen ist als ausgerundeter Haarstrich ausgeführt, dessen unteres Ende in den unteren Bogen hineinreicht, und der untere Abschnitt dieses gebrochenen unteren Bogens ist ebenso wie das untere Ende des Schafts nach links statt nach rechts umgebrochen. Merkwürdig ist außerdem die Verwendung eines A-Versals im Wortinnern. Er hat einen kräftigen, einseitig nach links überstehenden und leicht geneigten Deckbalken.

Der nicht namentlich bezeichnete „Kantengießer“ läßt sich bislang anderweitig als Glockengießer nicht nachweisen. Bei Inschrift (B) dürfte es sich um eine Glockenrede („ich bete“) handeln. Eine zweite auf dem Blasturm aufgehängte Glocke (nr. 38) wurde ebenso wie zwei der Glocken auf dem Läutturm (nrr. 36, 41) aus dem spätromanischen Vorgängerbau der Stiftskirche übernommen.

Textkritischer Apparat

  1. Davor vA Schreiben d. Staatl. Vermögens- u. Bauamts Heilbronn 1996; §aA Typoskript Offenhäuser (vermutlich erster Leseversuch für die Anfangsbuchstaben kA des letzten Worts der Inschrift mit voranstehendem paragraphzeichenförmigen Worttrenner; vgl. Anm. g). Nach dem üblichen Formular müßte am Beginn der Inschrift ave stehen; die fragliche Textstelle ist bei der derzeitigen Aufhängung der Glocke nicht einsehbar.
  2. c um 180 Grad gedreht.
  3. e um 180 Grad gedreht; n spiegelverkehrt.
  4. m spiegelverkehrt.
  5. Beide n spiegelverkehrt.
  6. Beide 5 spiegelverkehrt.
  7. Bei der derzeitigen Aufhängung der Glocke sind von unten nur die Buchstaben kA einzusehen; das übrige konjiziert aus der Lesung Audengis Schreiben d. Staatl. Vermögens- u. Bauamts Heilbronn 1996; Typoskript Offenhäuser.
  8. Langes s statt c.
  9. petr Schreiben d. Staatl. Vermögens- u. Bauamts Heilbronn 1996; pite Typoskript Offenhäuser.

Anmerkungen

  1. Angabe der Höhe und des Durchmessers nach Schreiben d. Staatl. Vermögens- u. Bauamts Heilbronn 1996; Typoskript Offenhäuser. Glockenton as2.
  2. Beginn des Ave Maria; vgl. Lc 1,28.

Nachweise

  1. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 55 (nur erwähnt).
  2. Schreiben des Staatl. Vermögens- u. Bauamts Heilbronn, Außenstelle Schwäbisch Hall, an das Ev. Pfarramt I Öhringen 1996 VIII 29: Tonanalyse und Beschreibung der beiden Schlagglocken auf dem Blasturm (nach Aufnahme 1989 VIII 31 anläßl. der Turmrenovierung; zit. nach Fotokopie im Besitz von Herrn Mesner Hermann Wagner, Öhringen).
  3. Erdmann, Stiftskirche Öhringen 34 (nur erwähnt).
  4. Typoskript Fritz Offenhäuser (Museum im Blasturm, o. D.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 191 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0019107.