Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 178 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1512

Beschreibung

Grabplatte des Konrad (?) Kantengießer. Im Ostflügel des Kreuzgangs, im dritten Joch von Norden vor der inneren Wand im Boden1. Sandstein. Umschrift zwischen Linien; im Feld eine Kanne in Ritzzeichnung. Leicht abgetreten; größere Ausbrüche an der Oberfläche und an den Rändern; die untere Hälfte der linken Schriftleiste durch den Sockel für die Grabplatte des Georg Hermann (nr. 833) verdeckt.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 171, B. 89, Bu. 7,5–8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/2]

  1. Anno · (et)c(eter)aa) · 1 · 5 · 12 · Vff / den · Eilfften tag · desb) · monats Decembr/isc) · Starb · der · Er[. . . / – – –]tze ka(n)tte(n)gisse(r) de(m) got gnad

Kommentar

Die Gotische Minuskel hat schmale Proportionen, Ober- und Unterlängen sind relativ kurz. Unorganisch in der ansonsten sehr gleichmäßig ausgeführten Minuskel wirkt das g mit kastenförmig-rechteckigem oberen Bogen, der den gesamten Mittellängenbereich einnimmt. Die meisten Versalien weisen Bogen- und Schaftbrechungen und ‑verdoppelungen auf und greifen auf Formen zurück, wie sie in der buchschriftlichen Textura entwickelt wurden. Die beiden Versalien in der Kopfzeile sind dagegen aufwendiger gestaltet und verziert. Die Grundform des A ist pseudounzial, der Deckbalken und der verdoppelte Mittelbalken sind geschwungen, und der geschwungene linke Schaft ist von einem gewellten und oben zu einem Dreieck verdickten Zierstrich begleitet. Die Quadrangel-Worttrenner sind, soweit noch erkennbar, oben und unten in Zierhäkchen ausgezogen.

Der kaum noch lesbare Rest des Vornamens ist vielleicht zu [Con]tze zu ergänzen. In der Haller Familie Kantengießer kommt der Name Konrat/Contz im 15. Jahrhundert mehrfach vor2. Ob der in Öhringen Bestattete zu dieser Familie gehört, ist freilich unsicher.

Textkritischer Apparat

  1. Das übergeschriebene offene a zu zwei winzigen Quadrangeln reduziert.
  2. Vor und nach dem Wort ungewöhnlich große Wort- und Worttrennerabstände.
  3. Der Steinmetz wollte offenbar zunächst den Monatsnamen Octobris einhauen, bemerkte seinen Irrtum aber nach Ausführung der ersten vier Buchstaben, korrigierte diese zu Dece und veränderte die rechte Hälfte des o zum linken Schaft des nachfolgenden m.

Anmerkungen

  1. Die Ausrichtung der Platte in Nord-Süd-Richtung weist darauf hin, daß dies nicht der ursprüngliche Standort sein kann.
  2. Vgl. Wunder, Bürgerschaft 358.

Nachweise

  1. Esenwein, Grabsteine, Nr. B4 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 178 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0017800.