Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 170 Untersteinbach (Gde. Pfedelbach), ev. Pfarrkirche 1509, 1654

Beschreibung

Kelch mit Wappen und Jahreszahl sowie mit nachträglich angebrachter Stifterinschrift der Gräfin Dorothea Walpurgis von Hohenlohe. Ursprünglich vermutlich in Ellwangen (Stiftskirche oder Schloßkapelle?) und wohl während des Dreißigjährigen Kriegs (1633?) in den Besitz der Grafen von Hohenlohe gelangt1; 1654 offenbar in die Untersteinbacher Kirche gestiftet. Silber vergoldet, gegossen, getrieben und graviert. Über flach gekehlter Standplatte und profilierter Zarge der sechspaßförmige Fuß, dessen Grate zu dem sechseckigen, schmucklosen Schaft überleiten; der breite Nodus mit je sechs Lanzetten auf Ober- und Unterseite und dazwischen mit sechs rautenförmigen, als Blüten gestalteten Feldern; hohe, glockenförmige Cuppa. Auf zwei Feldern des Fußes sind zwei einander zugewandte gelehnte Wappenschilde eingraviert, dazwischen die Jahreszahl (A). Auf der Unterseite des Fußes wurde nachträglich umlaufend der Stiftervermerk (B) eingraviert, der nur fünf der sechs Pässe einnimmt.

Maße: H. 19,5, Dm. (Cuppa) 10,3, (Fuß) 13,6, Bu. 0,3 (B), Zi. 0,4 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    15//09

  2. B

    DOROTHEA · WALBVRGIS · / GREFIN · VON · HOENLOE · / VND · FRAV · ZV · LANGEN/BERG · · WITTIBIN · / · 1654 ·a)

Wappen:
Fürstpropstei Ellwangen2, Thumb von Neuburg3.

Kommentar

Die beiden Wappen weisen den Kelch als eine Stiftung des Fürstpropsts von Ellwangen Albrecht Thumb von Neuburg (1503–1521) aus. Vielleicht gehörte er ursprünglich zum Inventar der Ellwanger Stiftskirche oder der dortigen Schloßkapelle. Denkbar wäre aber auch die Herkunft aus einer der dem Ellwanger Stift unterstehenden Kirchen. Den Weg nach Untersteinbach fand der Kelch wahrscheinlich über den Grafen Kraft von Hohenlohe-Neuenstein, der während des Dreißigjährigen Kriegs am 1. Mai 1633 von den Schweden die Fürstpropstei als Geschenk gegen die Zusicherung einer Zahlung von 80000 Reichstalern erhalten hatte4. Graf Kraft ließ die Schloßkapelle reformieren und an der Stiftskirche nach Einführung des evangelischen Gottesdienstes sämtliche kirchlichen Geräte und Paramente inventarisieren. Bei dieser Gelegenheit dürfte der vorliegende Kelch dem Stift verlorengegangen sein. Nach der Schlacht von Nördlingen 1634 fand die Herrschaft der Hohenlohe über Ellwangen ihr baldiges Ende.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg befand sich der Kelch dann jedenfalls im Besitz der Gräfin Dorothea Walpurgis von Hohenlohe († 1656), einer Schwester Krafts, die mit dem Grafen Philipp Heinrich von Hohenlohe-Waldenburg († 1644) verheiratet war5. Ihr auf dem Boden des Kelchs eingravierter Name dokumentiert sicherlich die Stiftung des Geräts in die Untersteinbacher Pfarrkirche.

Textkritischer Apparat

  1. Die Jahreszahl wird von je drei pfeilförmig angeordneten kurzen Strichen eingefaßt.

Anmerkungen

  1. Vgl. den Kommentar.
  2. Die Mitra hier ohne Bänder.
  3. Dreimal geteilt; vgl. Alberti 834.
  4. Vgl. Kleinehagenbrock, Grafschaft Hohenlohe 49f.; ferner Der Ostalbkreis, hg. v. Diethelm Winter (Heimat und Arbeit), Stuttgart 21992, 156.
  5. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 6. Die Grabplatte der Gräfin befindet sich in der Waldenburger Stadtkirche.

Nachweise

  1. Pfedelbach 1037–1987, 242 (nur A).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 170 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0017004.