Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 133 Ingelfingen, ev. Pfarrkirche 4. V. 15. Jh.?

Beschreibung

Kelch. Silber vergoldet, gegossen, getrieben, graviert und gepunzt. Sechspaßfuß über senkrechter, mit gepunztem Schräggitterband verzierter Zarge; die flache Standplatte nachträglich notdürftig angenietet. Der Fuß steigt in sechs Graten zum sechseckigen Schaft an; auf einem der Pässe ein aufgelegter gegossener Kruzifixus, das Kreuz lediglich eingraviert, ebenso der Kreuztitulus (C) in großem, geschwungenem Schriftband sowie zwei Initialen (D) zu beiden Seiten des Kreuzstamms. Auf dem gegenüberliegenden Paß wurde nachträglich – vermutlich 16841 – der Besitzvermerk INGELFINGEN in teilweise konturierter Kapitalis eingraviert. Am Schaft ober- und unterhalb des kleinen, mit Rautendornen und getriebenen Maßwerklanzetten verzierten Nodus, zweimal der Name Jesu in konturierter Bandminuskel eingraviert (A, B), der Schriftgrund ist jeweils mit Schräggitterschraffur versehen. Steile, becherförmige Cuppa. Keine Marken. Fuß verbogen, kleinere Risse.

Maße: H. 19,1, Dm. (Cuppa) 10,5, (Fuß) 15,6, Bu. 1,0 (A, B), 0,2 (C), 0,5 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. A

    i/h/e/s/v/s

  2. B

    i/h/e/s/v/s

  3. C

    inria)

  4. D

    e // g

Kommentar

Die beiden Schaftinschriften sind in einfacher Bandminuskel ausgeführt, wobei der Goldschmied offenbar mit dem Gestaltungsprinzip dieser Schriftausprägung nicht sonderlich vertraut war. Das lange s ist völlig in das Zweilinienschema eingepaßt und somit von einem c nicht zu unterscheiden. Die breit und flächig eingravierten Initialen beiderseits des Kruzifixus, die sicherlich den Stifter des Kelchs bezeichnen, sind einheitlich verziert: Der steil rechtsschräge, als Haarstrich ausgeführte Balken des e ist nach oben verlängert und an beiden Enden eingerollt, ebenso der senkrecht an den rechten Fortsatz des g angesetzte, die gesamte Zeilenhöhe einnehmende Zierstrich. Gehörte der Kelch schon ursprünglich in die Ingelfinger Kirche und kam er nicht erst zusammen mit den 1684 hergestellten Geräten hierher2, könnte seine Anschaffung mit dem Neubau der Pfarrkirche gegen Ende des 15. Jahrhunderts (vgl. nrr. 121, 143, 144, 145) in Verbindung stehen.

Textkritischer Apparat

  1. Die sehr kleinformatige Schrift nur flüchtig eingraviert unter Überbetonung der Quadrangel.

Anmerkungen

  1. Vgl. die entsprechenden Gravuren auf einer zinnernen Abendmahlskanne, die zusätzlich die Datierung 1684 trägt, sowie auf einem Krankenkelch, dessen zugehörige Patene ebenfalls zusätzlich diese Jahreszahl aufweist; vgl. Kdm. Künzelsau 172. Gleichzeitig mit der Beschaffung dieser Geräte dürfte auch auf dem älteren Kelch der Besitzvermerk angebracht worden sein.
  2. Vgl. Anm. 1.

Nachweise

  1. Pazaurek, Goldschmiedearbeiten, Taf. XXVI Nr. 1 (m. Abb.).
  2. LDA Esslingen, Fotoarchiv, Neg.-Nr. 13469 (Aufnahme 1957).
  3. Kdm. Künzelsau 172f. (m. Abb.).
  4. Rauser, Ingelfinger Heimatbuch 136 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 133 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0013301.