Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 130 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1500

Beschreibung

Grabplatte der Margaretha von Sickingen geb. Gockenschnabel. Im Westflügel des Kreuzgangs an der Innenseite zwischen den beiden nördlichen Fenstern aufgerichtet. Sandstein. Umschrift zwischen Linien, oben im Feld in zwei Zeilen fortgesetzt; im Feld Vollwappen in Relief. Stark verwittert, Oberfläche absandelnd (Schriftverlust).

Siehe Lageplan.

Maße: L. 188,5, B. 103, Bu. 7,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/2]

  1. A(nno) · d(omi)ni · m · ccccc · vff · dins/tag · vnser · libe(n) · f[ṛạṿẹ(n)]taga) · der · gebvrt · ist / · [– – – / . . . . .]eri(n) · Caspers · vo(n) · Sicki(n)ge(n)s · havsfrav // der · got gne[d]ị[g] / · sey ·

Datum: 8. September 1500.

Wappen:
Sickingen/Gockenschnabel1.

Kommentar

Auffällige Schriftmerkmale der gleichmäßig ausgeführten Gotischen Minuskel sind tief gespaltene Oberschäfte, das mit kleinem Oberbogen völlig in den Mittellängenbereich eingefügte g sowie z-förmiges Bogen-r. Der Versal am Beginn der Inschrift ist ein pseudounziales A mit geschwungenem Deckbalken und ebenfalls geschwungenem, die Schäfte nicht berührendem Mittelbalken. Der C-Versal ist geschlossen, wobei der Abschlußstrich Schaftbreite erreicht. Als Worttrenner dienen paragraphzeichenförmig verzierte Quadrangel.

Der Name Margareta Gockenschnabel ([Gockenschnabl]erin?) war offenbar im 19. Jahrhundert noch lesbar2. Die Gockenschnabel sind ein Öhringer Bürgergeschlecht, aus dem unter anderem der Kustos des Öhringer Stifts Johannes Gockenschnabel3 hervorging. Das Gockenschnabelsche Wappen findet sich auch auf zwei Gewölbeschlußsteinen in der Stiftskirche4, außerdem zusammen mit dem sickingischen Wappen an dem von Kaspar und Margareta von Sickingen 1494 gestifteten Margarethenaltar, der ursprünglich in der westlichen Einsatzkapelle des nördlichen Seitenschiffs stand und der sich jetzt in der nördlichen Seitenkapelle (ehem. Kapitelsaal, „Hölle“) befindet5. Der Ehemann der Verstorbenen, Kaspar von Sickingen, entstammt der zweiten Ehe Friedrichs von Sickingen zu Altweilnau mit Klara von Langenau. Er war ein Halbbruder des kurpfälzischen Rats und Hofmeisters Eitel von Sickingen6.

Textkritischer Apparat

  1. Auf einem um 1970 aufgenommenen Foto (Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften) sind die jetzt völlig zerstörten Buchstaben noch schemenhaft zu erkennen; danach die Ergänzung.

Anmerkungen

  1. Gespalten, vorn Sickingen, hinten Gockenschnabel (schreitender Storch mit zurückgeworfenem Hals); Helmzier: Sickingen. Zum Wappen Gockenschnabel vgl. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) IX. Bü 272 (Öhringen, Stiftskirche, Grabmäler): Zeichnung von Bayer, Bleistift/Tusche laviert.
  2. So jedenfalls überliefert in HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) IX. Bü 272 (Öhringen, Stiftskirche, Grabmäler); dort ist das Grabmal lediglich erwähnt, der Wortlaut der Inschrift ist nicht wiedergegeben.
  3. Vgl. Fischer, Beiträge 165; weitere Personennachweise bei Boger, Stiftskirche Öhringen 79.
  4. Vgl. nr. 70.A.
  5. Vgl. nr. 202 mit Anm. 2.
  6. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XI, Taf. 63; nicht aufgeführt bei Möller, Stamm-Taf. II, Taf. LXXVIf. Kaspar ist von 1467 bis 1492 und erneut 1500 urkundlich belegt und stand in Diensten des Grafen Kraft von Hohenlohe, vgl. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 21.

Nachweise

  1. Drös, Zur Heraldik 68 Abb. 6.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 130 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0013000.