Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 102 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1488

Beschreibung

Grabplatte der Magdalena von Morstein. Im Ostflügel an der inneren Wand zwischen den beiden mittleren Fenstern aufgerichtet. Sandstein. Umschrift zwischen Linien; im wannenartig eingetieften Feld die in Relief ausgeführte stehende Gestalt der Verstorbenen, die in einen langen Mantel gehüllt ist und in den zum Gebet zusammengelegten Händen einen Rosenkranz hält; zu Füßen zwei Wappen. Stark verwittert, vor allem in der linken Hälfte; die Fußleiste um ca. 6 cm beschnitten, Inschrift hier restlos abgewittert; rechte obere Ecke mit Zementmörtel ergänzt, Inschrift hier nachgehauen; das heraldisch rechte Wappen fast völlig zerstört.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 191 (Rest), B. 90, Bu. 6,2–6,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/4]

  1. Anno · d(omi)ni · M · cccc · lxxxviii / Am · dọnerstag · nach · vnser · frawena) · tag · lichtmesz · starb · die / [– – – / . . . . .]en · Caspars · von morsṭeịn der · zẹ[it · v]ogts · zv [· O]ringạẉẹ [·] hauszfrawe ·

Datum: 7. Februar 1488.

Wappen:
[Morstein]1, Neuffer2.

Kommentar

Am Beginn der Inschrift ist eine mit breiter Kerbe angelegte Minuskel mit starker Betonung der linksschrägen Brechungen verwendet. In der Mitte der rechten Schriftleiste wechselte der Steinmetz, offenbar in der Erkenntnis, daß der Platz andernfalls nicht ausreichen würde, in eine wesentlich schmalere Variante, die sich nicht nur in den Proportionen, sondern auch in den Einzelformen deutlich von der vorigen Schrift unterscheidet. Auch die Worttrenner sind verändert: Am Beginn der Inschrift sind paragraphzeichenförmig verzierte, danach nur mehr schmucklose Quadrangel gesetzt. Angesichts der deutlichen Schriftunterschiede ist auch nicht auszuschließen, daß die Grabplatte das Werk zweier Steinmetzen ist. Im ersten Abschnitt der Inschrift hat der geschwungene linke Schaft des A-Versals eine ein- oder zweimal eingekerbte Schwellung und wird innen von einer Haarlinie begleitet. Ebenso ist die Schwellung des gebogenen linken Schafts des M doppelt eingekerbt. Die charakteristische Gestaltung des A-Versals deutet auf die Hand desselben Steinmetzen hin, der auch die Öhringer Grabplatte des 1483 (?) verstorbenen Götz von Neuenstein (nr. 94) geschaffen hat.

Die Verstorbene entstammt einem Schwäbisch Haller Salzsiedergeschlecht. Sie war eine Tochter des Tuchers Klaus Neuffer d. J. und der Clara Seßler3. Ihr Bruder Hans Neuffer stiftete für sie und weitere Verwandte am 11. November 1494 eine Jahrzeit4. Ihr Ehemann Kaspar von Morstein ist 1492 gestorben (vgl. nr. 110)5. Aus der Ehe ging ein gleichnamiger Sohn hervor6.

Textkritischer Apparat

  1. Ab frawen Fortführung der Inschrift in wesentlich schmaleren Proportionen und mit schmalerer Kerbe.

Anmerkungen

  1. Linksgewendet. Von dem Mohrinnenrumpf sind nur noch die Umrisse schwach erkennbar.
  2. Schrägbalken, der Figur nach belegt mit drei Salzschaufeln (Werkzeuge der Pfänner). Dasselbe Wappen auf dem Epitaph der Margaretha Wetzel geb. Neuffer († 1581) in St. Michael in Schwäbisch Hall (Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften).
  3. Vgl. Wunder, Bürgerschaft 474 Nr. 6188, 6195.
  4. Ebd.
  5. Bei Biedermann, Ottenwald, tab. CCCLXXXIX–CCCXCI nicht aufgeführt.
  6. Vgl. Wunder, Bürgerschaft 474 Nr. 6188: 1506 zahlte sein Onkel Hans Neuffer für ihn in Hall Nachsteuer.

Nachweise

  1. Esenwein, Grabsteine, Nr. B2 (teilw.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 102 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0010206.