Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 85: Halle/Saale (2012)
Nr. 406† Wörmlitz, Petruskirche 1618
Beschreibung
Historische Nachricht, Bauinschrift mit Nennung der Kirchväter (A) und religiöse Spruchdichtung (B) unbekannter Ausführung an der inneren Westwand des Westturmes, spätestens beim Brand 1967 zugrunde gegangen.1)
Nach Kopitzke.
- A
A(NN)O 1617 den 31. OCTOB(RIS) SINT GLEICH HUNDERT JAHR VERFLOSSEN ALS DER HER LUTHERUS WIEDER DZa) BABSTUM AHNGEFANGEN ZU LEHREN DAHER AUCH AUF SOLCHE ZEIT EIN EVANGELISCHS JUBELFEST IN DEUTZLAND GEHALTEN UND A(NN)O 1618 DISE MAUR WIEDER ERBAUT DER BOGEN ERHÖT DIE CANZEL DER TAUFSTEIN DIE STULE NEU ZUGERICHT. WAR PFAR(HER)b) JOACHIM WARMUND. KIRCHENVÄTER VALENTH(IN) KALE. ANDRE(AS) LEHMAN UND DER MAURER MARTIN BEZEL.
- B
GOTS WORT UND LUT(HERS) LEHR.BLEIBT UND VERGEHT NIMERMEHR.2)
Versmaß: Zwei Reimverse (B).
Textkritischer Apparat
- DZ] Sic! Für DAZ.
- PFARHER] Ergänzt nach zeitgenössischer Gepflogenheit.
Anmerkungen
- Kopitzke 1968, S. 60; Barthmann 2006, S. 236, 239.
- Vgl. Löbe 1883, S. 26.
- Danneil 1918/19, S. 77–85; Schönstädt 1978, S. 28 f.
- DI 9 (Lk. Naumburg), Nr. 509.
- Barthmann 2006, S. 236–238.
- Dreyhaupt 2, 1750, S. 967.
Nachweise
- Kopitzke 1968, S. 61.
- Barthmann 2006, S. 236.
Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 406† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0040605.
Kommentar
Auf Vorschlag seines Hofpredigers Paul Röber hatte der evangelische Administrator des Erzstifts Magdeburg, Christian Wilhelm von Brandenburg, angeordnet, daß nach kursächsischem Vorbild der 31. Oktober 1617, der hundertste Jahrestag des Thesenanschlags Luthers, in den Kirchen des Erzstifts als Jubiläum der Reformation zu begehen sei,3) was in Wörmlitz offensichtlich auch geschehen ist. Zur Erinnerung an das Fest wurde auch in der Kirche des damals kursächsischen Dorfes Neidschütz 1617 eine Inschrift angebracht.4)
Die Erneuerung im Jahr 1618 galt noch der romanischen Kirche, die erst zwischen 1748 und 1751 ihre heutige Größe und Gestalt erhielt.5) Von den genannten Ausstattungsstücken ist nichts erhalten.
Joachim Warmund wirkte von 1597 bis 1638 in Wörmlitz. Er war der mittlere Vertreter einer Pfarrerdynastie, die über drei Generationen von 1579 bis 1645 das Wörmlitzer Pfarramt versah.6) Über die Kirchväter und den Maurer ist bislang nichts bekannt.