Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 396 Mötzlich, Pankratiuskirche 1617

Beschreibung

Grabmal aus Sandstein für den Pfarrer Christian Geisius, in die nördliche Außenwand der Kirche eingelassen. Ein reliefierter Auszug ist mit Beschlagwerk konturiert und einer Engelsflüchte besetzt. Auf der Platte Sterbevermerk mit biographischen Angaben (A) und Bibelzitat (B) blockweise eingehauen. Das untere Drittel der Platte stark verwittert.

Maße: H.: 168 cm (mit Auszug); B.: 74,5 cm; Bu.: 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    ANNO · 1617 · 17 · APRILS · IST · IN / GOT · VERSCHIEDEN · DER · EHRWI/RDIGE · ER · CHRISTIAN · GEISIVS / VON · WITTEN · BERCH · SEINES / ALTERS · 88 · IHAR · HAT · GELEBT · IN / HEILGEN · PREDIGMPTa) · 49 · INARb) / 3 · ZV · LVBEN · IN · DER · SCHLESIEN / 20 · ZV · SPIKENDORF · 26 · ALHIR / ZV · METLITZc) · IN · DER · ERSTEN · / EHE · 4 · KINDER · ERZOGEN · MIT / DER · THVGENTSAMEN · MARTHA / LIBOR[II ·] SCHMIDEN · WEILANT · / [B]VRGERS · ZV · WITTENBERG · / EHELICHEN · TOCHTERN · CHRIST/IANVM · IOHANNEM · ANNAM · / [- - -]NAM [- - -] AND/[- - -] CHRI/[- - -]d) [- - -] [- - -]M / [- - -] /

  2. B

    PS [- - -] GOTT SOe) [- - -] / [L]AS LEVCHTEN DEIN ANT[LITZ SO]f) / [GE]NESEN · VVIR1)

Kommentar

Die Cauda des G ist gespalten, die Cauda des R setzt unter dem Bogen am Schaft an. In der Regel stehen Punkte über dem I. Das Z hat einen geschwungenen unteren Balken. Die Sporen sind dreieckig. Als Worttrenner stehen Punkte, zwischen Grund- und Mittellinie springend.

Christian Geisius war bis 1562 an der Fürstenschule in Grimma (Sachsen),2) sicherlich als Lehrer, denn damals stand er nach Auskunft seiner Grabinschrift im 33. Lebensjahr. Wenn Geisius bis zum Ende seines langen Lebens als Pfarrer tätig war, dann muß er das Amt im schlesischen Lüben 1568, die Gemeinde von Spickendorf im Saalekreis (nordöstlich von Mötzlich) 1571 und schließlich die von Mötzlich 1591 übernommen haben.3)

Textkritischer Apparat

  1. PREDIGMPT] Sic! Für PREDIGTAMPT.
  2. INAR] Sic! Für IHAR.
  3. METLITZ] Sic! Für Mötzlich.
  4. CHRI[- - -] Ergänzung unklar.
  5. GOTT SO] Lesung unsicher.
  6. SO] Die Wortstellung und der Zeilenumbruch sind unsicher.

Anmerkungen

  1. Die letzten beiden Zeilen der Inschrift Ps 80,4 oder 80,8 oder auch 80,20.
  2. Pfarrerbuch 3, 2005, S. 219.
  3. Dieser biographische Abriß steht in Widerspruch zu den Angaben im Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Der Autor schreibt, Geisius sei erst 1569 in Wittenberg ordiniert und im selben Jahr als Substitut in Spickendorf angestellt worden; 1571 habe er das Pfarramt in Spickendorf übernommen; Pfarrerbuch 3, 2005, S. 219. Von der inschriftlich bezeugten Tätigkeit in Lüben, die der Spickendorfer Amtszeit vorausgegangen sein muß, weiß der Autor nichts.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 396 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0039603.