Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 303† Stadtgottesacker 1598

Beschreibung

Grabplatte für Katharina Puchbach, in der Bogenkammer 75 „auf der Erden liegend“,1) mit Grabbezeugung (A), biographischen Angaben und Sterbevermerk (B), heute verloren. Schriftform und Schriftausführung unbekannt.

Nach Olearius.

  1. A

    Epitaphion laudatissimae Matronae Catharinae Puchbachiae.

  2. B

    Nupta Salisgravio nuper Catharina sub arcu /Puchbachi placide nunc reqviesco mei. /Schenizio sata Patre, thori septena Marito /Lustra meo consors obseqviosa fui. /Conariae moriens animam tibi Christe fidelem /Corpus at hac terris condere mole dedi: /Qvando resurgendi mihi robur ab axe Redemtor /Reddet, ut hinc rapiar Judicis ante thronum, /Qvem fore propitium Crucis exaltatio spondet, / Ultima nam vitae lux fuit illa meae. /Anno Christi 1598. 15. Sept(embris)

Übersetzung:

A Epitaph der hochgelobten Frau Katharina Puchbach.

B Ich, Katharina, einst dem Salzgrafen vermählt, ruhe nun sanft unter dem Bogen meines Puchbach. Vom Vater, einem Schenitz, hervorgebracht, bin ich meinem Gemahl über sieben Lustren eine nachgiebige Ehegefährtin gewesen. Als ich in Könnern gestorben bin, habe ich dir, Christus, die gläubige Seele gegeben, der Erde hingegen den Leib, um ihn durch dieses Grabmal zu bedecken. Wann wird mir der Erlöser vom Himmel aus die Kraft zur Auferstehung geben, damit ich von hier vor den Thron des Richters geführt werde? Daß er versöhnlich sein wird, verbürgt (der Tag) der Kreuzerhöhung, denn jener war das letzte Licht meines Lebens. Im Jahr Christi 1598, am 15. (Tag) des September.

Versmaß: Fünf elegische Distichen (B).

Datum: 1598 September 14.

Kommentar

Das letzte Distichon spielt in verschlüsselter Weise auf den Zeitpunkt des Todes an. Katharina Puchbach sah am Tag der Kreuzerhöhung, dem 14. September, zum letzten Mal das Tageslicht, muß also am 15. noch vor Sonnenaufgang gestorben sein. Der Festtag des Kreuzes gewährte ihr Trost, erinnerte er doch an die Rechtfertigung durch Christi Opfertod, der alle Gläubigen mit Gott, dem himmlischen Richter, versöhnt.2) Katharina Puchbach war eine Tochter Antons, eines Bruders des 1535 hingerichteten Hans von Schenitz, und die 1564 angetraute, erste Ehefrau des Salzgrafen M. Johannes Puchbach (s. Nr. 352).3) Ihr Sterbeort, das Städtchen Könnern, liegt nördlich von Halle.

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 88.
  2. Vgl. Einleitung, S. XLI f.
  3. Zu K. Puchbach vgl. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 146 („Geschlechts-Register derer von Schönitz“).

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 75).
  2. Olearius 1674, S. 88.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 303† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0030309.