Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 212† Stadtgottesacker 1578

Beschreibung

Auf einem „Stein“1) am Boden der Bogenkammer 80 eine Weiheformel sowie biographische Angaben, Sterbevermerk, Stiftervermerk und Devise für Dr. Paul Goldstein, heute verschwunden. Die Schrift- und die Gesamtgestaltung des Grabmals ist nicht bezeugt.

Nach Olearius.

  1. CHRISTO REDEMTORIa) SACRUM. / Viro Clariss(imo) PAULOGOLDSTEIN J(uris) U(triusqve) Doct(ori) Duorum Marchionum (et)b)Electorum Brandeburg(ensium) Joachimi II. Patris (et)b) Joannis Georgii, Filii,Consiliario, Scabino in Salinis Saxonicis, aetatis annis 45. mens(ibus) 5. diebus10. completis, Salutis reparatae anno M.D.LXXVIII. die 8. Mensis Junii, cumReginam, Christianum (et)b) Paulum liberos praemisisset, pie in Domino defuncto marito, Patri, (et)b) Socero desideratissimo, moestissimi, vidua, liberi ac Gener,Catharina Barth. Christophor(us) Dürfeld J(uris) U(triusqve) Licent(iatus) F(ilii)Joachimus Casparus, Carolus Chilianus, Catharina Sabina (et)b) Maria, spe futuraeresurrectionis posuerunt. / JESU Christi Resurrectio, mea ad vitam resuscitatio.

Übersetzung:

Christus, dem Erlöser, geweiht. Dem hochberühmten Mann Paul Goldstein, Doktor beider Rechte, zweier Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg, des Vaters Joachim II. und des Sohnes Johann Georg, Hofrat, Schöffe in den sächsischen Salinen, der, nachdem er 45 Jahre, 5 Monate und 10 Tage (seines) Alters vollendet hatte, im 1578. Jahr des erneuerten Heils, am 8. Tag des Monats Juni, als er die Kinder Regina, Christian und Paul vorausgeschickt hatte, fromm im Herrn gestorben ist. Dem sehr vermißten Ehemann, Vater und Schwiegervater haben die Allerbetrübtesten, die Witwe, die Kinder und der Schwiegersohn, (nämlich) Katharina Barth, Christoph Dürfeld, Lizentiat beider Rechte, (und) die Söhne Joachim Kaspar, Karl Kilian (sowie) Katharina Sabina und Maria in der Hoffnung auf die zukünftige Auferstehung (dieses) errichtet. Die Auferstehung Jesu Christi ist meine Erweckung zum Leben.

Kommentar

Das ehrenvolle Amt des Scabinus in Salinis Saxonicis, das Paul Goldstein (1532–1578)2) bekleidete, war allem Anschein nach das eines Beisitzers am Schöffenstuhl zu Halle.3)

Die Familie Paul Goldsteins war mit der Familie Dürfeld mehrfach verschwägert. Die ebenfalls 1578 verstorbene Regina hatte erst im Jahr zuvor Christoph Dürfeld, einen Sohn Dr. Christoph Dürfelds, geehelicht. Ihre Schwester Maria heiratete 1590 Salomon von Schenitz (s. Nr. 274) und nach dessen frühem Tod Dr. Johann Wilhelm Dürfeld, einen anderen Sohn des Dr. Christoph Dürfeld. Beide Ehen Marias blieben kinderlos. Johann Wilhelm war ein Bruder Johann Heinrichs, der in der Bogenkammer 82 beigesetzt war (s. Nr. 454).4)

Textkritischer Apparat

  1. REDEMTORI] Sic!
  2. et] Olearius: et-Ligatur.

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 91.
  2. Das Todesjahr auch bei Hünicken 12, 1936, S. 68.
  3. Seine Tätigkeit am hallischen Schöffenstuhl ist bislang nicht nachgewiesen.
  4. Vgl. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 48 („Geschlechts-Register derer von Goldstein“) und S. 38 („Geschlechts-Register derer Dürfelde“). Auch hier ist der epigraphischen Überlieferung der Vorzug zu geben und der von Dreyhaupt postulierte Adelsstand der Familie Goldstein zu bezweifeln. Außerdem sind die beiden inschriftlich genannten, jung verstorbenen Söhne Paul Goldsteins, Christian und Paul, bei Dreyhaupt nicht verzeichnet und ist die Zuordnung der Ehefrau Regina Goldstein zu Dr. Christoph Dürfeld (dem Vater) nach dem Zeugnis vorliegender Inschrift wahrscheinlich falsch; vgl. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 38 („Geschlechts-Register derer Dürfelde“). Das Fehlen des Doktortitels deutet sicherlich daraufhin, daß es sich um den Sohn, einen Lizentiaten der Jurisprudenz, handelte.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2 o. S. (Nr. 80).
  2. Olearius 1674, S. 91.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 212† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0021203.