Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85 Anhang 1: Stadtgottesacker (2012)

A1, Nr. 46 Bogen 46 1566

Beschreibung

Bibelzitate (AA, AB), in zwei Textblöcken nebeneinander angeordnet; Stiftervermerk mit Widmung und Glaubensbekenntnis (C). Im Bogenscheitel ein Medaillon mit Wappen. Steinmetzzeichen am Pfeiler1) und am Gebälk darüber.2)

  1. AA

    IOB SPRICHT AM 19 ICH WEIS DAS [MA]Na) ERLOSER LEBET VND ER WIRD MICH HERNACH / AVS DER ERDEN AVEFERWECKENb) VND WERDE DARNACH MIT DIESER MEINER HAVT / VMBGEBEN WERDEN VND WERDE IN MEINEM FLEISC[H] GOTT SEHENc)3)

  2. AB

    CHRISTVS SPR[I]CHT ICH [B]IN DIE AVFFERSTEHVNG VND DAS LEBEN WER A[N] / MICH GLEVBT DER WIRD [L]EBEN OB ER GLEICH STVRBE VND WER DA LEBET / VND GLEVBET AN MICH DER WIRD NIMER MEHR STERBEN IOHANIS AM XI4)

  3. C

    DIESENd) 35. SCHWIBOGEN HABEN DIE ERBARNNe) MARTINVS VND [MICHAEL] DIE STVTZINGf) [GEBRV]DER ZV EHRN IHREM GESC//HLECHTEg) AVCH ZV BEKE[N]TNVS DER FREVDENREICHEN AVFFERSTEHVNG DER TODEN ERBAVEN LASSEN [WELC]HER VOLBRACHT / IST A(NN)O. D(OMI)NI.h) 1566.

Wappen:
Stützing5)

Kommentar

Als Satzzeichen in C dienen Dreiecke auf der Grundlinie.

Michael Stützing hatte sich 1550 in Wittenberg immatrikuliert und war 1557 und 1562 zum Talschöffen sowie 1564 zum Ratsverwandten gewählt worden.6) Der frühe Tod Michaels im Jahr 15667) mag dessen Bruder Martin bewogen haben, einen Schwibbogen zu errichten. Martin Stützing war bereits 1543 an der Universität Wittenberg eingeschrieben worden; 1548 hatte er in der Marktkirche seiner Heimatstadt geheiratet. 1557 in den Rat gewählt, bewährte er sich in mehreren Ämtern: 1565 wurde er Achtmann und 1567 Kirchvater der Ulrichskirche, 1566 Ratskämmerer sowie 1573 und 1576 Ratsmeister. Allem Anschein nach amtierte Martin Stützing neben seinem Ratsamt 1568 und 1571 auch als Oberbornmeister. 1586 ist er gestorben.8)

Textkritischer Apparat

  1. MAN] Sic! Für MEIN; fehlerhafte Restaurierung.
  2. AVEFERWECKEN] Sic!
  3. SEHEN] Es folgen Zierschleifen.
  4. DIESEN] Der erste Buchstabe überhöht.
  5. ERBARNN] R in kleinerem Schriftgrad in E eingestellt.
  6. STVTZING] Über V Doppelstrich für den Lautwert Ü. Ergänzung nach Olearius STVTZINGE wegen Platzmangels fraglich.
  7. GESCHLECHTE] Nach dem vierten Buchstaben Unterbrechung durch das Wappenmedaillon. Der rechte Schaft des zweiten H irrtümlich mit einem Deckbalken versehen.
  8. ANNO DOMINI] Kürzung durch Kompendienstriche.

Anmerkungen

  1. Siehe Anhang 2, Nr. 42, 58.
  2. Ebd., Nr. 60.
  3. Hi 19,25–26 nach Luther; vgl. Volz 1972, S. 937.
  4. Jh 11,25–26.
  5. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, Taf. XXIX.
  6. StAH H B 2, S. 84; ebd., fol. 85v, 86v; Götze 1869, S. 149.
  7. Hünicken 15, 1939, S. 69.
  8. StAH H B 2, S. 80, 82 f., 85, 88, 90; ebd., fol. 88r, 89r; Röber 1618a, S. 170, 172; Olearius 1667, S. 69; Dreyhaupt 1, 1749, Beylage A, S. 89; Dreyhaupt 2, 1750, S. 343 und Beylage B, S. 174 („Geschlechts-Register derer Stützinge“); Götze 1869, S. 147; Hofestädt 2004, S. 69.

Zitierhinweis:
DI 85 Anhang 1, Stadtgottesacker, A1, Nr. 46 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004a1004601.