Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 508† Stadtgottesacker 1646 (?)

Beschreibung

Zwei Flügel aus Blech am Grabstein für Augustin Rosch und Balthasar Schicketantz, heute verloren. Die Inschriften mit Grabbezeugung für A. Rosch und Sterbevermerk für B. Schicketantz sowie Segenswunsch (A) und Bibelzitaten (B–E) auf den Außenseiten der Flügel angebracht, die ein „Gemäld des gecreutzigten Heylandes, darunter 10. Manns- und 4. Weibs-Personen knien“, verdecken.1) Schriftform und Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. A

    Allhier ruhet in GOtt, der weiland Erbare und Nahmhafte M(eister) Augustin Rosch, Garkoch allhier, welcher sich mit der Erbarn und Tugendsamen Fr(au) Marien Bernsteins in ein Christlich Ehgelöbnüß eingelassen, den 14. Sept(embris) 1636. hat in wärenden Ehstand mit Jhr gezeuget, 3. Söhne und 1. Tochter. Ferner hat sie sich mit dem Erbaren und wohl geachten M(eister) Balthasar Schicketantz, Fürstl(ichen) Mundkoch in Christl(ichen) Ehstand begeben, den 27. Octob(ris) 1646. mit welchen sie 1. Sohn Gottfried, gezeuget, der Vater ist auch im HErrn entschlaffen. GOtt wolle den Verstorbenen (et)c.a)b)

  2. B

    Offenb. 11.c) Selig sind die Todten (et)c.a)2)

  3. C

    Weish. 3. Der Gerechten Seelen (et)c.a)3)

  4. D

    Matth. 10.d) Des Menschen Sohn ist kommen (et)c.a)4)

  5. E

    Rom. 10. Christus ist des Gesetzes Ende (et)c.a)5)

Kommentar

Vermutlich hat Maria Bernstein das Grabmal erst nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns setzen lassen. Der zweite, Balthasar Schicketantz, ist am Hof des Administrators August von Sachsen tätig gewesen6) und vielleicht schon bald nach Eheschließung und Geburt seines einzig inschriftlich genannten Kindes Gottfried gestorben.

Textkritischer Apparat

  1. etc.] Olearius: et-Ligatur und c.
  2. Schrägstriche bei Olearius wurden durch Kommata ersetzt.
  3. 11.] Sic!
  4. 10.] Sic!

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 151 f. Der Grabstein ist nach dem Tod eines Martin Sturm 1669 vermutlich zum zweiten Mal beschriftet worden. Vielleicht haben Sturms Erben auch das Gemälde in Auftrag gegeben, da die Zahl der abgebildeten Männer und Frauen nicht mit der in vorliegender Grabinschrift genannten übereinstimmt. Die Wieder- oder Weiterverwendung älterer Grabmäler ist auch an anderer Stelle bezeugt; s. Nr. 436.
  2. Off 14,13.
  3. Wsh 3,1.
  4. Mt 11,19 oder 18,11.
  5. Rö 10,4.
  6. Siehe auch Thiele 2011, S. 190.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 3, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 152.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 508† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0050804.