Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 493 Dom 1642

Beschreibung

Epitaph (?) aus Holz für den in schwedischen Diensten stehenden „Capitajn“ Christoff de Mortaigne, ehemals über der Nordempore angebracht. Gerahmte, „mit schwartzen Sammet“ bespannte Tafel;1) an den seitlichen Rahmenteilen Konsolen und Säulen, die ein Gesims tragen. Auf der oberen und der unteren Rahmenleiste je drei einzelne Diamantquader, von gesägtem Beschlagwerk eingefaßt. Unterm Gesims noch zwei kleine Konsolen. In der Mitte des Epitaphs eine rautenförmige Holztafel mit aufgemaltem Wappen und umlaufend aufgemaltem Sterbevermerk. Die Rahmenarchitektur und die Bespannung beschädigt.

Maße: H.: 209,5 cm; B.: 196 cm; Bu.: 2,5–2,8 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. An(n)o 1.6.42. In der Schlacht Beij Leibzig ist Herr / Christoff de Mortajgne, der konigl(ichen) Maij(estä)ta) in Schwede(n) / Bestalter Capitajn, vnter dem Herrn General Major / Mortajgne geblieben, seines Alters 25 Jahr.

Wappen:
Mortaigne2)

Kommentar

Die schmuckarme Schrift weist einen schwankenden Schriftgrad auf. Auffällig ist die häufige Verwendung der i-longa. Kürzungen sind durch Doppelpunkte oder überschriebenen Strich gekennzeichnet.

Christoff de Mortaigne ist ein Verwandter des schwedischen Generalmajors Kaspar Kornelius de Mortaigne (1609–1647) gewesen, unter dessen Führung er kämpfte und am 23. Oktober 1642 fiel. Dieser, ein Berufssoldat flämischer Herkunft und reformierten Glaubens, diente seit 1637 als Oberst im schwedischen Heer und stieg 1641 zum Generalmajor auf. Er bewährte sich am 23. Oktober in der Schlacht bei Breitenfeld (nördlich von Leipzig), als die Schweden unter Lennart Torstenson über ein kaiserliches Heer unter Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich und Octavio Piccolomini siegten. 1647 trat er in den Dienst der Landgräfin Amalie von Hessen-Kassel und starb noch im selben Jahr an einer schweren Verwundung.3)

Das mutmaßliche Epitaph hat eine ungewöhnliche Gestaltung. Aus der großen, dunklen und wohl auch samtig schimmernden Fläche leuchtete das ursprünglich goldfarben angelegte und mit Weiß gehöhte Wappen4) sowie die mit goldener Farbe ausgeführte Inschrift wie kostbarer Goldschmuck heraus. Dieser Effekt läßt sich heute leider wegen Verschmutzung und Beschädigung des gesamten Epitaphs und Verblassen der Bemalung nicht mehr ohne weiteres nachvollziehen.

Textkritischer Apparat

  1. Maijestät] Sic!

Anmerkungen

  1. Die von Olearius 1674, S. 158 beschriebene samtartige Oberfläche des Stoffes ist in Resten erhalten. Die ursprüngliche Färbung hingegen ist unsicher; der Stoff könnte – auch schon seit Olearius’ Zeit – verschossen sein.
  2. In Gold ein rotes Kreuz; Hz.: zwei Hirschläufe; vgl. Rietstap 2, 1972, S. 265; Rolland 2, 1967, Pl. CCIL.
  3. ADB 22, 1885, S. 339 f. (Poten). Zur Schlacht bei Breitenfeld s. Bedürftig 1998, S. 32 f.
  4. Diese Beobachtungen zur Ausführung des Ganzen sind Herrn Dr. Gerhard Richwien, Halle (Saale), zu verdanken.

Nachweise

  1. Olearius 1674, S. 158.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 493 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0049304.