Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 475† Stadtgottesacker 1636

Beschreibung

„Auff einem Stein in der Wand“ der Bogenkammer 281) Sterbevermerk für Anna Wogau, Grabbezeugungen und Stiftervermerk mit Widmung, heute verloren. Die Schriftform und die Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. Piae memoriae, Primae, Amatissimae Fidissimaeqve D(octoris) GOTTFRIDI OLEARII, ad D(ivi) Ulrici t(otius) t(ituli) Pastoris (et)a) Scholarchae, Conjugis, ANNAE, JOH(ANNIS) DAVIDIS WOGAVII, (et)a) CATHARINAE STRASSIAE, Virtute (et)a) Sangvine Nobil(ium) Parentum, Qvorum hic qvoqve cineres a latere conditi, Filiae florentissimae, Unicae prolis, Joh(annis) Gottfridi, Matri desideratissimae, Epidemia proh dolor lue, Anno Christi M DC XXXVI. d(ie) 3. Sept(embris) aetatis 24. conjugii vero 2. maturo nimis at beato fine, qvo Parentes (et)a) sorores brevi antegressa, terris ereptae. Pro extremo mutui amoris munere, spe futurae resurrectionis (et)a) conversationis in coelo laetissimae, Maritus H(oc) M(onumentum) L(ibens) M(erito) Q(ve) P(oni) C(uravit).

Übersetzung:

Dem frommen Gedenken der ersten, sehr geliebten und treuesten Ehefrau des Doktor Gottfried Olearius, Oberpfarrer an St. Ulrich und Schulinspektor, Anna, der blühenden Tochter des Johannes David Wogau und der Katharina von der Strassen, der durch Tugend und Herkunft geadelten Eltern, deren Aschen auch hier zu (ihren) Seiten beigesetzt sind, des einzigen Kindes Johannes Gottfried sehr vermißten Mutter, die durch eine Pestseuche, oh Schmerz, im Jahr Christi 1636, am 3. (Tag) des September, im 24. (Jahr ihres) Alters (und) im 2. (ihrer) Ehe zu einem allzu frühen, aber seligen Ende, wohin sie den Eltern und Schwestern um kurze Zeit vorangegangen, der Welt entrissen worden ist. Als letztes Geschenk der gegenseitigen Liebe, in der Hoffnung auf die zukünftige Auferstehung und die fröhliche Aufnahme in den Himmel ließ der Ehemann dieses Grabmal mit Freuden und gebührend setzen.

Kommentar

Die Pestepidemie des Jahres 1636 hat einen großen Teil der Familie des Johann David Wogau weggerafft (s. Nr. 476). Gottfried Olearius, der Gemahl der Anna Wogau, überlebte, wurde 1647 Pfarrer an der Marktkirche und Superintendent von Halle und starb hochbetagt im Jahr 1685 (s. Nr. 510). Die vorliegende Grabinschrift erwähnt als einzige jene Seuche, die der Dichte der epigraphischen Überlieferung zufolge im Mai und im August 1636 besonders viele Todesopfer forderte. Das Grabmal für Anna Wogau ist sicherlich mit dem der Eltern gesetzt worden, da in seiner Inschrift auf das Grab der erst im Oktober 1636 gestorbenen Eltern Bezug genommen wird (hic qvoqve cineres a latere conditi).

Textkritischer Apparat

  1. et] Olearius: et-Ligatur.

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 34.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 28).
  2. Olearius 1674, S. 34.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 475† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0047500.