Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 455 Stadtgottesacker 1633

Beschreibung

Epitaph aus Sandstein für Dr. Christoph Krause, heute in den Boden der Bogenkammer 83 eingelassen. Querrechteckiger, schlichter Sockel mit einer Totenlob und Grabbezeugung einschließenden Spruchdichtung (B), darüber eine hochrechteckige Reliefplatte mit schmalem Rand und Blendnische im eingetieften Binnenfeld. Darin Ganzfigur des Verstorbenen, eines Mannes mit halblangem Haar, Oberlippen- und Kinnbart, bekleidet mit Kniehose, Wams und kurzem Mantel, mit der rechten Hand den Mantel aufschlagend, mit der linken den Degengriff umfassend. Im linken Zwickel über dem Nischenbogen ein Vollwappen, im rechten Ohrmuschelwerk. Darüberliegend ein Aufsatz in Form einer querovalen, teilweise verwitterten Inschriftkartusche mit Knorpelwerkrahmung, darin eine Weiheformel, der Sterbevermerk, ein Totenlob und ein Stiftervermerk (A). Sämtliche Inschriften eingehauen.

Ergänzungen teilweise nach Olearius.

Maße: H.: 289 cm (alle Teile); B.: 112 cm (Aufsatz), 100 cm (die übrigen Teile); Bu.: 2,8–3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A),

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. A

    D(EO) M(AXIMO) S(ACRVM) / CHRISTOPHORO CRVSIO, DOCTORI / I(VRIS) C(ONSVL) TO,a) DICASTERIb) ADSESSORIc) / ADVOCATO, PHILOSOPHO, / PHILOLOGO, ORATORI, / AD INVIDIAM MAGNO : / D(IE) XIV M(ENSIS) (SEXTILIS)d) M. D. CXXXIII.e) / [ANN(O) AET(ATIS) 33. DE]NATO / [F(IERI) F(ECERVNT) MOESTISSIMAE MATER (ET) VIDVA]

  2. B

    Wann Verstand Gedächtnüs Thugendt, /Kunst Beredsamkeit Vndt Jugendt, /Könten Wieder Den Todt Obsiegn, /Doctor Crause Solt Hie Nit Liegn.1)

Übersetzung:

A Gott, dem Höchsten, geweiht. Doktor Christoph Krause, Rechtsgelehrter, Beisitzer des Schöffenstuhls, Rechtsanwalt, Philosoph, Philologe, großer Streiter gegen das Unrecht, der am 14. Tag des Monats August 1633 im 33. Jahr (seines) Alters gestorben ist, haben die sehr betrübten Mutter und Witwe (dieses Grabmal) fertigen lassen.

Versmaß: Vier Reimverse (B).

Wappen:
Krause2)

Kommentar

Die Cauda des G ist eingestellt; sämtliche Versalien sind überhöht. Als Kürzungszeichen dienen Punkte auf der Grundlinie.

Der Schöffe Christoph Krause3) war ein Sohn von Augustin und Margareta Krause (s. Nr. 507). Seine Ehefrau war Concordia, Tochter des Arztes Lazarus Susenbeth aus Naumburg.4)

Textkritischer Apparat

  1. IVRIS CONSVLTO] Befund: IC· TO. Das zweite Buchstabenpaar steht in kleinerem Schriftgrad auf der Zeilenmitte.
  2. DICASTERI] Sic! Für DICASTERII.
  3. ADSESSORI] Sic! Für ASSESSORI. Hier auch der letzte Buchstabe überhöht.
  4. SEXTILIS] Befund: VITILIS, d. i. August. Nach dem zweiten Buchstaben stand möglicherweise noch ein Buchstabe oder ein Zeichen.
  5. M. D. CXXXIII.] M als liegende Acht dargestellt und D aus einem Schaft und einem nach links geöffneten Bogen gebildet; beide wie das folgende C in kleinerem Schriftgrad geschrieben.

Anmerkungen

  1. Vgl. Michaelis 1714, S. 369; Grabinschrift der Dresdner Frauenkirche in einer dem weiblichen Geschlecht der Verstorbenen angepaßten Textvariante.
  2. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, Taf. XXVII.
  3. Ockel 1700, S. 208; Dreyhaupt 2, 1750, S. 453.
  4. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 80 („Geschlechts-Register derer Krausen“).

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 83).
  2. Olearius 1674, S. 93.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 455 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0045508.