Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 441† Stadtgottesacker 1628

Beschreibung

Grabmal für Anna Gerlach in der Nähe der 74. Bogenkammer, heute verloren. Die Schriftform und die Art der Ausführung der Inschriften – Grabbezeugung, Sterbevermerk und Segenswunsch (A), Bibelzitate (B–E) – nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. A

    Allhier lieget und ruhet des am 11. Tag. Aug(usti) Anno 1616 im HErrn verschiednen H(err)n M(agistri) Nicolai Gerlachs, der Schul allhier gewesenen Pro=Rectoris eheleibliche und H(err)n Johann(is) Benckers, Diaconi Mauritiani in die 6. Jahr weniger 9. Tage gewesene liebe Pflege=Tochter Anna, so den 25. Aug(usti) Anno 1628. zu Abend zwischen 10. und 11. Uhr sanfft und still entschlaffen, ihres Alters 14. Jahr, 10. Wochen und 3. Tage, welcher GOtt am Jüngsten Tage eine fröliche Aufferstehung zum ewigen Leben verleihen wolle.a)

  2. B

    Joh. 14. Jch lebe und Jhr (et)c.b)1)

  3. C

    Hiob. 19. Jch weis daß mein Erlöser (et)c.b)2)

  4. D

    Luc. 8. Weinet nicht, Sie ist nicht gestorben (et)c.b)a)3)

  5. E

    Marc. 5. Talitha Kumi, Mägdlein ich sage dir stehe auff.a)4)

Kommentar

Die üblichen, Auferstehung und ewiges Leben verheißenden Zitate aus Johannes und Hiob werden hier um solche ergänzt, die sich auf die konkrete Situation, den Tod der jungen Anna Gerlach, beziehen lassen. Die Zitate aus dem Lukas- und dem Markus-Evangelium überliefern dasselbe Ereignis, die Erweckung eines toten Mädchens durch Jesus, das mit ähnlichen Worten erzählt wird. Sie werden hier als Versprechen der Auferstehung und Erlösung wiedergegeben.

Annas Vater, Magister Nikolaus Gerlach, war möglicherweise mit dem 1580 verstorbenen gleichnamigen Schulmeister vom Neuen Markt verwandt (s. Nr. 219). Darauf deuten der gleiche Name und die gleiche Profession hin. Gerlach war 1593 Konrektor des Stadtgymnasiums geworden.5)

Textkritischer Apparat

  1. Schrägstriche bei Olearius wurden hier durch Kommata ersetzt.
  2. etc.] Olearius: et-Ligatur und c.

Anmerkungen

  1. Jh 14,19.
  2. Hi 19,25.
  3. Lk 8,52.
  4. Mk 5,41.
  5. Mittag 2, 1747, S. 72; Dreyhaupt 2, 1750, S. 198.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 3, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 127 f.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 441† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0044104.