Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 435† Stadtgottesacker 1626

Beschreibung

„Inwendig an der Wand“ der Bogenkammer 451) ein Sterbevermerk und eine Grabbezeugung für Andreas Bauße und mehrere Angehörige seiner Familie. Schriftform und Art der Schriftausführung sind nicht überliefert. Es könnte eine Wandinschrift wie in Bogenkammer 75 oder ein eigenständiges Grabmal gewesen sein.

Nach Olearius.

  1. Hac tumba conduntur ossa (et)a) cineres ANDREAE BAUSSII, Viri dum in vivis erat Optimi, optime de Patria, suisq(ve); qvotqvot erant, meriti, J(uris) U(triusqve) C(onsulti) solertissimi (et)a) Senatoris, qvi dum qvadragesimum aetatis annum vix ingressus, animam vere Christianam inter vota precesqve (et)a) spem beatae in CHRISTO resurrectionis exhalavit, IX. Sept(embris) Anno M DC XXVI. Relicta vidua Regina Prageriana, matrona honestissima, (et)a) filiolo unico Joachimo Reinhold, cum filiabus binis, Charitate Elisabetha, Maria Catharina, reliqvis, qvos genuit, Daniele, Sigfrido, Joh(anne) Friderico, Christiano, Sigismundo, (et)a) Arnoldo Gotthilf, filiis bonae indolis (et)a) filiabus Regina Dorothea (et)a) Clara Sophia secum huc pertractis. / Conjunctissimae hae animulae aeterna nunc qviete fruuntur, sed cineres JESU CHRISTI adventum vocemqve Archangeli de coelo expectant.

Übersetzung:

In diesem Grab werden die Gebeine und Asche des Andreas Bauße bewahrt, des vortrefflichsten Mannes, solange er unter den Lebenden weilte, der sich um (seine) Vaterstadt und die Seinen, so viele es waren, verdient gemacht hat; des Rechtsgelehrten (und) geschicktesten Ratsherrn, der, als das vierzigste Jahr (seines) Alters begonnen hatte, seine wahrhaft christliche Seele unter Bitten und Gebeten in der Hoffnung auf die selige Auferstehung in Christus am 9. (Tag) des September im Jahr 1626 ausgehaucht hat. Mit ihm waren durch die hinterbliebene Witwe Regina, eine geborene Prager, (seine) höchst ehrenwerte Ehefrau, und das einzige Söhnchen Joachim Reinhold mit den beiden Töchtern Charitas Elisabeth und Maria Katharina die übrigen Söhne (seiner) guten Nachkommenschaft, die er zeugte, Daniel Siegfried, Johann Friedrich, Christian Sigismund und Arnold Gotthilf, und die Töchter Regina Dorothea und Clara Sophia hierher gebracht worden. Die vereinten kindlichen Seelen erfreuen sich nun friedlich der ewigen Ruhe, ihre Aschen aber erwarten die Ankunft Jesu Christi und die Stimme des Erzengels vom Himmel (her).

Kommentar

Der Pfänner Andreas Bauße, geboren am 14. September 1587, seit 1617 Worthalter der Vierherrn,2) starb 1626 wie vier seiner Söhne und zwei seiner Töchter an der Pest. Von den Angehörigen seiner Familie überlebte dieses Pestjahr nur seine Gemahlin und seine zwei-, drei- bzw. fünfjährigen Kinder Joachim Reinhold, Maria Katharina und Charitas Elisabeth. Die anderen sind der Formulierung secum huc pertractis zufolge alle auf dem Stadtgottesacker beigesetzt worden.

Textkritischer Apparat

  1. et] Olearius: et-Ligatur.

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 47.
  2. StAH H B 2, S. 110, 112 f., 115. Der Geburtstag von A. Bauße bei Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 10 („Geschlechts-Register der Baußen“). Demnach wäre er noch vor Vollendung seines 39. Lebensjahres gestorben.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 45).
  2. Olearius 1674, S. 47 f.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 435† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0043506.