Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 419† Stadtgottesacker 1622 (?), 1632 (?)

Beschreibung

„Ein gantz Meßingen Epitaphium“ für Matthäus Freins und Katharina Gräfe „inwendig an der Wand“ der Bogenkammer 19, heute verloren. „Oben stehet der Salvator, dabey“ zwei Bibelzitate (A, B). „Hierunten der gecreutzigte Heyland, und unter dem Creutz unterschiedl(iche) kniende anbetende Personen. Umher“ zwei Devisen (C, D), „zu beyden Seiten“ Bibelzitate (E, F). „Unten aber“ Sterbevermerke und Segenswünsche (G, H).1) Die Schriftform und die Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. A

    Joh. 11. Jch bin die Aufferstehung etc.2)

  2. B

    Joh. 14. Jch bin der Weg. etc.3)

  3. C

    CHristi Todt mein Leben.

  4. D

    CHristi Blut mein Erbgut.4)

  5. E

    Phil. 1. CHristus ist mein Leben etc.5)

  6. F

    Jch habe Lust abzuscheiden etc.6)

  7. G

    Anno CHristi 1562. den 29. Augusti ist der Ehrenveste Mattheus Freins Fürstl(ich) Magdeb(urgischer) Secretarius, zu Schleiden in Ampt Jülich gebohren, und in GOtt selig entschlaffen, den 8. Martii 1632. Seines Alters im 70. Jahr. Der Seele GOtt genade.a)

  8. H

    Anno 1622. den 18. Decembr(is) ist die Tugendsame Frau Catharina Gräfin, Matthei Freins ehl(iche) Hausfrau in GOtt selig entschlaffen ihres Alters 67. Jahr. Hat mit ihrem Ehwirth 30. Jahr im Ehstande gelebet. Der Seele GOtt genade.a)

Kommentar

Bilder und Texte des Epitaphs sind gänzlich auf das erlösende Opfer Christi ausgerichtet. Der Tod des Menschen erscheint geradezu als erstrebenswert (F), weil durch ihn das höchste und einzig beständige Gut, das ewige Leben, erlangt wird, das durch das Opfer Christi dem Gläubigen geschenkt worden ist (C).7)

Die Familie der Katharina Gräfe (1555–1621) ist gut bezeugt. Ihr Vater war der Oberborn- und Weinmeister Lorenz Gräfe (1523–1560),8) der testamentarisch veranlaßt hatte, diese Bogenkammer zu bauen (Anhang 1, Nr. 19). Wegen der engen Verwandtschaft war es wohl möglich, hier auch der Eheleute Freins zu gedenken.

Das Epitaph war vermutlich aus einzelnen Messing- oder Bronzeteilen zusammengesetzt und sicherlich eines der aufwendigsten des Stadtgottesackers gewesen. Da es der Beschreibung zufolge von Anfang an beiden Eheleuten gewidmet war, ist nicht zu entscheiden, nach wessen Tod es gefertigt worden sein könnte.

Textkritischer Apparat

  1. Die Schrägstriche bei Olearius wurden hier durch Kommata ersetzt.

Anmerkungen

  1. Alle Zitate nach Olearius 1674, S. 22 f.
  2. Jh 11,25.
  3. Jh 14,6.
  4. Wohl analog zu Wander 1, 1867, Sp. 536 („Christus“, Nr. 4).
  5. Phl 1,21.
  6. Phl 1,23.
  7. Vgl. Einleitung, S. XLI f.
  8. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 51 („Geschlechts-Register derer Gräfen“).

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 19).
  2. Olearius 1674, S. 22 f.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 419† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0041909.