Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 408(†) Dom 1619

Beschreibung

Epitaph für Hedwig Elisabeth von Rheden, Holz, geschnitzt und gefaßt, mit fünf Tafelbildern, an der nördlichen Innenwand der Kirche angebracht. Der Unterhang als Rahmen mit Pilastern ausgebildet, darin das Porträt der Verstorbenen. Hauptgeschoß aus Sockel mit Inschriftkartusche und großem Gemälde mit der Versiegelung der Auserwählten.1) Auf der Sockelebene seitlich Postamente, die auf der Bildebene Säulen mit weit hervortretenden Gebälkstücken tragen. Am Sockel drei Vollwappen, an den Postamenten je drei Vollwappen einer achtteiligen Ahnenprobe. In den Seitenhängen Gemälde der Kreuzigung (links) und Kreuzabnahme (rechts). Im zweiten Geschoß ein Gemälde der Himmelfahrt Christi, von gewundenen Säulen und Gebälk eingefaßt. Sämtliche Teile mit reichem Knorpelwerk verziert. Die Farbfassung des Schnitzwerks zu großen Teilen, der aufgemalte Sterbevermerk vollständig verloren. Die Schriftform unbekannt.

Nach Olearius.

Maße: H.: ca. 500 cm; B.: ca. 330 cm.

  1. Die Edle und Ehrentugendreiche Jungfrau Hedwig Elisabeth von Rheden,a) Fürstl(ich) Magdeb(urgische)b) Hoff=Jungfr(au) starb selig den 8. May 1619.

Wappen:
Rheden3)
verloren Klencke4)
Kampe5) unkenntlich6)
Mandelsloh7) unbekannt8)
unkenntlich9) unbekannt10)

Kommentar

Die Identifizierung erfolgte nach der knappen Beschreibung des Epitaphs bei Olearius, der u. a. die einzelnen Gemälde erwähnt.11) Dort heißt es aber auch, daß die Inschrift um das Porträt („Conterfait“) herum gestanden haben soll, was nicht ohne weiteres nachvollziehbar ist.

Die aus braunschweigischem Adel stammende Hedwig Elisabeth von Rheden (1599–1619)12) war als Hoff=Jungfrau der 1615 mit Christian Wilhelm von Brandenburg verehelichten Herzogin Dorothea von Braunschweig-Wolfenbüttel nach Halle gekommen.13) Die Ahnenprobe läßt drei Wappen der väterlichen Linie erkennen – soweit unter den gegebenen Umständen überhaupt etwas erkennbar ist. Ein viertes, gut identifizierbares Wappenbild14) konnte aber keiner der in der Leichenpredigt angegebenen Ahnenfolgen15) zugeordnet werden.

Textkritischer Apparat

  1. Rheden,] Olearius: Rheden /.
  2. Fürstlich Magdeburgische] In moderner Schreibweise ergänzt.

Anmerkungen

  1. Nach Off 7. Der Komposition liegt ein Holzschnitt Albrecht Dürers zugrunde; vgl. Hofestädt 2010, S. 102.
  2. Wegen der Anbringungshöhe nicht vermessbar.
  3. Siebmacher 1605, S. 199.
  4. Ebd., S. 205; Siebmacher II, 9, Taf. 11; ebd. II, 2, Taf. 4.
  5. Linksgewendet; vgl. Siebmacher II, 2, Taf. 2.
  6. Hz.: Hirschkopf?
  7. Siebmacher 1605, S. 201; Siebmacher II, 9, Taf. 13.
  8. Zwei Balken; Hz.: Büffelhörner.
  9. Hz.: Büffelhörner?
  10. Schräggeteilt, rechts gestuft?
  11. Olearius 1674, S. 162.
  12. Zur Familie s. Kneschke 7, 1867, S. 389–391.
  13. Röber 1619, fol. Jr, Jiir. Zu Christian Wilhelm von Brandenburg s. Einleitung, S. XVIII f.
  14. Vgl. Anm. 8.
  15. Vgl. Röber 1619, fol. Jv.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 5, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 162.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 408(†) (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0040809.