Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 364† Stadtgottesacker 1610

Beschreibung

„Grabmal“1) für Dr. Balthasar Brunner, einst in der Bogenkammer 57, heute verloren. Weiheformel, biographische Angaben, Sterbe- und Stiftervermerk mit Widmung (C) sowie Bibelzitate (A, B, D, E). Die Gesamtgestaltung ebenso wie die Schriftform und die Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. A

    Joh. 11. Jch bin die Aufferstehung etc.2)

  2. B

    Offenb. 2. Sey getreu bis in den Tod etc.3)

  3. C

    D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRUM) / D(OMI)N(O) BALTHASARI BRUNNERO Philosophiae (et)a) Medicinae Doct(ori) celeberrimo, Elect(oris) Sax(oniae) Christiani I. (et)a) Principum Ascan(iensium) Archiatro, Duarum Conjugum, Marthae Laureae, primae, (et)a) Elisabethae Holtzvvirthin secundae Marito, XIV. liberorum VII. praemortuorum (et)a) VII. superstitum Parenti civi (et)a) viro bono, postqvam vixisset annos 61.b) (et)a) febri acuta correptus vitam cum morte commutasset, Anno MDCX. die 16. Julii hora 7. pomeridiana, Filii tres superstites, Epitaphio solenni, ab ipso vivo in aedibus D(ivo) Ulrico sacris posito, ad jussum Parentis extremum, in ipsius gratissimam memoriam hoc monumentum extrui curaverunt.

  4. D

    Hiob. 19. Jch weis daß mein etc.4)

  5. E

    Ezech. 37. Siehe spricht der HErr etc.5)

Übersetzung:

C Gott, dem Besten und Höchsten, geweiht. Dem Herrn Balthasar Brunner, dem hochgefeierten Doktor der Philosophie und der Medizin, Leibarzt Christians I., Kurfürst von Sachsen, und der Fürsten von Anhalt, zweier Ehefrauen, der ersten, Martha Laurea, und der zweiten, Elisabeth Holtzwirth, Gemahl, dem Vater von 14 Kindern, 7 bereits verstorbenen und 7 lebenden, dem tüchtigen Bürger und Ehemann, der, nachdem er 61 Jahre gelebt und durch akutes Fieber dahingerafft worden war, das Leben mit dem Tod vertauschte im Jahr 1610, am 16. (Tag) des Juli, in der 7. Nachmittagsstunde, haben drei überlebende Söhne, nachdem von ihm selbst zu Lebzeiten das prächtige Epitaph in der St. Ulrichskirche errichtet worden war, nach dem letzten Willen des Vaters zur dankbaren Erinnerung an denselben dieses Grabmal errichten lassen.

Kommentar

Die Errichtung dieses Grabmals entsprach offenkundig einer testamentarischen Verfügung (ad jussum extremum) des Verstorbenen.

Dr. Balthasar Brunner (1540–1610) ehelichte Martha Laurea 1577 und nach deren Tod Elisabeth Hoffmann geborene Holtzwirth im Jahr 1596. Martha, eine Tochter aus Balthasars erster Ehe, heiratete 1606 Laurentius Hoffmann, einen Sohn aus Elisabeths erster Ehe und nachmals berühmten Arzt und Kunstsammler (s. Nr. 431).6)

Textkritischer Apparat

  1. et] Olearius: et-Ligatur.
  2. 61.] Sic! Vgl. Nr. 362C.

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 58.
  2. Jh 11,25.
  3. Off 2,10.
  4. Hi 19,25.
  5. Hes 37,12.
  6. Zur Biographie Brunners s. Nr. 362.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 57: A, B, D, E, C unvollständig).
  2. Olearius 1674, S. 58 f.
  3. Dreyhaupt 2, 1750, S. 596.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 364† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0036402.