Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 354 Laurentiuskirche 1609

Beschreibung

Grabmal aus Sandstein für Samuel I., Samuel II. und Benjamin Landstein, heute in die nördliche Außenwand der Kirche eingemauert. Darauf Weiheformel, Sterbevermerke und Grabbezeugung mit Stiftervermerk und Widmung (A) sowie Bibelzitate (B, C) blockweise eingehauen. Die Platte von den Rändern her beschädigt und verwittert; in ihrer Mitte eine quadratische Ausflickung.

Ergänzungen teilweise nach Olearius.

Maße: H.: ca. 115 cm; B.: 86 cm; Bu.: 3–3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    DEO TRINVNI SACRUM · / LANDSTENIIa) · / [S]AMVEL · I · NATVS · 23 · APRIL(IS) · AN(N)O · CHR(IST)I · 160[4] / DECESSIT · 15 · NOVEMB(RIS) · AN(N)O · 1607 · / SAMVEL · 2 · NATVS · 23 · DEC(E)MB(RIS) · ANNO · 1607 / ACCEPTO · BAPTISMO · STATIM · OBIIT · / BENIAMIN · NATVS · 19 · FEBRV(ARII) · ANNO · 1609 / ACCEPTO · BAPTISMO · EXPIRAVITb) / NATIc) / MATTHIA · PATRE · LVDIRECTORE · NOVOFORENSI · / PAVLO · AVO · PASTORE · DONSTETENSI · / ADAMO · PROAVO [ · PR]AEFECTO · DORLANO / IOANNE · ABAVO [ · CIV]E · MVLHVSANO · / [I]VXTA · HOC · SACRARIVM · QVIETI · TRADITI / QVORVM · MEMORIIS · / HOC · MONVMENTVM · AMORIS · ET · INDUBITATAE · / [R]ESVRRECTIONIS · ERGO · PONI · FECERVNT · PARENTES

  2. B

    HIOBI · I · CAP · / DOMINVS · DEDIT · DOMINVS · ABSTVLIT · / NOMEN · DOMINI · SIT [ · ] BENEDICTVM ·1)

  3. C

    I · IOAN · I · CAP [ · ] / SANGVIS · IESV [ · ] CHRISTI · FILII · DEI · / [E]MVNDATd) · NOS [ ·] AB [ · ] OMNI · [PECC]ATO2)

Übersetzung:

A Dem dreieinigen Gott geweiht. Die Landsteinschen Kinder: Samuel I., geboren am 23. April im Jahre Christi 1604, starb am 15. November im Jahr 1607; Samuel II., geboren am 23. Dezember im Jahr 1607, starb sogleich, nachdem er die Taufe empfangen hatte; Benjamin, geboren am 19. Februar im Jahr 1609, verschied, nachdem er die Taufe empfangen hatte, die vom Vater Matthias, Schulmeister auf dem Neuen Markt, vom Großvater Paul, Pfarrer in Dönstedt, vom Urgroßvater Adam, Amtmann von (Ober-)Dorla, und vom Ururgroßvater Johannes, Bürger von Mühlhausen, abstammen, sind neben dieser heiligen Stätte der (ewigen) Ruhe übergeben worden. Zu deren Gedächtnis haben die Eltern dieses Denkmal der Liebe und der unbezweifelten Auferstehung also errichten lassen.

B Hiob, 1. Kapitel. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen. Gesegnet sei der Name des Herrn.

C 1 Johannes, 1. Kapitel. Das Blut Jesu Christi, des Gottessohnes, reinigt uns von aller Sünde.

Kommentar

Die Buchstaben zeigen abgesehen von Bogenschwellungen eine gleichmäßige Strichstärke. Die Bögen des B sowie Cauda und Bogen des R setzen getrennt voneinander in der Schaftmitte an. Das Q weist eine weit ausschwingende Cauda und das X einen geschwungenen rechtsschrägen Schaft auf. Die Sporen sind unregelmäßg gebildet.

Bis auf die mit Wellenlinien überschriebenen Worte ANNO CHRISTI in der dritten Zeile der Inschrift A ist keine Kürzung gekennzeichnet. Als Worttrenner stehen Dreiecke in unterschiedlicher Höhe zwischen Grund- und Mittellinien der Schriftzeilen. Zentriert sind die Worte der jeweils ersten Zeile aller Inschriften sowie der zweiten Zeile der Inschrift A und der letzten Zeile der Inschrift B.3)

Mit Herkunft und Stand der männlichen Vorfahren ist hier ein kurzer Abriß der Geschichte der aus Thüringen eingewanderten Familie Landstein gegeben. Oberdorla und die Freie Reichsstadt Mühlhausen liegen in Nordthüringen; die Wirkungsstätte des Großvaters war Dönstedt bei Haldensleben.4) Matthias Landstein starb 1633.5)

Textkritischer Apparat

  1. LANDSTENII] Sic! Für LANDSTEINII.
  2. EXPIRAVIT] Sic! Für EXSPIRAVIT.
  3. NATI] Das Wort zentriert.
  4. EMVNDAT] Der obere Balken des ersten Buchstabens erhalten.

Anmerkungen

  1. Ib 1,21.
  2. Nach I Io 1,7.
  3. Siehe auch Anm. c.
  4. Pfarrerbuch 5, 2007, S. 258.
  5. Wagner 1906, S. 45.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 5, o. S. (A–C unvollständig.) – Olearius 1674, S. 187 (A–C unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 354 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0035406.