Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 308 Stadtbefestigung, Leipziger Turm 1598

Beschreibung

Viertelstundenglocke1) vom Uhrwerk des Galgtores mit hoher Platte und fallender Schulter. Unter derselben zwei Stegpaare, zwischen denen eine umlaufende, erhabene Inschrift mit Gebet und Jahresangabe verläuft. Am unteren Stegpaar Fries aus dicht gesetzten Akanthusblättern (?), am Wolm ein Stegpaar. Der Schlagring gestuft. Die gesamte Oberfläche korrodiert; die Krone verloren.

Maße: H.: 31 cm; D.: 69 cm; Bu.: 1,8–2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Franz Jäger) [1/1]

  1. · IHESV · REX · GLORIE · VENI · CVM · PACE ·· ANNO ·· 15 · 98 · IAR ·

Übersetzung:

Jesus, König der Herrlichkeit, komme mit Frieden. Im Jahr 1598.

Kommentar

Die Buchstaben sind regelmäßig gebildet und weisen Bogenschwellungen auf. M hat einen bis zur Grundlinie abgesenkten Mittelteil und eine Linksschrägenverstärkung, O eine linksschräge Schattenachse. Die Sporen haben eine dreieckige Form, sind z. T. aber nur schwach oder gar nicht ausgeführt. Gelegentlich zeigt sich auch eine Neigung zur Serifenbildung. ANNO, die Jahreszahl und IAR sind durch größere Spatien voneinander und vom übrigen Text abgesetzt. Die Worttrenner sind punktförmig.

Das Inschriftformular ist in verschiedenen Varianten seit dem 14. Jh. verbreitet (vgl. Nr. 7, 8 u. a.). Die Glocke könnte von Georg Wolgast gefertigt worden sein, der in demselben Jahr nachweislich die verlorene Stundenglocke des Galgtores gegossen hatte (Nr. 307). Das Akanthusornament unter der Schriftzeile ist dem reicher ausgebildeten auf der signierten Glocke der Laurentiuskirche (Nr. 328) nicht unähnlich; die Buchstabenformen zeigen aber geringfügige Abweichungen (M) und scheinen hier gröber zu sein als auf der jüngeren Glocke.

Anmerkungen

  1. Gewicht vier Zentner, vier Pfund; Olearius 1667, S. 339.

Nachweise

  1. Olearius 1667, S. 339 (unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 308 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0030804.