Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 278 Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum 1591, 17. Jh.

Beschreibung

Zwei hochovale Glasplatten mit den in farbigem Wachs bossierten Büsten eines bärtigen Mannes und einer Frau.1) Beide in Profilansicht und zueinander blickend dargestellt. Über beiden Häuptern Inschriften mit Initialen, Alters- und Jahresangabe (A, B), die wie das umlaufende Ornament der Glasplatten goldfarbig aufgemalt sind. Beide später in gedrechselte und mit Glasplatten abgedeckte Holzkapseln eingeschlossen. An der Unterseite der Kapsel mit A geritzte Initialen (C). Die Wachsbüsten durch übermäßige Wärmeeinwirkung geschädigt.

Maße: D.: 9,5 cm (Kapseln); H.: ca. 8,5 cm (Glasplatten); B.: 6 cm (Glasplatten); Bu.: ca. 0,4–0,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, Humanistische Minuskel (A, B).

  1. A

    [- - -]a) / AET(ATIS) 25. / A[nno]b) 1591.

  2. B

    B. R. / AET(ATIS) 24. / Anno 1591.

  3. C

    A · V · D

Übersetzung:

A (...) des Alters 25 (Jahre). Im Jahr 1591.

B B. R., des Alters 24 (Jahre). Im Jahr 1591.

Kommentar

Die Großbuchstaben weisen fast durchgängig eine Rechtsschrägenverstärkung und unregelmäßige, häufig strichförmige Sporen auf. Als Kürzungs- und Satzzeichen stehen Doppelpunkte. Inschrift B ist unregelmäßiger als Inschrift A ausgeführt.

Kleidung und Antlitz des Paares wurden detailgenau und mit künstlerischem Geschick ausgeführt. Beide tragen große Halskrausen; ein Diadem schmückt das Haupt der Dame (Kapsel mit B).

In der Kapsel mit der Büste des Mannes (Kapsel mit A) ist innen ein Zettel mit folgender Notiz eingeklebt: „Die Porträts stellen nach Überlieferung zwei Personen der halleschen Familie Reichhelm dar.“ Den hallischen Zweig der aus Göttingen stammenden Familie Reichhelm begründete Dr. Jeremias Reichhelm (1561–1636), der von 1598 bis 1610 das Amt des Ratssyndikus von Halle innehatte.2) Die sicherlich noch im 17. Jh. (vor 1650?) angebrachten Initialen AVD aber weisen wahrscheinlich darauf hin, daß die Wachsbüsten nicht nur innerhalb der Familie Reichhelm weitergegeben wurden.

Textkritischer Apparat

  1. [- - -] Erkennbar sind Farbreste.
  2. Anno] Die Buchstaben größtenteils von zerlaufenem Wachs bedeckt.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. LMK M 367, M 368. Vgl. Katalog Wittenberg 2000, S. 68 (Abb.), 88 (Nr. 86 f.).
  2. Dreyhaupt 2, 1750, S. 694 f. und Beylage B, S. 126 („Geschlechts-Register der Reichhelme“).

Nachweise

  1. Katalog Wittenberg 2000, S. 68 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 278 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0027801.