Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 249 Stadtgottesacker 1587

Beschreibung

Grabplatte aus Sandstein für Kaspar von Northausen (d. Ä.), heute an der Rückwand der Bogenkammer 84 aufgerichtet. Umlaufend ein Sterbevermerk und ein Segenswunsch (A), im Binnenfeld ein Bibelzitat blockweise eingehauen (B). Im unteren Teil des Binnenfeldes runde Eintiefung (D.: 41 cm) mit reliefiertem Vollwappen.

Maße: H.: 197 cm; B.: 103 cm; Bu.: 4,5–4,8 cm (A, 1. Zeile von B), 3,5–3,8 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    ANNOa) · 1587 · IHAR DEN · 2 · OCTOBE(R)b) / VMB · II · VHR ZV MITTAG IST DER EDLE VND EHRNVESTE CASPAR VON / NORTHAVSEN IN GOT SELIGLICHEN / ENDSCHLAFFENc) DEM GOT GENEDIG SEY VND IST SEINES ALTERS 63 IHAR

  2. B

    HIOB AM 19 CAP / ICH WEISS DAS MEIN ERLOSER / LEBT VND ER WIRDT MICH / HERNACH AVS DER ERDEN / AVFFER WECKEN VND WERDE / HERNACH MIT DIESER MEINER / HAVT VMB GEBEN WERDEN / VND WERDE IN MEINEM / FLEISCHE GOTT SEHEN DEN / SELBEN WERDE ICH MIR / SEHEN VND MEINE AVGEN / WERDEN IHN SCHAVWEN / VND KEIN FREMBDER1)

Wappen:
von Northausen2)

Kommentar

Obwohl diese laut einer Inschrift von 1628 (Nr. 167) die dritte von der Freifläche des Gottesackers versetzte Grabplatte für die von Northausen ist, weist sie andere Buchstabenformen als die älteren auf. Das untere Bogenende des C ziert ein Sporn; die Cauda des G ist nicht gespalten, das obere Bogenende aber überkragt gelegentlich die Cauda. Der Mittelteil des M reicht nur bis zur Mittellinie hinab. Die Worttrenner haben die Form von Quadrangeln. Offensichtlich sind die vorliegenden Inschriften im Gegensatz zu denen der älteren Grabplatten Nr. 161 und 167 nicht überarbeitet worden.

Das Wappenrelief ist von kleinteiliger, plastischer Durchbildung und hat nicht die flachen, lappigen Formen, wie sie die Wappenreliefs auf den Grabplatten der Eltern des Kaspar von Northausen auszeichnen. Irritierend ist dennoch, daß diese Platte den anderen beiden in Details so ähnlich ist. Alle drei sind aus dem gleichen Material, weisen die gleiche Oberflächenbearbeitung und Kantenabfasung auf. Die umlaufenden Inschriften dieser Platte und der Nr. 167 sind nicht vom Binnenfeld abgesetzt.

Zur Lebenszeit Kaspars von Northausen d. Ä. (1524–1587)3) wirkten zwei Amtsträger dieses Namens als Oberbornmeister 1564–1582 und als Ratsverwandter 1574–1583.4) Ob er die Ämter gleichzeitig wahrnahm oder nur mit einem der Amtsträger gleichzusetzen ist, konnte nicht eruiert werden. Der ältere Kaspar ist der Vater Kaspars d. J. (s. Nr. 167).

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] Der erste Buchstabe überhöht.
  2. OCTOBER] Sic!
  3. ENDSCHLAFFEN] Die Buchstaben paarweise in Nexus litterarum.

Anmerkungen

  1. Hi 19,25–26.
  2. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, Taf. XXVIII.
  3. Ebd., S. 103 („Geschlechts-Register derer von Northausen“).
  4. Vgl. StAH H B 2, S. 89 f., 92 f.; ebd., fol. 87r, 88r/v, 89v, 90r, 91r/v. Nach StAH H B 2, S. 93 ist der Ratsverwandte im Jahr 1585 gestorben.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 84).
  2. Olearius 1674, S. 94 (A, B unvollständig).
  3. Dähne 1830, S. 119 (A und B unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 249 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0024907.