Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 247 Stadtgottesacker vor 1587

Beschreibung

Grabplatte (?) aus Sandstein für Barbara Puchbach, an der Rückwand der Bogenkammer 75 aufgestellt. Auf dem erhöhten Rand (B.: 8,5 cm) beginnt die in kleinerem Schriftgrad eingehauene Inschrift mit Sterbevermerk und Segenswunsch, die an der linken oberen Ecke einsetzt, von der rechten Rahmenleiste auf die Ränder einer Blendnische im reliefierten Binnenfeld wechselt und dann auf der linken Rahmenleiste endet. In der mit einem Schulterbogen schließenden Blendnische die ganzfigürliche Darstellung der Verstorbenen, die mit einem langen, plissierten Mantel und einem Kopftuch bekleidet ist. In den Bogenzwickeln zwei Vollwappen. Kleinere Beschädigungen; die vor dem Leib verschränkten Hände abgeschlagen.

Maße: H.: 189,5 cm; B.: 92 cm; Bu.: 4,5 cm (außen), 4 cm (innen).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. ANNO ⟨1587⟩ DEN ⟨21 / APRILIS⟩ IST DIE ERBARE VND VILTVGENTSAME FRAV // BARBARA FRANZEN PVCHPACHS // NACHGELASSENE WIDWE // IN GOTT SELIGLICH ENTSCHLAFEN · D(ER) · G(OTT) · G(NADE) ·

Wappen:
unbekannt1)unbekannt2)

Kommentar

Das vorliegende Grabmal entstand vor dem Tod der Barbara Puchbach, denn am Ende der ersten und am Anfang der zweiten Zeile sowie am unteren Rand der Platte hat man sehr viel Raum für inschriftliche Ergänzungen gelassen. Die Schriftform der am Plattenrand umlaufenden Inschrift gleicht der auf dem Grabmal des Franz Puchbach (Nr. 248); die Schriftform im Binnenfeld weicht geringfügig davon ab. Vor, zwischen und nach den Initialen steht je ein Quadrangel auf der Mittellinie. Barbaras Name, ihr Witwenstand und Todesdatum sind von anderer Hand nachgetragen worden, wie die abweichenden Formen von B und R zeigen.

Gesamtanlage, Stil und Schriftform der vorliegenden Grabplatte weisen eine große Ähnlichkeit mit der Grabplatte für Anna Stroberger (Nr. 258) auf. Auch auf dieser werden die Initialen gekürzter Worte von Quadrangeln begleitet. Beide Grabmäler und das für Barbaras 1567 verstorbenen Ehemann Franz Puchbach (Nr. 248) sind der gleichen, im letzten Viertel des 16. Jh. tätigen Bildhauerwerkstatt zuzurechnen.

Anmerkungen

  1. Schreitender Hahn; Hz.: wachsender Hahn. Wappen der Familie Hahn? Vgl. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, Taf. XXVII; dort auch als Hz. ein schreitender Hahn.
  2. Steigender Steinbock, vor den Hinterläufen Steinhaufen; Hz.: wachsender Steinbock.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 75).
  2. Olearius 1674, S. 87.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 247 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0024706.