Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 227 Laurentiuskirche 1581

Beschreibung

Epitaph (?) aus Sandstein für Katharina von Wulfen, in einem der südlichen Nebenräume aufgestellt. Reliefplatte mit umlaufender, abgesenkter Schriftzeile mit Sterbevermerk (A), der sich auf einer Rollwerkkartusche am oberen Rand des Binnenfelds in kleinerem Schriftgrad fortsetzt. Im Binnenfeld eine flache Blendnische mit Kleeblattbogen, darin die Verstorbene in der üblichen Kleidung dargestellt. Ihre Hände im Gebetsgestus aneinander gelegt. Die stark gekehlten Nischenränder mit einem schematisierten Blattornament belegt. In den Bogenzwickeln zwei Vollwappen mit Wappenbeischriften (B). Zu Füßen der Verstorbenen zwei weitere Vollwappen. Darunter eine die ganze Breite des Binnenfelds einnehmende Rollwerkkartusche mit Spruchdichtung (C). Sämtliche Inschriften eingehauen. An der Fußleiste Textverlust wegen starker Beschädigung.

Maße: H.: 201 cm; B.: 109 cm; Bu.: 4–4,3 cm (A), 2,3–2,8 cm (A, C), 3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    ANNO · 1581 · DEN · 8 · DECEMB(RIS) · IST · DIE · EDELE / VIELTVGENTSAM · KATHARINA · HERN · FRITZEN · VON · OBERGE · RITTE[.] / [- - -]G[- - -] [- - -]T · VO(N) · WVL=/FEN · EHELICH · HAVSFRAW · IN GOTT · SELIGLIHa) · ENTSCHLAFFEN // IRESb) · ALTERS / 56 · IHAR

  2. B

    I · V(ON) · / WVL/FEN // · K(ATHARINA) · // V(ON) · OBER=/GE ·c)

  3. C

    CRISTHVSd) · HAT · MICH · ERLOEST /BLEIBT · MEIN · EWIGER · THROST

Versmaß: Zwei Reimverse (C).

Wappen:
Wulffen1)Oberg2)
Holle3)Mandelsloh4)

Kommentar

Die Buchstabenformen weisen eine gleichbleibende Strichstärke, aber auch eine leichte Bogenschwellung auf. Sporen und Worttrenner sind dreieckig. In keiner Inschrift stehen Kürzungszeichen.

Der Ehemann der Katharina, dessen Vorname mit I abgekürzt wurde (B), ist vielleicht mit jenem bei Siebmacher erwähnten Jobst v. W. (gestorben 1592) gleichzusetzen, der 1576 Stiftshauptmann von Quedlinburg und auf dem Familiengut Radegast (südlich von Köthen) ansässig war.5) Die Familie von Oberg stammte aus Niedersachsen und war auch im Erzstift Magdeburg begütert.6)

Textkritischer Apparat

  1. SELIGLIH] Sic!
  2. IRES] Sic!
  3. Unterbrechung der zweiten Wappenbeischrift durch die Helmzier. Ergänzung nach Inschrift A.
  4. CRISTHVS] Sic!

Anmerkungen

  1. Die nicht nachweisbare Helmzier vielleicht von der von Jobst v. W. verwendeten Variante des Oberwappens, „zwei aufgerichtete, von einander abgekehrte Bärentatzen, auf einem teller- oder napfförmigen Untersatze stehend“, herzuleiten; vgl. Siebmacher VI, 11, S. 70, Taf. 40.
  2. Siebmacher 1605, S. 199.
  3. Siebmacher III, 2, Taf. 223 mit geringfügigen Abweichungen.
  4. Siebmacher 1605, S. 201 mit geringfügig abweichender Helmzier.
  5. Siebmacher VI, 11, S. 70. Bei Gauhe 1, 1740, Sp. 2163 derselbe Hans genannt.
  6. Kneschke 6, 1865, S. 551 f.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 227 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0022704.