Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 205† Georgenkirche 1574

Beschreibung

„Conterfait“ des Pfarrers M. Jodokus Nothafft mit biographischen Angaben und Sterbevermerk, vermutlich bei Brand, Abbruch oder Neubau der Kirche 1740–1744 verlorengegangen.1) Schriftform und Art der Schriftausführung nicht bekannt.

Nach Olearius.

  1. Als Sigismund der erste Evangelische Ertz-Bischof hochmilder Gedächtnuß das Nonnen-Kloster mit seinem Abgöttischen Greueln allhier in dieser Georgius Kirch ausgetrieben, hat S(eine) F(ürstliche) Gn(aden) diesen JODOCUM Nothhafft von Lochau zum ersten Evangelischen Pfarrern A(nno) 1557. auf Invocavit vociren lassen, welcher 1574. auf Liechtmesse in GOtt seliglich entschlaffen.a)

Datum: 1557 März 7, 1574 Februar 2.

Kommentar

Magister Jodokus (Justus) Nothafft (1521–1574) immatrikulierte sich 1541 in Leipzig,2) wurde 1551 Diakon an der Marktkirche in Halle (?),3) wechselte aber noch im selben Jahr in das Pfarramt zu Lochau (Saalekreis) und soll – laut Inschrift – 1557 seinen Dienst als erster lutherischer Pfarrer an der Georgenkirche in Glaucha angetreten haben.4) Der Konvent des Zisterzienserinnenklosters, dem die Kirche gehörte, trat zum evangelischen Bekenntnis über und löste sich in der Folgezeit auf. 1559 wurde die Kirche von Erzbischof Sigismund von Brandenburg der Gemeinde übergeben – die Klostergüter aber fiskalisch verwaltet.5)

Das Bildnis des Jodokus Nothafft ist das älteste in einer Serie von Porträts der Glauchaer Pfarrer (Nr. 324, 405, 488).

Textkritischer Apparat

  1. Schrägstriche bei Olearius wurden hier durch Kommata ersetzt.

Anmerkungen

  1. Zur Geschichte der Kirche s. Einleitung, S. XXXII f.
  2. Pfarrerbuch 6, 2007, S. 344.
  3. Ebd.: nicht mit dem inschriftlich genannten J. Nothafft identisch.
  4. Olearius 1667, S. 89; Dreyhaupt 1, 1749, S. 1024; Dreyhaupt 2, 1750, S. 782; Delius 1928, S. 129, 132. Entgegen der Inschrift schreiben alle hier berücksichtigten Autoren, daß Nothafft erst 1558 nach Glaucha berufen worden sei. Olearius 1667, S. 89 teilt außerdem mit, daß er aus Wittenberg gekommen wäre.
  5. Delius 1953, S. 112 f. Zur Geschichte des Klosters s. auch Einleitung, S. XXXII f.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 5, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 189.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 205† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0020508.