Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 197 Laurentiuskirche 1570

Beschreibung

Grabplatte (?) aus Sandstein für Adam von Schlannewitz, in einem der südlichen Nebenräume aufgestellt. Der untere Rand der Platte ist in den Boden eingesenkt. Umlaufende, erhabene Schriftzeile mit Sterbevermerk (A), der auf den Ecken runde Scheiben mit reliefierten Vollwappen und umlaufenden Wappenbeischriften aufgelegt sind (B). Im reliefierten Binnenfeld Ganzfigur eines alten, bärtigen Mannes in reicher ornamentierter Rüstung, der mit beiden Händen ein Schwert auf den Boden stemmt und einen Dolch am Gürtel trägt. Über dem rechten unteren Wappenschild sein Helm. Sämtliche Inschriften eingehauen. Die Grabplatte beim Brand der Kirche 1984 vor allem im oberen Bereich geschädigt; heute konserviert.

Maße: H.: 175,5 cm; B.: 108 cm; Bu.: 4 cm (A), 2–2,5 cm (B–E).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    ADAM VON · // SCHLANNEWITZ · IST · IN · [GOT · VO]RSCHI//[DEN]a) [- - -] // · 1 · 5 · 7 · 0 · FREITAG · NACH · PETRI · VND · PAV[LI ·]b)

  2. B

    · DE[R ·] VON · SC[HLA]NN[E]WITZ // [· DER ·] VON · WOLFFEN // [· DE]R · VON [·] [- - -]HAR // · DER [· VON ·] [- - -]ORICK

Datum: 1570 Juni 30.

Wappen:
verloren1)Wulffen2)
unbekannt3)Diericke4)

Kommentar

Die Hilfslinien der Schriftzeilen sind noch erkennbar. Die Buchstaben wurden mit breiter Kerbe und gleichbleibender Strichstärke, aber bei leichter Bogenschwellung ausgehauen. An Bogen-, Balken- und Schaftenden sitzen dreieckige bzw. keilförmige Sporen. Das A ist schwach trapezförmig; G hat ein überstehendes oberes Bogenende; M weist schräge Hasten und einen bis zur Grundlinie abgesenkten Mittelteil auf. Der Mittelbalken des Z ist beidseitig dornartig zugespitzt. Die Worttrenner in Inschrift A sind dreieckig, in Inschrift B quadrangelförmig mit weit ausgezogenen Spitzen. Am Ende jeder Wappenbeischrift befindet sich ein Ornament.

Die Großeltern mütterlicherseits waren vermutlich Kuno von Wulffen (gestorben 1526) und Katharina von Diericke.5) Der Tod Adams von Schlannewitz ist im Totenregister der Marktkirche verzeichnet,6) in deren Pfarrei er offenbar lebte.

Textkritischer Apparat

  1. GOT · VORSCHIDEN] Die unteren Buchstabenenden bis zum Zeilenumbruch noch erkennbar.
  2. PAVLI] Die unteren Buchstabenenden noch erkennbar.

Anmerkungen

  1. Nur die Helmzier, drei Speere, erhalten; vgl. Siebmacher VI, 6, Taf. 97.
  2. Siebmacher 1605, S. 188.
  3. Drei Jagdhörner, pfahlweise angeordnet; Hz.: Büffelhörner.
  4. Siebmacher VI, 5, Taf. 12; ebd. VI, 6, Taf. 22.
  5. Vgl. JdA 1, 1896, S. 856 f.; A. v. Schlannewitz wird nicht erwähnt.
  6. Hünicken 14, 1938, S. 348.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 197 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0019701.