Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 178 Giebichenstein, Bartholomäuskirche 1560

Beschreibung

Grabmal für Leonhard (von) Kotze, an der westlichen Außenwand des nördlichen Kreuzarmes1) aufgerichtet. Reliefplatte aus Sandstein mit eingehauener, umlaufender, nicht abgesetzter Inschrift, die Sterbevermerk und Grabbezeugung umfaßt. In der Mitte der Platte die etwas nach rechts gewendete Ganzfigur des Verstorbenen in einer flachen, dreipaßförmig geschlossenen Blendnische. Bärtiger, gerüsteter Mann, dessen rechte Hand auf der Hüfte abgestützt ist und dessen linke den Griff des gegürteten Schwertes umfaßt. Am Gürtel ein Dolch. Neben seinem linken Fuß der Helm abgelegt. Den Ecken runde, mit Kränzen eingefaßte Medaillons mit Vollwappen aufgelegt. Die gesamte Oberfläche gleichmäßig verwittert.

Maße: H.: 182 cm; B.: 112 cm; Bu.: 7 cm (1. Zeile), 4–5,5 cm (2. Zeile), 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) (Gunnar Preuß) [1/1]

  1. ANNO · 1560 // DE(N)a) : III · OCTO(BRIS)b) : STARB · ZV · HALLE · DER · GESTRENG // VND · EHREN · VHESTE // LEONHART · KOTZE · DER · HIE · BEGRABEN · IST · DEMc)

Wappen:
Kotze2)Schulenburg3)
aus dem Winckel4)Berghen (?)5)

Kommentar

Der untere Schrägschaft des K und die Cauda des R sind geschwungen; das M hat gerade Schäfte und ein bis zur Mittellinie reichendes Mittelteil. Das O ist schmal und weist z. T. einen mandelförmigen Umriß auf. Die Worttrenner sind rautenförmig. Die Inschrift sollte offensichtlich mit dem üblichen Segenswunsch „dem Gott gnade“ schließen, der aber nicht ausgeführt wurde.

Leonhard (von) Kotze (1520–1560) war ein Urenkel Hermanns, der ebenfalls an oder in der Bartholomäuskirche zu Giebichenstein begraben liegt (s. Nr. 48). Leonhard war auf Groß Germersleben (Bördekreis) ansässig.6)

Textkritischer Apparat

  1. DEN] Über den Buchstaben, die deutlich größer sind als die folgenden, ein Kürzungsstrich.
  2. OCTOBRIS] Kein Kürzungszeichen, wenn nicht der folgende Doppelpunkt.
  3. DEM] Zu ergänzen wäre GOTT GENADE o. ä.

Anmerkungen

  1. Die Kirche hat einen kreuzförmigen Grundriß.
  2. Siebmacher III, 1, Taf. 64, 263; ebd. III, 2, 2, 1, Taf. 99.
  3. Siebmacher 1605, S. 188.
  4. Ebd., S. 189; abweichend bei Dreyhaupt 2, 1750, Taf. XLII.
  5. Eine herzoglich-braunschweigische Adelsfamilie; vgl. Siebmacher 1605, S. 206.
  6. Mülverstedt 1866, S. 276, 299, 304 und Stammtafel III; dort aber als 1510 verstorben erwähnt.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 5, o. S.
  2. Dreyhaupt 2, 1750, S. 901.
  3. BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 493 (Abb. 261), 494.
  4. Schroth 2006, S. 110.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 178 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0017806.