Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 85: Halle/Saale (2012)
Nr. 137 Wörmlitz, Petruskirche 1. D. 16. Jh.
Beschreibung
Abendmahlskelch, Silber (?), vergoldet, mit Sechspaßfuß, breitem Stehrand und ornamental gravierter (?) Zarge.1) An dieser stehende, vierstrahlige Sterne mit sphärischen Spitzen, belegt mit einem Diagonalkreuz; die Spitzen und Kreuzenden durch konkave Linien verbunden. Sechsseitiger Stilus mit knaufförmigem, runden Nodus. Auf den Oberseiten der getriebenen, rund schließenden Zungen Blendmaßwerk graviert; die Unterseiten leer. Auf den Stirnflächen der sechs Rotuli die Buchstaben des Nomen sacrum graviert (A). Über und unter dem Nodus, auf den Seitenflächen des Stilus Kreuzschraffuren, darin die Buchstaben einer Anrufung ausgespart (B). Der Kelch, insbesondere die Kuppa, restauriert.
Maße: H.: 17,8 cm; D.: 9,6 cm (Kuppa), 12,9 cm (Fuß); Bu.: 1 cm (A), 0,8 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Frühhumanistische Kapitalis (B).
- A
sa) // h // e // s // v // ib)
- B
MARIAc) // HILF VN(S)d)
Textkritischer Apparat
- s] Der Buchstabe gleicht einem Schaft-s ohne Brechung des unteren Schaftendes.
- i] Sic!
- MARIA] Auf den letzten Buchstaben folgt eine blütenähnliche, im Umriß aber quadratische Zierform.
- VNS] Kein Kürzungszeichen.
Anmerkungen
- Es scheint auch möglich, daß die Zarge mit Stempelabschlägen verziert wurde.
- Vgl. Einleitung, S. LIII f.
Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 137 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0013705.
Kommentar
Die Buchstaben von A stehen auf einer geschrafften und gerahmten Fläche und weisen Schattenschraffuren auf. Der erste und letzte Buchstabe sind vertauscht.
Zu den typischen Merkmalen der Buchstaben von B gehören der Deckbalken und der gebrochene Mittelbalken des A, die Ausbuchtung am Balken des H, der Nodus am Schaft des I, die Schrägschäfte und der kurze Mittelteil des M sowie die gebogene Cauda des R. Bei M und R ist das Metall stellenweise durchbrochen.
Die Datierung des in seinem Aufbau spätgotischen Kelches richtet sich nach der zeitlichen Verbreitung der Frühhumanistischen Kapitalis an der mittleren Saale.2)