Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 395 St. Nikolai M.16.–1.D.17.Jh., 1688, 1726

Beschreibung

Grabplatte für Christian Schwarz (A), Balthasar Nürenberg (B) und Joachim Dinnies (C). Kalkstein. Hochrechteckige Platte, in der siebten Kapelle des südlichen Seitenschiffs (Kapelle XIX) als Schwelle vor der Außentür verlegt. Am oberen Rand Spuren der heute nicht mehr lesbaren Inschrift A für Christian Schwarz. Am unteren Rand Inschrift B für Balthasar Nürenberg. Im Zentrum der Platte in zwei konzentrischen Kreisen ein Totenschädel über gekreuzten Knochen. Die Darstellung wird oben und an den Seiten von Inschrift C für Joachim Dinnies, die stellenweise stark abgetreten ist, umschlossen. Darüber am oberen Rand, die Reste von Inschrift A teilweise überlagernd, zwei gekreuzte Beile mit einem Stierkopf als Ritzzeichnung (Berufszeichen der Schlachter?). Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Inschrift A nach Pyl.

Maße: H. 187 cm, Br. 102 cm. Bu. 6,5 cm (A, B), 7 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien (B, C).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A†

    C[ - - - ]a) Swarte vnde [sinen erven]

  2. B

    DIESER STEIN UND / BEGRÄBNIS KOMPT / BALTHASER NURENBER[G] / ZU ERBLICH / ANNO 1688

  3. C

    [DIESE]R STEIN VND BE[GRÄBNIS] / [VO]N [Z]WEI LEI[C]HEN B[REIT] / GE[HOR]ET JOCHIM / DINNIES // VND / SEINEN // ERB[EN] / ANNO // 17[26]b)

Kommentar

Der Datierungsrahmen von Inschrift A ist durch die Verwendung des Niederdeutschen und die Ausführung in erhabener Fraktur auf einen Zeitraum von der Mitte des 16. bis zum ersten Drittel des 17. Jahrhunderts begrenzt. Entgegen Pyls Annahme kann es sich bei dem in der Inschrift genannten Christian oder Karsten Schwarz daher nicht um den etwa 1664 verstorbenen Ratsherrn, sondern nur um zwei ältere Vertreter dieses Namens handeln; zum einen um den Vater des bereits Erwähnten, den 1623 verstorbenen Bürgermeister, verheiratet mit Gertrud Tessin, die eine weitere Grabplatte in der Nikolaikirche besaßen (Kat.-Nr. 230).1) Der Andere ist dessen Onkel, Kaufmann und verheiratet mit Katharina Gröneberg. Ihm gehörte vielleicht auch eine heute verlorene Grabplatte in St. Nikolai (Kat.-Nr. 371). Der spätere Besitzwechsel schließt beide Möglichkeiten ein, denn ein Urenkel des Kaufmanns, Joachim, heiratete später Gertrud Schwarz, eine Enkelin des Bürgermeisters.2) Aus dieser Ehe stammte die Tochter Regina, die sich 1677 mit dem Stadtsekretär und späteren Ratsherrn Balthasar Nürenberg († 1719) vermählte, in dessen Besitz die Platte 1688 kam (B). Regina Schwarz war zu dieser Zeit bereits verstorben, denn Balthasar Nürenberg hatte schon 1683 in zweiter Ehe Anna Elisabeth Balthasar (1664–1731) geheiratet.3) 1726 wurde die Platte von dem Schlachter Joachim Dinnies, verheiratet mit Liboria Bünsow, Tochter des Stralsunder Kaufmanns Christoph Bünsow, erworben (C).4)

Textkritischer Apparat

  1. C[ - - - ]] Zu ergänzen zu Christian oder Carsten.
  2. 17[26]] Ergänzt nach Pyl.

Anmerkungen

  1. Zu den Personen siehe dort.
  2. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 190f. (Nr. 96, 104).
  3. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 149 (Nr. 14), S. 195 (Nr. 135); Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 35 (Nr. 249); Pyl, Genealogien 5, S. 186 (Nr. 518); Schubert, Trauregister 9, S. 20 (Nr. 854), S. 28 (Nr. 118).
  4. Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 41 (Nr. 306).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 421 (A), 475 (C), 582 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 395 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0039502.