Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 285 St. Marien 1601

Beschreibung

Grabplatte für zwei Verstorbene namens Anna Corswant und für Karsten Corswant (A). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im zweiten Joch des nördlichen Seitenschiffs.1) Die rechte Seite wird teilweise durch das Gestühl verdeckt. Schriftverlust durch Ausbruch an der unteren Schmalseite und Abnutzung entlang der Mittelachse. Die erhaben in vertiefter Zeile ausgeführte Inschrift A für die beiden Anna Corswant beginnt an der oberen Schmalseite, läuft an den übrigen drei Außenseiten entlang und bricht unter der Anfangszeile erneut um. Im oberen Viertel des Innenfeldes der dritte Abschnitt von A für Karsten Corswant in zwei Zeilen querlaufend, erhaben in vertieftem Feld. Die Ritzzeichung im unteren Viertel des Innenfeldes konnte Pyl (1885) noch als die von einem Genius gehaltenen Wappen der Familien Corswant und Erich erkennen. Heute ist sie fast völlig abgetreten. In der Plattenmitte ist die Nummerierung B mit spiegelverkehrter zweiter Ziffer eingehauen.

Maße: H. 236 cm, Br. 144 cm. Bu. 8 cm (A).

Schriftart(en): Mischschrift aus gotischer Minuskel und Fraktur.

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Anno [ - - - ]er avent / iss Annaa) [ - - - ] Gọṭṭ ḍẹṇ Hẹṛṛẹṇ sẹḷịc̣ḥb) [ - - - ] / [ - - - ] Anno / 1601 den 20 nouembriss iss Anna Corswanten in Gott den Her/ren selich [ - - - ] der Gottc) // Carst[en - - - ]t vnd si/[ - - - ] 1601d)

  2. B

    39

Wappen:
Corswant I, Erich

Kommentar

Karsten (Christian) Corswant war der Sohn des Bürgers und Kaufmanns Kaspar Corswant († 1598) und der Anna Schwarz († 1582). Er wurde am 25. Dezember 1571 geboren, erwarb 1599 das Bürgerrecht und wurde 1614 Ratsherr, als der er die Aufsicht über das stadteigene Gut Petershagen führte. Er starb am 29. Juli 1627. Im Jahr 1600 errichtete Karsten mit seinen Geschwistern für seine Eltern ein Epitaph (Kat.-Nr. 274). Seine Ehefrau war Anna Erich (1579–1626), Tochter des Bürgermeisters Johannes Erich († 1608). Das Ehepaar bewohnte ein Haus im Schuhhagen.2) Karsten Corswant erwarb die Grabplatte 1601 nach dem Tod zweier Töchter, die beide den Namen Anna erhalten hatten. Vermutlich kamen sie kurz nacheinander zur Welt und starben beide bald nach ihrer Geburt, die zweite am 20. November 1601 (A). Zwei weitere Kinder erreichten das Erwachsenenalter. Kaspar, geboren 1603, lebte bis 1650. Eine weitere Tochter Anna kam 1617 zur Welt. Sie heiratete 1655 den Kaufmann Burchard Lüder und starb 1658.3) Später fiel die Platte an St. Marien (B). Karsten Corswant kam 1614 in den Besitz einer weiteren Grabplatte in derselben Kirche (Kat.-Nr. 280).

Textkritischer Apparat

  1. Anna] Pyl ergänzt stattdessen den Namen Christian. Die Lesung Anna ist aber eindeutig.
  2. Gọṭṭ ̣ḍẹṇ Hẹṛṛẹṇ sẹḷịc̣ḥ] Die Buchstaben größtenteils durch das Gestühl verdeckt, nur die unteren Teile sind sichtbar.
  3. Inschrift bricht ab.
  4. Ergänzungsvorschlag für die gesamte Inschrift: Anno [ - - - ]er avent iss Anna [Corswanten in] Gott den Herren selich [entslapen - - - ] Anno 1601 den 20 novembriss iss Anna Corswanten in Gott den Herren selich [entslapen] der Gott [gnedich sy] Carst[en Corswan]t vnd si[nen erven anno] 1601.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 104. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 179.
  2. Zu diesem Haus Schuhhagen 12 (Ecke Brüggstraße) siehe Kat.-Nr. 273.
  3. Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 114 (Nr. 2), S. 115 (Nr. 6), S. 116 (Nr. 17f.); Pyl, Genealogien 5, S. 395f. (Nr. 457); Lange, Vitae Pomeranorum, S. 90 (zu Anna Erich). Karsten Corswants Eltern Kaspar Corswant und Anna Schwarz besaßen eine Grabplatte in der Marienkirche, die später an Anna Corswant und Burchard Lüder überging (Kat.-Nr. 26).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 436 (A).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 285 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0028503.