Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 263 St. Nikolai 1592

Beschreibung

Grabplatte für Johannes Oesten (A, B1) und seine Ehefrau Gertrud Reich (B2). Kalkstein. Hochrechteckige Platte in der Turmhalle vor dem Portal.1) Im oberen Drittel Inschrift A für Johannes Oesten. Unterhalb der Plattenmitte in einer Kartusche nebeneinander zwei stark abgetretene Vollwappen. Über diesen die Initialen B1 und B2. Links unter A Nummerierung C. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, B und C eingehauen.

Maße: H. 248 cm, Br. 132 cm. Bu. 5 cm (A), 4–4,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (B), mit Versalien (A).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    IOHANNES OESTEN I(VRIS) V(TRIVSQVE) D(OCTOR) LEGVM P[R]O[FE]SS[OR] / ANNI 159̣1 RECTOR IN VNIVERSITAT[E G]RYPHIS/WALDENSI ET ILLVSTRISS(IMI)a) PRINCIPIS ET Ob) ˑ D(OMINI) ERNESTI / LVDOVICI DVCIS STETTIN(ENSIS) ETC(ETERA) CONSILIARIVS AETA/TIS ANNO 36 IN RECTORATV 3 FEBRVARY 92 PIE / OBYT CVIVS CORPVS LEGE MORTIS IN SEQVE[S]/TRVM HVIC SEPVLHROc) IMPOSITVM IVRE FIDEI IN / CHRISTVM RESVRRECTIONEM AD VITAM SINGV/LIS MOMENTIS EXPECTAT

  2. B1

    I O Dd)

  3. B2

    G Re)

  4. C

    95

Übersetzung:

Johannes Oesten, Doktor beider Rechte, Professor des Römischen Rechts, im Jahr 1591 Rektor der Greifswalder Universität und Rat des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Ernst Ludwig, Herzog von Stettin usw., starb fromm im 36. Jahr seines Alters während seines Rektorats am 3. Februar 1592. Sein Körper, nach dem Gesetz des Todes zur Verwahrung in dieses Grab gelegt, erwartet im rechten Glauben an Christus jederzeit die Auferstehung zum Leben. (A)

Wappen:
Oesten, Reich2)

Kommentar

Johannes Oesten aus Demmin (Ldkr. Mecklenburgische Seenplatte) studierte in Greifswald, Helmstedt und Wittenberg. Im Sommer 1586 zum Professor an die Greifswalder Artistenfakultät berufen, wurde er hier im September 1588 zum Doktor der Rechte promoviert und heiratete Gertrud Reich, Tochter des Professors der Medizin Ezechias Reich und der Magdalena Schwarz.3) Im Jahr darauf erlangte er eine juristische Professur und wurde im Herbst 1591 zum Rektor gewählt, starb aber bereits am 3. Februar 1592 erst sechsunddreißigjährig. Der Sterbevermerk auf seiner Grabplatte, die wahrscheinlich später in den Kirchenbesitz kam (C), wurde von Joachim Stephani verfasst.4)

Textkritischer Apparat

  1. ILLVSTRISS(IMI)] V in das zweite L gestellt.
  2. O] Statt D für D(OMINI).
  3. SEPVLHRO] Statt SEPVLCHRO.
  4. I O D] Für ‚Johannes Oesten Doktor‘.
  5. G R] Für ‚Gertrud Reich‘.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 315. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 198.
  2. Wappen Reich: nur noch Oberwappen erkennbar.
  3. Siehe Kat.-Nr. 243.
  4. Kosegarten, Universität 1, S. 219; Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 347. Zu Joachim Stephani siehe Kat.-Nr. 351.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 439 (A, B).
  2. Ältere Matrikel Greifswald, 1, S. 347 (A).
  3. UAG, Matrikel, Bd. 1, Bl. 315v (A).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 263 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0026307.