Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 241 St. Marien 1571, 1607–1608

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte für Anna (Frobose, A) und Peter Dargatz d. J. (B). Kalkstein. Querrechteckiges Bruchstück im vierten Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Bruchkante unten. Auf der oberen Hälfte Inschrift A für Anna Frobose. Der Anfang der ersten Zeile wurde ausgemeißelt. Am unteren Rand Inschrift B für Peter Dargatz d. J. Die Bruchkante verläuft schräg durch die zweite Zeile, sodass zum Zeilenende hin nur die oberen Buchstabenhälften erhalten sind. Vielleicht existierte auch eine dritte Zeile. Zwischen beiden Inschriften ein Wappenschild, dessen Bild getilgt wurde. Die Inschriften sind eingehauen.

Maße: H. 110 cm, Br. 127 cm. Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [PETRI DARGATZII] CVBAT HIC CLARISSIMA CONIVN[X] /ANNA SENATORIS CONSVLE NATA PATRE /FORTEa) PVERPERIO GEMINSb) CVM PROGENERAS/SETc) /POST PAVCOS MORTISd) VINCVLA PASSA DIES /MILLE ET QVINGENTIS VNO CVM SEPTVAGINTAe) /ANNIS POST CHRISTVM FLEBILE ID OMEN E=/RATf)

  2. B

    SVM DOCTORIS PETRI DARGATZII / CONSVLIS ET HAEREDVM

Übersetzung:

Des Ratsherrn Peter Dargatz ruhmvollste Gattin Anna liegt hier, Tochter des Bürgermeisters. Als sie gerade im Kindbett Zwillinge geboren hatte, überkamen sie nach wenigen Tagen die Fesseln des Todes. Tausendfünfhunderteinundsiebzig Jahre nach Christus war das ein trauriges Vorzeichen. (A)

Ich gehöre dem Ratsherrn Doktor Peter Dargatz und (seinen) Erben. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (A).

Kommentar

Inschrift A zeigt Halbnodi am Schrägschaft einiger N und am Balken des H, ferner untergestellte und verkleinerte Buchstaben.

Anna Frobose war eine Tochter des Bürgermeisters Peter Frobose († 1580) und der Anna Sastrow. Sie wurde nach Anna Arendt die zweite Ehefrau des Ratsherrn Peter Dargatz d. Ä. (* 12. März 1529) und starb 1571 im Kindbett. Nach dem Tod Anna Froboses heiratete er in dritter Ehe Gesa Schmiterlow. Er wurde 1567 Ratsherr und starb am 7. Oktober 1600.2) Danach kam die Platte an seinen gleichnamigen Sohn aus der Ehe mit Anna Frobose, den späteren Bürgermeister Peter Dargatz d. J. (11. März 1566 – 27. April 1631), der 1584 an der Greifswalder Universität immatrikuliert und 1604 zum Doktor beider Rechte promoviert wurde. Im selben Jahr stellte ihn der städtische Rat als Syndikus ein. 1607 wurde er Provisor des Heilig-Geist-Hospitals und Mitglied des Rates, im Jahr darauf Bürgermeister. Aus seiner Ehe mit Anna Engelbrecht (1565–1639), Tochter des Kaufmanns Peter Engelbrecht und der Magdalena Voss, gingen ein Sohn und zwei Töchter hervor.3) Da Inschrift B ihn als Ratsherrn bezeichnet, kann sie nur in den Jahren 1607 bis 1608 entstanden sein.

Textkritischer Apparat

  1. E unter T gestellt.
  2. GEMINS] So statt GEMINOS.
  3. Wortende in kleineren Buchstaben unter der Zeile.
  4. I unter T gestellt.
  5. V unter T gestellt.
  6. Wie Anm. c.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 205. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 79.
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 417; Pyl, Genealogien 5, S. 367f. (Nr. 410); Lange, Vitae Pomeranorum, S. 70. – Peter Dargatz d. Ä. erwarb 1597 auch eine Grabplatte in der Nikolaikirche, Kat.-Nr. 262, die über seine Tochter Barbara auf deren Ehemann Martin Ertmann überging.
  3. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 417, 440; Pyl, Genealogien 5, S. 386 (Nr. 443); Lange, Vitae Pomeranorum, S. 70, 85.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 440 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 241 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0024101.