Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 190 St. Nikolai M.14.–E.15.Jh., 1601

Beschreibung

Grabplatte für Balthasar Rhaw (B, C). Kalkstein. Von der ursprünglich hochrechteckigen Platte fehlen Streifen von den beiden Langseiten und von der oberen Schmalseite. Der erhaltene mittlere Teil liegt, zu zwei Stufen verarbeitet, im Aufgang vom nördlichen Seitenschiff zum Chor.1) Dementsprechend ist von den ehemals querlaufenden Inschriften nur jeweils der mittlere Teil erhalten. An der unteren Kante der Rest einer älteren, ursprünglich umlaufenden Inschrift A. In der Plattenmitte ein erheblich abgetretenes Vollwappen, darüber B und darunter C für Balthasar Rhaw, die möglicherweise einen zusammenhängenden Text bildeten. In der rechten oberen Ecke des linken Teilstücks Nummerierung D. Die Inschriften A und C erhaben in vertiefter Zeile, B erhaben in vertieftem Feld, D eingehauen.

Maße: H. 201 cm (linkes Fragment), 197 cm (rechtes Fragment), Br. 34 cm (linkes Fragment), 35 cm (rechtes Fragment). Bu. 9,5 cm (A), 5,5 cm (B), 3,5 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis (B, C).

Jürgen Herold [1/3]

  1. A

    [ - - - ]etgo[ - - - ]a)

  2. B

    [ - - - ]RVM HERE[.]IT[ - - - ] / [ - - - ]IS RHAWEN [ - - - ] / [ - - - ]TORIS ET AC[.]DEM[ - - - ] / [ - - - ]DENSIS AD AN[.]OS [ - - - ] / [ - - - ] PVBLICI QVI O[ - - - ] / [ - - - ]ISTI 1601ˑ ETA[ - - - ]b)

  3. C

    [ - - - ]M POMERANA DV[ - - - ] [ - - - A]CADẸ[ - - - ] / [ - - - ]VIT GRYPHVM NOBILẸ[..]QV[ - - - ] / [ - - - ]ESTRA DECEM ET QVAT[TV]OR S[ - - - ] / [ - - - ]MO AT[.] RVBERA ROD[ - - - ][...]MPV[ - - - ]c)

  4. D

    2d)

Übersetzung:

Erbbegräbnis des (...) Balthasar Rhaw, Doktor und (..) Jahre lang öffentlicher Professor (der Theologie) an der Greifswalder Hohen Schule, der im Jahr Christi 1601 im (..) starb. (B)

Wappen:
Rhaw

Kommentar

Durch den weitgehenden Verlust der ältesten Inschrift (A), deren zeitliche Einordnung nach der Schriftform erfolgt, ist der ursprüngliche Besitzer der Grabplatte nicht mehr nachzuweisen. Später bedeckte sie das Grab des Professors Balthasar Rhaw (B, C). 1527 im schlesischen Naumburg (Nowogrodziec) als Sohn von Jakob Rhaw und Margareta Schefer (Tochter des Bunzlauer Ratsherrn Valentin Schefer) geboren, besuchte er die Stadtschulen in Naumburg und Breslau (Wrocław) und das Gymnasium in Goldberg (Złotoryja) bis er sich 1548 an der Universität Wittenberg immatrikulierte. 1552 erhielt er auf Empfehlung Philipp Melanchthons eine Professur für Ethik und griechische Sprache in Greifswald. 1556 berief ihn Herzog Philipp II. von Pommern zum Prinzenerzieher an seinen Hof in Wolgast. 1566 erfolgte die Vermählung mit Anna Schurf aus Wittenberg. 1584 wurde Balthasar Rhaw zum Doktor der Theologie promoviert. Er starb am 30. November 1601.2) Die Grabplatte kam später in den Besitz der Nikolaikirche (D).

Textkritischer Apparat

  1. [ - - - ]etgo[ - - - ]] Vor e drei Schäfte, vielleicht m.
  2. Die Inschrift kann folgendermaßen ergänzt werden: [SEPVLCH]RVM HERE[D]IT[ARIVM BALTHASAR]IS RHAWEN [ - - - DOC]TORIS ET AC[A]DEM[IE GRYPHISWAL]DENSIS AD AN[N]OS[ .. PROFESSORIS] PVBLICI QVI O[BIIT ANNO CHR]ISTI 1601 ˑ ETA[TIS - - - ]. Vor [BALTHASAR]IS ist vielleicht MAGISTRI, vor [DOC]TORIS ist THEOLOGIE in abgekürzter Form zu ergänzen.
  3. Der fragmentarische Erhaltungszustand der Inschrift verhindert einen sinnvollen Ergänzungsvorschlag.
  4. 2] Vielleicht um bis zu zwei Ziffern zu ergänzen.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 90. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 67, 102.
  2. Kosegarten, Universität 1, S. 204; Lange, Vitae Pomeranorum, S. 270; Alvermann/Dahlenburg, Köpfe, S. 163; Alvermann, Familienuniversität, S. 28f.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 443 (B, C).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 190 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0019002.