Inschriftenkatalog: Greifswald
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 77: Greifswald (2009)
Nr. 76 St. Marien 3.D.14.Jh., 2.V.17.Jh.
Beschreibung
Grabplatte für Tebbe N. N. (A) und die Witwe des Daniel Hölthöder (B). Kalkstein. Quadratische, unten beschnittene Platte im ersten Joch des nördlichen Seitenschiffs.1) In der Mitte die kreisförmige Inschrift A für Tebbe, im Zentrum eine Hausmarke (H19), rechts neben ihr Nummerierung C. Am unteren Rand Inschrift B für die Witwe von Daniel Hölthöder. Die oberste Zeile überlagert den unteren Bogen von A. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, B und C eingehauen.
Maße: H. 97 cm, Br. 100 cm. Bu. 7 cm (A), 4,5 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A), Kapitalis mit Versalien (B).
- A
+ ˑ Hic ˑ iac(et)a) tebbe vxor ˑ volc[ - - - ]b) [ - - - ]amlowec) ˑ orate ˑ deu(m) ˑ p(ro) ea ˑ
- B
DIESE BEGRERNVSEd) GEHÖRET / DANNIEL HÖLDTHÖDERS HIND/ERLASSEN WITWEN VND / [ - - - ] ERBEN
- C
3
Übersetzung:
Hier liegt Tebbe, Ehefrau des (...). Betet zu Gott für sie. (A)
Textkritischer Apparat
- (et)] Tironisches et.
- volc[ - - - ]] Oder volr[ - - - ], wahrscheinlich zu ergänzen zu volcmeri, volcwini oder volradi. Wolteri Pyl.
- [ - - - ]amlowe] Vielleicht zu ergänzen zu ramlowe oder gramlowe. Romelowe Pyl.
- BEGRERNVSE] Verhauen statt BEGREBNVSE.
Anmerkungen
- Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 78. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 207.
- Igel, Bürgerhaus, Dokument 8005, 8105; Poeck, Stadtbuch, S. cxxx (Nr. 127), S. cxliii (Nr. 374).
- Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 218.
- Kosegarten, Universität 1, S. 171, 198; Lange, Ergänzungen, S. 87.
- Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 321.
Nachweise
- Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 563 (A), 601 (B).
Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 76 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0007604.
Kommentar
Inschrift A in der älteren Form der gotischen Minuskel ist aufgrund der unten stumpf endenden Schäfte des m und der oben gebrochenen und leicht schrägliegenden linken Schäfte von v und w in das letzte Drittel des 14. Jahrhunderts zu datieren. Inschrift B ist in derselben Weise ausgeführt wie die Inschrift auf der Grabplatte für Hans Liebestein mit der Jahreszahl 1632 (Kat.-Nr. 376; zur Krakewitz-Gruppe siehe Einleitung, Kap. 8).
Der Vorname von Tebbes (A) Ehemann könnte nach den noch vorhandenen Schriftresten Volcmer, vielleicht auch Volcwin oder Volrad, der Nachname Ramlow oder Gramlow gelautet haben. In den Stadtbüchern finden sich für den infrage kommenden Zeitraum lediglich zwei Vertreter der Familie Gramlow, Hinrich (1351) und Johannes (1354, 1357).2) Ein familiärer Zusammenhang Tebbes und ihres Ehemanns mit diesen beiden ist wahrscheinlich.
Daniel Hölthöder (B) war der Sohn des Magisters Thomas Hölthöder3) und Enkel des Professors der Mathematik Erasmus Hölthöder († 1548).4) Daniel wurde am 17. Juli 1582 immatrikuliert.5) Seine weiteren Lebensdaten sind nicht bekannt, ebenso wenig der Name seiner Witwe, in deren Besitz die Platte im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts gelangte. Dazwischen oder später gehörte sie, wie Nummerierung C belegt, der Marienkirche.