Inschriftenkatalog: Greifswald
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 77: Greifswald (2009)
Nr. 71 Greifswald-Eldena, Zisterzienserkloster St. Marien 1397
Beschreibung
Grabplatte für Albert Schinkel. Kalkstein. Hochrechteckige Platte, heute in der Ostwand der Sakristei eingemauert. Im Jahr 1822 wurde sie aus der Klosterruine in das Kollegiengebäude der Greifswalder Universität überführt, befand sich aber spätestens 1830 wieder an ihrem früheren Ort, wo sie neben den anderen Grabplatten im Chorbereich der Klosterkirche auf dem Boden lagerte. 1843 in die Nordwand der Sakristei links neben dem Durchgang eingelassen, wurde sie 1969 beim Einbau einer Bühne an ihre jetzige Stelle versetzt.1) Die rechte untere Ecke ist abgebrochen und wieder angefügt, dadurch geringfügiger Textverlust. Zwischen einfachen Linien umlaufend die erhaben in vertiefter Zeile gearbeitete Inschrift. In der linken oberen und den beiden unteren Ecken Rosetten. Im Innenfeld die in Ritzzeichnung ausgeführte Darstellung des Verstorbenen in wadenlangem Gewand und einem offenen Mantel. Die Füße in einfachen Schuhen, die Hände vor der Brust in Gebetshaltung. Darüber ein auf zwei Konsolen ruhender Architekturbogen.
Maße: H. 200 cm, Br. 104 cm. Bu. 6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Anno ˑ domini ˑ M° ˑ ccc° ˑ xcvii° ˑ / xi° ˑ kalendas ˑ maii [ˑ] obiit ˑ alberṭụ[s ˑ] schinkel ˑ cuiusa) / anima ˑ per ˑ piam ˑ mise/ricordiam ˑb) dei ˑ requi[e]scat ˑ in ˑ pace ˑ ˑc) perpetua ˑ ame(n)
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1397 am elften Tag vor den Kalenden des Mai (21. April) starb Albert Schinkel. Seine Seele ruhe durch das gütige Erbarmen Gottes in ewigem Frieden. Amen.
Textkritischer Apparat
- cuius] Es folgt eine Ranke als Zeilenfüller.
- Nach dem Worttrenner ein Vogel mit einem Zweig im Schnabel, stark verwittert.
- Zwischen beiden Worttrennern ein Blatt.
Anmerkungen
- Herold, Äbte, S. 358, 360, 366.
- Kirchner, Grabsteine Eldena, Teil 1, S. 352; N. N., Grabsteinkunst, S. XIV; Lissok, Eldena, S. 36.
- Pyl, Eldena, S. 142; Herold, Äbte, S. 367.
Nachweise
- Kirchner, Grabsteine Eldena, Teil 1, S. 352f.
- Pyl, Eldena, S. 141.
- Haselberg, Kreis Greifswald, S. 76.
- N. N., Grabsteinkunst, S. XV, Tf. 7.
- Herold, Äbte, S. 367.
Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 71 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0007109.
Kommentar
Bei der Person, der diese Grabplatte gewidmet wurde, handelt es sich nicht, wie noch in der jüngsten Literatur behauptet, um einen Mönch.2) Da der Verstorbene ohne Tonsur sowie in einem halblangen bürgerlichen Gewand dargestellt ist, kann es sich nur um einen weltlichen Gönner des Klosters Eldena, der das Privileg einer Grablege im Kloster erworben hatte, handeln. Wie der bis 1535 amtierende, letzte Abt von Eldena Enwald Schinkel gehörte Albert einer in Relzow bei Anklam (Ldkr. Vorpommern-Greifswald) ansässigen ritterschaftlichen Familie an.3) Über seine Lebensumstände ist nichts bekannt.