Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 195 Kaiserswerth, St. Suitbertus 1647

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet; gegossen, getrieben, graviert. Die mehrfach gestufte Wölbung des sechs­passigen Fußes über erneuertem Stehrand ist mit Muschel- und Perlstab verziert. Auf den Pässen finden sich, umgeben von Blatt- und Schweifwerk, folgende Darstellungen: 1. die Halbfigur des hl. Suitbert als Bischof mit dem Stern in seiner Rechten; 2. in einem ovalen Medaillon graviert die Stifterinschrift mit dem Aufruf zum Gedenken (A); 3. eine eingelassene Medaille mit dem nach links gewandten Brustbildnis des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Ferdinand von Bayern im kurfürstlichen Hermelinmantel mit der Titulatur in der Umschrift (B) auf der in der Aufsicht sichtbaren Vorderseite, auf der Rückseite, die auf der Unterseite des Kelches sichtbar ist, von unten nach oben ein liegender Löwe, ein Kreuz sowie Öl- und Palmzweig, der Kurhut und da­rüber eine Wolke mit einer Hand, rechts und links am Rand die Devise (C);1) 4. das Wappen des Caspar Hanxler mit den Initialen des Stifters (D); 5. die Halbfigur des Gottesmutter mit Kind als Himmelskönigin und 6. ein Weihekreuz. A und D sind graviert, B und C geprägt; die Figuren des Gottesmutter und des hl. Suitbert sowie das Kreuz und das Wappenbild sind in Treibarbeit ausgeführt. Über dem Schaft und einem birnförmigen Nodus eine Kuppa mit einem Korb aus durchbrochenem Schweifwerk. Der Korb ist unterteilt in sechs Felder, die in ihrer Mitte mit einer roten Perle2) verziert sind.

Maße: H. 24,4 cm; Dm. 11,4 cm (Kuppa); Bu. 0,2 cm (A), 0,15 cm (B, C), 0,3 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften (Gerda Hellmer) [1/2]

  1. A

    MEMENTO / CASPARI / HANXLER / BVRGRAVIJa) / CASTRI / CAESARIS / INSVLAE / 1647

  2. B

    FERDINAND(VS) D(EI) G(RATIA) ELEC(TOR) COLON(IENSIS) BAVA(RIAE) DVX ·

  3. C

    AVITA // FIDE ·3)

  4. D

    C(ASPARVS) // H(ANXLER)

Übersetzung:

Gedenke des Caspar Hanxler, Burggrafen der Burg zu Kaiserswerth, 1647. (A)

Ferdinand, von Gottes Gnaden Kurfürst von Köln, Herzog von Bayern. (B)

Im Glauben der Väter. (C)

Wappen:
Hanxler4)

Kommentar

In den hier paläographisch zu untersuchenden Inschriften A und D ist die Schrift insgesamt sehr sorgfältig ausgeführt worden. Einige sehr eckig oder verzogen anmutende Formen (das E in HANXLER, das zweite R in BVRGRAVIJ) gehen vermutlich auf eine leichte Beschädigung zurück. Die Schrift ist gekennzeichnet durch eine Linksschrägen- und Bogenverstärkung sowie die Verstärkung einiger Schäfte. Diese Bestandteile der Buchstaben wurden teilweise konturiert und schraffiert ausgeführt. Die Sporen an den Schaftenden sind zumeist rechtwinklig auf- bzw. untergesetzt. Das obere Bogenende des C und bei G endet – allerdings nicht durchgängig – in Sporen, die an einer Seite zu kurzen Zierstrichen nach oben bzw. unten verlängert sind. Anders als diese bewusst gesetzten Zierstriche gehen die Striche, die an anderen Buchstaben zu erkennen sind (z. B. bei dem 1. A in CASPARI, bei B und dem ersten V in BVRGRAVIJ und am Bogen der 6) auf Unsicherheiten bei der Ausführung zurück.

Die auf der zum Kelch gehörenden Patene befindlichen Marken, ein nicht identifizierbares Beschau- und ein verschlagenes Meisterzeichen,5) tragen nicht zur Identifizierung der Werkstatt bei. Da jedoch der Kelchfuß nach Irmscher in Form und Dekorierung große Ähnlichkeit mit einigen Kölner Kelchen aufweist, ist er wahrscheinlich in Köln hergestellt worden.6) Diese Annahme wird auch durch die Medaille mit dem Bildnis des Kölner Kurfürsten sowie die Herkunft der zwei Jahre jüngeren, ebenfalls von Hanxler gestifteten Buchbeschläge aus der Werkstatt Hermann Lyckers (Nr. 199) untermauert.

Zu Caspar Hanxler vgl. die Angaben oben Nr. 153. Im Memorienverzeichnis des Stiftes wird unter seinen Schenkungen mit den Worten „insignem gemmis et unionibus ornatum calicem“7) mit hoher Wahrscheinlichkeit dieser Kelch erwähnt, der auch mit jenem identisch sein dürfte, den Caspar Hanxler 1659 in seinem Testament mit anderen Dingen dem neu gegründeten Kaiserswerther Kapuzinerkloster vermacht hat.8) Ob der Kelch gemeinsam mit dem ebenfalls von ihm gestifteten Missale (Nr. 199) nach seinem Tod tatsächlich abgegeben und nach der Säkularisation wieder in den Besitz von St. Suitbertus gelangte oder aber stets dort verblieben ist, ist ungewiss.9) Im Kirchenschatz von St. Suitbertus befindet sich heute neben den Beschlägen des Messbuchs von 1649 (Nr. 199) auch ein von Caspar Hanxler gestiftetes Glöckchen von 1628 (Nr. 153).

Kaiserswerth war seit 1424 bzw. 1461 kurkölnisch,10) Caspar Hanxler kölnischer Amtmann, so dass die Verwendung einer Medaille mit dem Bildnis und der Devise (C) Ferdinands von Bayern, der 1595–1612 Koadjutor und 1612–1650 Erzbischof und Kurfürst von Köln gewesen ist,11) nicht verwundert.

Textkritischer Apparat

  1. Ligatur in Form eines Y.

Anmerkungen

  1. Die Inschriften der Medaille werden, obwohl aus serieller Herstellung, hier wegen ihrer besonderen Funktion an diesem Träger ebenfalls ediert.
  2. Eine der roten Perlen ist heute durch eine grüne ersetzt.
  3. Dielitz, Wahl- und Denksprüche, S. 30.
  4. Auch Hanxleden: Fahne I, S. 133; Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 7, S. 524; Müller-Westphal, Wappen, S. 406.
  5. Kat. Frommer Reichtum, S. 272, Nr. 50a (K[arl] B[ernd] H[eppe]).
  6. Dazu Irmscher, Goldschmiedehandwerk, Textbd., S. 277f. mit Anm. 299.
  7. Lacomblet, Memorienbücher, S. 123f.
  8. Vgl. dazu ausführlich und mit den Einzelnachweisen den Kommentar zu Nr. 153.
  9. Vgl. dazu auch Kat. Frommer Reichtum, S. 272, Nr. 50b (H[einz] L[ambertz]).
  10. Dazu Lorenz, Kaiserswerth, S. 116f.
  11. Zu Ferdinand von Bayern August Franzen, Art. Ferdinand, Herzog von Bayern, in: NDB 5 (1961), S. 90; Ronny Baier, Art. Ferdinand von Bayern, in: BBKL 21, Sp. 87–90; Molitor, Erzbistum, S. 238–253.

Nachweise

  1. Clemen, KDM Düsseldorf, S. 138 (A).
  2. Kat. Frommer Reichtum, S. 272, Nr. 50a (A, D) (K[arl] B[ernd] H[eppe]).

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 195 (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0019507.