Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 186† St. Lambertus 1643

Beschreibung

Glocke der Gießer Franz und Peter Hemony. Bronze; Gewicht ca. 3400 Pfund.1) Die Glocke mit Glockenrede (Name, Funktionsbezeichnung, Meisterinschrift und Datum) wurde 1812 verkauft, da zersprungen.2) Als Glockenzier werden „4 Evangelisten mit dem Stadtwappen auf derselben“3) genannt.

Nach PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 471.

  1. Lambertus vocor vivos voco mortuos sepelio fulgura pelloFranciscus et Petrus Hemony me fecerunt 1643

Übersetzung:

Lambertus werde ich genannt, die Lebenden rufe ich, die Toten bestatte ich, die Blitze vertreibe ich. Franz und Peter Hemony haben mich gemacht 1643.

Wappen:
Stadt Düsseldorf

Kommentar

Die Glocke war dem hl. Lambertus geweiht, der bis zur Neuweihe 1394 alleiniger Patron der Düsseldorfer Stifts- und Pfarrkirche war. Am 13. Juli 1394 wurde die Kirche dann zu Ehren der Gottesmutter und der Heiligen Thomas, Lambertus, Apollinaris, Severinus und Anno konsekriert; seit der Wende zum 15. Jahrhundert wird sie in den Quellen als „Liebfrauenkirche“ bezeichnet.4) Aders nennt eine weitere Glocke der Gebrüder Hemony, die 1643 für die Kirche gegossen wurde, die 1737 umgegossene Marienglocke, deren Inschrift nicht überliefert ist.5) Somit ist 1643 dem alten Patron und der neuen Hauptpatronin der Kirche eine Glocke geweiht worden.

Die Gebrüder Hemony haben für diese Kirche im Jahre 1644 noch eine weitere Glocke angefertigt, die 1893 umgegossen worden ist (Nr. 191). Mit diesen drei Glocken sowie der Uhrglocke von 1462 (Nr. 29) und einer weiteren Glocke, der Severinsglocke, deren Gussjahr und Gießer nicht bekannt sind, bestand somit ab dem Jahr 1644 das Geläut der heutigen Lambertuskirche aus fünf Glocken.6) Erforderlich geworden war der Guss neuer Glocken nach der Explosion des Pulverturms 1634, die große Schäden an und in der Kirche und in der Altstadt verursachte.7) Als Ersatz für ältere, zerstörte Glocken sind die beiden 1643 gegossenen Glocken sowie die Sturmglocke (Nr. 191) auf Kosten der Stadt Düsseldorf angefertigt worden,8) deren Beteiligung durch die Anbringung des Stadtwappens sichtbar gemacht wurde.

Zu Franz und Peter Hemony sowie ihrer Gießertätigkeit für weitere Düsseldorfer Kirchen vgl. Nrn. 179, 180, 182, 187, 211 und 212.

Anmerkungen

  1. Angaben zu weiteren Maßen sind nicht überliefert. Sie wurde mit drei Seilen geläutet. Vgl. zu den Angaben PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 471, fol. 1r (3380 Pfund); Bayerle, Kirchen, S. 113 (3400 Pfund). Die Literatur ab der Mitte des 19. Jhs. übernimmt zumeist die Angaben von Bayerle.
  2. PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 747, fol. 82r; Bayerle, Kirchen, S. 114; Smeddingk, Glockengiesser-Reihe, S. 213.
  3. Das Zitat nach PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 471, fol. 1r.
  4. Brzosa, Geschichte, S. 93f.
  5. Aders, Beiträge Glocken, Teil 2, S. 3; zum Guss von zwei neuen Glocken für die Lambertuskirche im Jahre 1643 LAV NRW R, Stift Düsseldorf, Akten 41, fol. 2r–4v.
  6. Aders, Beiträge Glocken, Teil 2, S. 3f. Die Severinsglocke wurde bereits 1717 umgegossen; ihre Inschrift ist nicht überliefert. Auch die beiden im 18. Jh. umgegossenen Glocken wurden 1812 verkauft, da sie gesprungen waren. In LAV NRW R, Hss. N I 6 Nr. V 1a, fol. 6v findet sich eine frühestens in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. niedergeschriebene Auflistung der Glocken mit der hinsichtlich des Gussjahres irrigen Angabe, dass 1644 für St. Lambertus drei Glocken, nämlich die Lambertus-, die Marien- und die Dreifaltigkeitsglocke gegossen worden seien. Weiterhin wird dort aufgeführt, dass die Chor- oder Severinsglocke genannte schon „von alters“ dort gewesen sei und das vorherige Geläute aus vier Glocken bestanden habe. Die Uhrglocke von 1462 (Nr. 29) wird dort nicht genannt.
  7. Brzosa, Geschichte, S. 95f.
  8. LAV NRW R, Stift Düsseldorf, Akten 41, fol. 2r–v; vgl. ebd., Hss. N I 6 Nr. V 1a, fol. 6v, sowie in späterer Zeit die Streitigkeiten zwischen Stift und Stadt wegen des Geläuts, der Reparatur von Glocken, der Instandhaltung des Turms und damit in Zusammenhang stehender Sachverhalte z. B. in LAV NRW R, Stift Düsseldorf, Akten 41, und ebd., Reg. Düsseldorf, Nr. 28414.

Nachweise

  1. PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 471, fol. 1r.
  2. Bayerle, Kirchen, S. 113 (nach PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 471?).
  3. Smeddingk, Glockengiesser-Reihe, S. 213 (nach Bayerle).
  4. PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 747, fol. 82r (wohl nach Bayerle).
  5. LAV NRW R, Slg. Guntrum, Abt. II, Nr. 73, ohne Paginierung (nach Bayerle?).
  6. HAEK, Nachlass Schaeben, Nr. 1825 (Glockenverzeichnis, ohne Paginierung).
  7. Aders, Beiträge Glocken, Teil 2, S. 3.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 186† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0018605.