Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 187 St. Andreas 1643

Beschreibung

Glocke, vermutlich des Gießers Franz Hemony. Bronze, Gewicht 170 kg, Schlagton d"+2.1) Sogenannte „Messenglocke“. Die Glocke mit Anrufung und Datum war die kleinste von insgesamt fünf Glocken des alten Geläuts der Andreaskirche. Sie hängt heute schwer zugänglich2) im Ostturm in der oberen Reihe. An der Schulter unterhalb eines Zierfrieses umlaufend zwischen Stegen die Inschrift, darunter ein hängender Zierfries mit geflügelten Engelsköpfen und Weinlaubranken; auf der Flanke das Stadtwappen,3) am Wolm fünf Stege, deren mittlerer dicker als die anderen ist; am Schlagring ein doppelter und zwei einzelne Stege. Krone mit sechs mit Trauben verzierten Bügeln. Die Glocke wurde 1942 zu Kriegszwecken beschlagnahmt, blieb aber verschont und kehrte im September 1947 zurück.4)

Die aufgrund der eingeschränkten Zugänglichkeit nicht am Original überprüfbaren Teile der Inschrift5) ergänzt nach Foto Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Glockenkartei 14/3/199 C6) und Art. Düsseldorfer Stadtpost7).

Maße: H. 69 cm; Dm. 66,2 cm.8)

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. [+ S(ANCTA) CATHARINA VIRGO ET MARTYR] ORA PRO NOBIS ANNOa) [1643]

Übersetzung:

Heilige Katharina, Jungfrau und Märtyrerin, bitte für uns. Im Jahr 1643.

Wappen:
Stadt Düsseldorf

Kommentar

Der Gießer wird im Gegensatz zu den Glocken von 1641 und 1642 nicht genannt. Aufgrund des Formulars der Inschrift, das sich so auch auf den drei älteren Glocken der Andreaskirche findet (Nrn. 179, 180 und 182), sowie des Zierfrieses mit den Engelsköpfen, der für die Werkstatt der Gebrüder Hemony nachgewiesen ist9) und sich auch auf der Glocke für die Kalkumer Kirche von 1653 findet (Nr. 211), ist diese Glocke ebenfalls Franz Hemony zuzuschreiben.10) Anders aber als bei den drei älteren Glocken für St. Andreas ist die Jahreszahl nicht in lateinischen, sondern ebenso wie in Kalkum in arabischen Zahlzeichen ausgeführt.11)

Zu dem Gießer Franz Hemony vgl. Nr. 179, zu den weiteren von ihm für St. Andreas gegossenen Glocken Nrn. 180 und 182 und zu weiteren Hemony-Glocken in Düsseldorfer Kirchen Nrn. 186, 191, 211 und 212.

Das Stadtwappen zeigt den nach heraldisch rechts gewendeten bergischen Löwen mit dem aufrechten, leicht schräg gestellten Anker in seinen Pranken. Korn, der diese Glocke nicht kannte, nennt in seiner Untersuchung der Düsseldorfer Siegel und Wappen eine Darstellung des Wappens mit Löwen und gestürztem Anker aus dem Jahr 1697 vom alten Fleischhaus sowie eine Abbildung in der Sammlung Redinghoven mit allerdings links gewendetem Löwen und aufrechtem Anker als älteste Überlieferungen des Wappens mit Anker und Löwe.12) Die Anbringung auf dieser Glocke belegt aber nun nicht nur eine frühere Verwendung dieses Wappens13), sondern lässt auch vermuten, dass die städtische Seite sich an den Kosten für den Guss dieser Glocke für die Andreaskirche, also für eine landesherrliche Stiftung, zumindest beteiligt hat. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass ebenfalls 1643 und auch 1644 unter Beteiligung der Stadt das Geläut für die Lambertuskirche von den Gebrüdern Hemony (Nrn. 186 und 191) angefertigt worden ist. Während die Beteiligung an den Güssen für St. Lambertus aber in direktem Zusammenhang mit der Explosion des Pulverturms 1634 und den dadurch entstandenen Schäden stand, liegen über die Beweggründe für die Beteiligung am Guss der Katharinenglocke keine Quellen vor.

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] fehlt bei Bayerle, Glockenbuch.

Anmerkungen

  1. Glocken und Geläute, S. 285 u. 287; https://thema.erzbistum-koeln.de/glockenbuch/glockenbuecher/06_glockenbuch_duesseldorf.pdf, S. 13 u. 20 (Zugriff: 03.05.2020).
  2. Die Glocke kann ohne ein erhebliches Risiko nur aus einem Abstand von ca. 3–4 Metern in Augenschein genommen werden.
  3. Das Wappen befindet sich auf der vom Betrachter nicht einzusehenden Seite, ist aber fotografisch im Zuge der Beschlagnahmung und der späteren Wiederaufhängung festgehalten worden. Vgl. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Glockenkartei 14/3/199 C und Nachlass Schaeben, Nr. 6, Bl. 1 (Art. Düsseldorfer Stadtpost vom 3. August 1955). Das Stadtwappen erwähnt auch Bayerle, Kirchen, S. 168.
  4. Vgl. Nachlass Schaeben, Nr. 6, Bl. 1 (Art. Düsseldorfer Stadtpost vom 3. August 1955); Buschmann, Geschichte, S. 45.
  5. Bei der Autopsie zu sehen sind: ORA PRO NOBIS ANNO.
  6. S(ANCTA) CATHARINA und 43.
  7. Vgl. HAEK, Nachlass Schaeben, Nr. 6, Bl. 1; VIRGO ET MARTYR u. 16.
  8. Maßangaben nach Glocken und Geläute, S. 285 u. 287; https://thema.erzbistum-koeln.de/glockenbuch/glockenbuecher/06_glockenbuch_duesseldorf.pdf, S. 13 u. 20 (Zugriff: 03.05.2020). Die Messung der Buchstabenhöhe war nicht möglich.
  9. Vgl. die Abb. bei Lehr, Klokkengieters, zwischen S. 16 u. 17. Vgl. auch Nachlass Schaeben, Nr. 6, Bl. 1 (Art. Düsseldorfer Stadtpost vom 3. August 1955).
  10. So Renard, Glocken, S. 67; Nachlass Schaeben, Nr. 6, Bl. 1 (Art. Düsseldorfer Stadtpost vom 3. August 1955); Glocken und Geläute, S. 287. Smeddingk, Glockengiesser-Reihe, S. 213, u. Walter, Glockenkunde, S. 765, weisen sie den Brüdern Hemony zu.
  11. Zumindest verzeichnet Bayerle, Kirchen, S. 167f., diesen Unterschied bei seiner Wiedergabe der Inschriften.
  12. Korn, Siegel, S. 20f.
  13. Vgl. auch den Nachlass Schaeben, Nr. 6, Bl. 1 (Art. Düsseldorfer Stadtpost vom 3. August 1955).

Nachweise

  1. Bayerle, Kirchen, S. 168.
  2. Smeddingk, Glockengiesser-Reihe, S. 213 (nach Bayerle).
  3. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Glockenkartei, 14/3/199 C.
  4. HAEK, Nachlass Schaeben, Nr. 1825 (Glockenverzeichnis, ohne Paginierung).
  5. HAEK, Nachlass Schaeben, Nr. 6, Bl. 1 = N. N., Die Glocke mit dem Stadtwappen. Geläut für St. Andreas bald vollständig/Eherne Stimme aus dem Jahre 1643/Forscher „an die Front“, in: Düsseldorfer Stadtpost, Nr. 177 vom 3. August 1955.
  6. https://thema.erzbistum-koeln.de/glockenbuch/glockenbuecher/06_glockenbuch_duesseldorf.pdf, S. 17 (Zugriff: 03.05.2020).

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 187 (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0018703.