Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 179† St. Andreas 1641

Beschreibung

Glocke des Gießers Franz Hemony. Bronze, Gewicht 650 kg, Schlagton g’.1) Die Glocke mit Glockenrede (Anrufung und Meisterinschrift mit Datum) war die von der Größe her vierte von insgesamt fünf Glocken des alten Geläuts der Andreaskirche. Als Glockenzier wird das herzogliche Wappen genannt.2) Sie wurde 1942 infolge eines Bombenangriffs zerstört,3) die Inschrift auf der 1954 neu gegossenen Glocke übernommen.4)

Nach Bayerle.

Maße: Dm. 100 cm. 5)

  1. S(ancte) Francisce Xaveri ora pro nobis F(ranciscus) Hemony me fecit anno MDCXLI

Übersetzung:

Heiliger Franz Xaver, bitte für uns. Franz Hemony hat mich gemacht im Jahr 1641.

Wappen:
Pfalz-Neuburg (?)6)

Kommentar

Franz Xaver, geboren 1506 bei Navarra, gestorben 1552 auf der Insel Sancian bei Kanton, der Apostel Indiens und Japans, ist 1622, also im Jahr des Baubeginns von St. Andreas, gemeinsam mit Ignatius von Loyola als zweiter Jesuit heilig gesprochen worden.7) Ihm und Ignatius sind die beiden ältesten Glocken der Düsseldorfer Jesuitenkirche St. Andreas geweiht.8)

Franz (Francicus/François) Hemony und sein Bruder Peter (Petrus/Pierre),9) mit dem er häufig zusammengearbeitet hat, gehörten der zweiten Generation einer lothringischen Stück- und Glockengießerfamilie an und kamen um 1640 in das Rheinland und nach Westfalen. Von Franz Hemony stammen sicher zwei weitere Glocken für die Andreaskirche aus den Jahren 1641 und 1642 (Nrn. 180 und 182), mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die einzige noch erhaltene Glocke des alten Geläuts, die Katharinenglocke von 1643 (Nr. 187). Beide Brüder haben die beiden Glocken für St. Lambertus aus den Jahren 1643 und 1644 gegossen (Nrn. 186 und 191). Zwischen 1644 und 1647 siedelten sie nach Zutphen über, wo Franz Hemony 1647 das Bürgerrecht erhielt. Auch während der Zutphener Zeit gossen die Brüder mehr als ein Dutzend Läuteglocken für den niederrheinischen und westfälischen Raum, von denen neben der Kalkumer Glocke von 1653 (Nr. 211) solche in Herford und Bünde (1646), Hüls, Fischeln und Kaldenkirchen (alle 1647 und alle im Raum Krefeld) sowie Stratum (1654, ebenfalls Krefeld) erhalten sind. Die nicht mehr erhaltene Kalkumer Glocke von 1653 (Nr. 212) nennt in der Meisterinschrift Peter Hemony. Franz He­mony wechselte 1657 nach Amsterdam, wo er 1667 starb. Sein Bruder weilte zwischen 1657 und 1664 in Flandern, ab 1664 in Amsterdam und übernahm 1667 bis zu seinem Tod 1680 die dortige Werkstatt seines Bruders. Aus den Hemony-Werkstätten stammten bzw. stammen auch rund 70 Glockenspiele vernehmlich für den flandrischen und niederländischen Bereich, von denen etliche noch heute ganz oder teilweise erhalten sind.10)

Anmerkungen

  1. So angegeben in Glocken und Geläute, S. 285; https://thema.erzbistum-koeln.de/glockenbuch/glockenbuecher/06_glockenbuch_duesseldorf.pdf, S. 20 (Zugriff: 03.05.2020).
  2. Vgl. Bayerle, Kirchen, S. 168.
  3. Vgl. Buschmann, Geschichte, S. 42f.; Glocken und Geläute, S. 285; vgl. auch Anm. 4.
  4. 1954 wurden fünf neue Glocken für St. Andreas gegossen, von denen vier die Inschriften der vier im Krieg zerstörten Glocken übernahmen. Die fünfte Glocke des alten Geläuts ist erhalten (vgl. Nr. 187). Die fünfte der neuen Glocken besaß keine Vorgängerin. Vgl. HAEK, Nachlass Schaeben, Nr. 6 foll. 4–6; die neuen Inschriften auf dieser Glocke lauten: SANCTE FRANCISCE XAVERI, ORA PRO NOBIS und (am Schlag) + F. HEMONY ME FECIT ANNO 1641 FLAMMIS DISRUPTA SUM 1942 PETIT UND GEBRÜDER EDELBROCK NOVAM ME FECIT 1954 (nach https://thema.erzbistum-koeln.de/glockenbuch/glockenbuecher/06_glockenbuch_duesseldorf.pdf, S. 17 [Zugriff: 03.05.2020]).
  5. Glocken und Geläute, S. 285; https://thema.erzbistum-koeln.de/glockenbuch/glockenbuecher/06_glockenbuch_duesseldorf.pdf, S. 20 (Zugriff: 03.05.2020).
  6. Bei Bayerle, Kirchen, S. 168 als „herzogliches Wappen“ genannt.
  7. Vgl. zu Franz Xaver LThK 4, Sp. 55–56; LCI 6, Sp. 324–327.
  8. Vgl. unten Nr. 180.
  9. Vgl. zum Folgenden Lehr, Klokkengieters; D. St[ern], Art. Hemony, in: Thieme/Becker 16, S. 368f.; vgl. auch die älteren Angaben bei Smeddingk, Glockengiesser-Reihe, S. 212–214; Walter, Glockenkunde, S. 765–767; Renard, Glocken, S. 67.
  10. Der Rat der Stadt Köln lehnte 1652 ein Angebot für ein Glockenspiel ab. Die für Mainz (1660), Hamburg (1661) und Darmstadt (1670) belegten Carillons sind nicht mehr erhalten.

Nachweise

  1. Bayerle, Kirchen, S. 168.
  2. Smeddingk, Glockengiesser-Reihe, S. 213 (nach Bayerle).
  3. HAEK, Nachlass Schaeben, Nr. 1825 (Glockenverzeichnis, ohne Paginierung).

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 179† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0017904.