Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)
Nr. 122† Heerdt, St. Benedikt 1613
Beschreibung
Glocke des Gießers Johann Reutter. Bronze. 1911 noch vorhanden,1) im Ersten Weltkrieg abgegeben.2) Die kleinere von zwei für Heerdt bekannten Glocken mit Glockenrede (Widmung, Meisterinschrift und Datum) war auf der einen Seite mit der Darstellung des gekreuzigten Christus zwischen Maria und Johannes, auf der anderen Seite mit einem Relief der Gottesmutter mit Kind geschmückt. Die Inschrift verlief um die Schulter.3) Maße sind bis auf das Gewicht von 1737 Pfund4) nicht bekannt.
Nach Pick.
Schriftart(en): Kapitalis. 5)
IHESVSa) VND SEINE MVTTER WEHRT +SEIN DVRCH MEINEN THON GEEHRT +WELCHEN ICH IN MIR VERMAG +DVRCH DEN GOS IOHANN REVTTERb) ICH SAG +ANNOc) 1613 +d)
Versmaß: Deutsche Reimverse (Zeilen 1–4).
Textkritischer Apparat
- Jesus Mosler.
- Johan Reuter Mosler; Reuter Maercker.
- ANNO] fehlt Mosler.
- ANNO 1613 +] fehlt Walter, Nachlass Schaeben.
Anmerkungen
- Mosler, Vergangenheit, S. 180.
- Maercker, Entwicklung, S. 62. Allerdings gibt Schloßmacher, Anfänge, S. 49, noch 1980 an, dass von beiden Glocken des 17. Jahrhunderts „noch einige Bruchstücke erhalten“ seien.
- Beschreibung nach den im Nachlass Strauven erhaltenen Artikeln und Pick, Glocken-Inschriften, S. 413.
- Maercker, Entwicklung, S. 54.
- Die Wiedergabe bei Pick und in den Zeitungsartikeln, die übereinstimmend auch die Kreuze an den Versenden angeben, entspricht dem bislang über Reutter-Glocken Bekannten, so dass hier der Abdruck in Majuskeln erfolgt.
- Achter/Schloßmacher, St. Benediktus, S. 3; Brzosa, Geschichte, S. 139f.
- Maercker, Entwicklung, S. 54.
- Ebd.
- Achter/Schloßmacher, St. Benediktus, S. 5f.; Maercker, Entwicklung, S. 60.
- Zu Reutter Wilhelm Baumeister, Der Kölner Büchsengießer Johann Reutter, in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 6/7 (1925), S. 210–226; Thieme/Becker 28, S. 201. Zu den von ihm erhaltenen Gusswerken der Katalog bei Poettgen, 700 Jahre, S. 172.
- Poettgen, 700 Jahre, S. 169f.
Nachweise
- Pick, Glocken-Inschriften, S. 413.
- StA Düsseldorf, Nachlass Strauven, Karton 4, Mappe 15, Bl. 607v (Zeitungsartikel vom 16. Nov. 1872). u. Bl. 608r (Artikel aus dem Generalanzeiger für Düsseldorf und Umgebung, Beilage Illustriertes Sonntagsblatt vom 26. Apr. 1891).
- Clemen, KDM Neuss, S. 25.
- Mosler, Vergangenheit, S. 181.
- Walter, Glockenkunde, S. 344 (ohne die Jahresangabe).
- HAEK, Nachlass Schaeben, Nr. 1825, ohne Paginierung (Glockenverzeichnis, ohne Jahresangabe, nach älterer Lit.).
- Maercker, Entwicklung, S. 54.
Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 122† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0012201.
Kommentar
In einem im Nachlass Strauven erhaltenen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1891 werden als Worttrenner Punkte auf der Zeile angegeben.
Die Anschaffung neuer Glocken in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (s. auch Nr. 165) ebenso wie die einer neuen Kanzel (Nr. 108) war möglicherweise erforderlich geworden, weil die Heerdter Kirche im Truchsessischen Krieg im Mai 1585 schwer beschädigt worden war6) und, so nimmt Maercker an, die Vorgängerglocken eingeschmolzen wurden.7) Nach erfolgreichen Spendenaufrufen und Kollekten konnte das Material für die erste der neuen Glocken in Düsseldorf gekauft werden und der Guss in Köln erfolgen.8) Den Dorfbrand im Jahr 1842 und die Zerstörung der Kirche haben die Glocken unbeschadet überstanden, so dass sie in die 1844–1847 errichtete neue Heerdter Kirche9) übernommen wurden.
Johann Reutter ist 1604 als Geschützgießer nach Köln gekommen und wurde 1613 als Büchsengießer und Büchsenmeister angestellt.10) Als sein „bedeutendstes“ Werk gilt das Geläute für die Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Köln.11) 1615 hat er auch eine Glocke für St. Dionysius in Volmerswerth gegossen (Nr. 127).