Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 3† Kaiserswerth, † St. Georg 1102

Beschreibung

Steintafel (?) mit Weihevermerk für einen Kreuzaltar und Reliquienbezeichnung. Die Inschrift befand sich „in altari“ auf der Nordseite der Kirche.1) In den Farragines Gelenii ist die Skizze einer querrechteckigen Tafel mit der zehnzeiligen Inschrift überliefert, die der vorgefundenen Zeilenfolge entsprechend verzeichnet wurde2) und mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine in den Altar eingelassene Steintafel eingehauen war. Der Inschriftenträger wurde sehr wahrscheinlich 1688 zerstört.3)

Obwohl die Überlieferung in der Handschrift PfA St. Suitbertus Rheinbrohl, Kopiar Kaiserswerth älter ist, wurden die Aufzeichnungen der Farragines Gelenii zugrunde gelegt, deren Schreiber den Träger vor Ort gesehen und verzeichnet hat.4)

Nach HAStK, Best. 1039 (Farragines Gelenii). 5)

Reproduktion aus: HAStK, Best. 1039, Bd. 20, p. 542 [1/2]

  1. ANNO D(OMI)N(I)CAE INCARNATIONIS MCII INDICTIONE X NON(AS)a) AVG(VSTI) / DEDICATVM EST HOC ALTARE A POTERBVRNENSIb) E(PISCO)PO HEINRICOc) IN HO=/NOREM D(OMI)NI N(OST)RI IE(S)V CH(RIS)TId) ET SALVTIFERE CRVCIS CONTINENT(VR) AVT(EM) HIC RE/LIQVIAE DE LIGNO ET SEPVLCHRO D(OMI)NIe) ET DEf) VESTIMENTO S(AN)C(T)AE MARIAE V(IRGINIS)g) / ET DE SANGVINE S(ANCTI) STEPHANI P(RO)TOM(ARTYRIS) ET DE EIVS VESTIMENTO ET S(AN)C(T)OR(VM) AP(OSTO)LOR(VM) / IOHANNIS EVANG(E)L(IST)AE ET ANDREAE ET S(AN)C(T)OR(VM) MARTYRVM GEORGII GANGOL=/FI CLEMENTIS LAVRENTII PANCRATII DIONISII CORNELII CYPRIANI STEP/HANI DIACONI EVSTACHII CYRIACI E[T]h) S(AN)C(T)OR(VM)i) CONFESSOR(VM) REMACLI / REMIGII NICOLAI ARNOLFI LIEBEWINIj) PAVLINI ALEXIk) ET S(AN)C(T)ARVM / VIRGINVM WALBVRGIS ET DRVDE

Übersetzung:

Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1102, in der 10. Indiktion, an den Nonen des August ist dieser Altar durch den Paderborner Bischof Heinrich zu Ehren unseres Herrn Jesus Christus und des heilbringenden Kreuzes geweiht worden. Enthalten aber sind hier Reliquien vom Holz und dem Grab des Herrn und vom Kleid der heiligen Jungfrau Maria und vom Blut des heiligen Erzmärtyrers Stephanus und von seinem Gewand und von den heiligen Aposteln Johannes des Evangelisten und Andreas und der heiligen Märtyrer Georg, Gangolf, Clemens, Laurentius, Pancratius, Dionysius, Cornelius, Cyprianus, Stephanus des Diakons, Eustachius, Cyriacus und der heiligen Bekenner Remaclus, Remigius, Nicolaus, Arnolfus, Lebuinus, Paulinus, Alexius und der heiligen Jungfrauen Walburgis und Gertrud.

Datum: 5. August.

Kommentar

Eine paläographische Beurteilung der Inschrift ist nicht möglich. Die Abschrift in den Farragines Gelenii ist aus Platzgründen deutlich kleiner als jene der Weiheinschrift für die Georgskirche (Nr. 1) ausgeführt worden. Der Schreiber hat zwar ebenso die Abkürzungen und Nexus litterarum angegeben, doch scheint er nicht mehr deutlich zwischen unterschiedlichen Formen desselben Buchstabens unterschieden zu haben. C begegnet nur in runder Form, E lediglich bei Nexus litterarum in eckiger Form. Da die Inschrift in den Farragines Gelenii in Majuskeln und mit den Buchstabenverbindungen wiedergegeben wurde, wird sie hier in Großbuchstaben ediert.

Der Paderborner Bischof Heinrich von Werl hat sich ein Jahr vor der hier belegten Weihe schon einmal in Kaiserswerth aufgehalten. Er ist am 3. August 1101 im Gefolge Heinrichs IV. bei dessen Aufenthalt in der Pfalz nachweisbar.6)

Überliefert ist für die Georgskirche auch eine Weiheinschrift für einen auf der Südseite gelegenen Seitenaltar (Nr. 4). Aufgrund dieser Nachweise für zwei Nebenaltäre hat Verbeek angenommen, dass „die Kirche wahrscheinlich dreischiffig war“.7)

Weitere Angaben zur Georgskirche s. unter Nrn. 1, 5, 11 und 12.

Textkritischer Apparat

  1. Nona Rheinbrohler Kopiar, Terwelp, Funken. Kelleter ergänzt ohne Angabe von Gründen zu [V.] Non.
  2. PATERBVRNENSI Redinghoven; PATERPVRNENSI LAV NRW R, Hss. B XI 2; Padebornensi Rheinbrohler Kopiar; Paderbornensi Terwelp, Funken; Paderbrunnensi Kelleter.
  3. Henrico Rheinbrohler Kopiar, LAV NRW R, Hss. B XI 2, Terwelp, Funken.
  4. Buchstabenbestand: IHV und XTI, jeweils mit Kürzungsstrich darüber.
  5. Kürzungszeichen fehlt.
  6. DE] fehlt LAV NRW R, Hss. B XI 2.
  7. V(IRGINIS)] fehlt Rheinbrohler Kopiar, Terwelp, Funken.
  8. T fehlt.
  9. E[T] S(AN)C(T)OR(VM)] epor. Kelleter.
  10. LITBEWINI Redinghoven, LAV NRW R, Hss. B XI 2; Lebuini Rheinbrohler Kopiar, Terwelp, Funken.
  11. ALEXII Redinghoven, LAV NRW R, Hss. B XI 2; Alexis Rheinbrohler Kopiar, Terwelp, Funken.

Anmerkungen

  1. HAStK, Best. 1039 (Farragines Gelenii), Bd. 20, p. 542: „Altera inscriptio in altari quae est ad latus septentronale“ (sic!). In PfA St. Suitbertus Rheinbrohl, Kopiar Kaiserswerth, S. 113, wird der Altar als „Altare dextrum“ bezeichnet.
  2. HAStK, Best. 1039 (Farragines Gelenii), Bd. 20, p. 542: „observatus ordo et numerus linearum qui in lapide”.
  3. Die Überlieferung der Inschrift in den Farragines Gelenii belegt, dass sie im 17. Jh. noch vorhanden war. Zur Zerstörung im Jahr 1688 s. im Kommentar zu Nr. 1.
  4. Vgl. dazu die Standortangabe in Anm. 1 und die Angaben zur zeilengetreuen Verzeichnung in Anm. 2 sowie Kap. 3 der Einleitung.
  5. Zur Edition des Textes in Großbuchstaben s. unten im Kommentar.
  6. Zu Heinrich von Werl vgl. Gabriele Meier, Die Bischöfe von Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter (Paderborner Theologische Studien 17), Paderborn 1987, S. 70–141; zu seinem Aufenthalt in Kaiserswerth ebd., S. 83.
  7. Verbeek, Georgskirche, S. 365. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit, dass die Kirche zunächst einschiffig errichtet war und um 1102 um Seitenschiffe ergänzt wurde.

Nachweise

  1. HAStK, Best. 1039 (Farragines Gelenii), Bd. 20, p. 542.
  2. PfA St. Suitbertus Rheinbrohl, Kopiar Kaiserswerth, S. 113.
  3. BSBM, Cgm 2213 (Slg. Redinghoven), Bd. 18, fol. 351v (nach Farragines Gelenii).
  4. LAV NRW R, Hss. B XI 2, fol. 355v (Abschrift Slg. Redinghoven).
  5. Terwelp, Kaiserswerth, S. 129 (nach Rheinbrohler Kopiar).
  6. Kelleter, UB Kaiserswerth, S. XLIII (nach Farragines Gelenii.).
  7. Verbeek, Georgskirche, S. 368 (Abb. aus Farragines Gelenii).
  8. Funken, Bauinschriften, Nr. 11, S. 97–100 (nach Rheinbrohler Kopiar).

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 3† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0000309.