Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 69 Bühl-Kappelwindeck, kath. Kapelle St. Johannes Nepomuk 1453

Beschreibung

Grabplatte für Albrecht d. Ä. von Zeutern. Während der Instandsetzungsarbeiten von 1911/14 im westlichen Teil der Kapelle aus dem Boden gehoben, wo die Platte durch eine darüber errichtete Bretterwand teilweise verborgen war.1 Seither aufrecht an der inneren Nordwand des Chores. Ursprünglich wohl in der Pfarrkirche zu Kappelwindeck. Rötlicher Sandstein. Im Binnenfeld ein Vollwappen im Flachrelief, auf der umlaufenden und von zwei Ritzlinien begleiteten Rahmenleiste der eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte. Die Kerben der Buchstaben unsachgemäß mit schwarzer Farbe nachgezogen. Die Oberfläche vor allem im mittleren Bereich links des Vollwappens stark abgetreten; dadurch geringer Schriftverlust. Die Außenkanten stellenweise bestoßen und ausgebrochen.

Maße: H. 212, B. 98, Bu. 9–10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno d(omi)nia) m cc/ccliij ·b) feria tercia post Ualerii ep(iscop)i / obijt · Albertvs · / de Zvttern Ạṇị[ma ei(vs)] req(v)ies(ca)tc) i(n)a) pace ·d)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1453 am Dienstag nach dem (Fest) des Bischofs Valerius starb Albrecht von Zeutern. Seine Seele ruhe in Frieden.

Datum: 30. Januar 1453.

Wappen:
Zeutern.

Kommentar

Das pseudounziale A in Anno besitzt eine spitz ausgezogene Bogenschwellung am linken, leicht gewölbten Schrägschaft. Der rechte Schaft ist an den Enden keilförmig verbreitert und schließt unten mit einem langen Sporn ab. Die beiden übrigen A-Versalien haben einen stark s-förmig geschwungenen Linksschrägschaft, der jedoch keine Bogenverstärkungen aufweist. Der untere Bogen des zweistöckigen Z ist in Gestalt einer spitzen 3 ausgeführt. Das j unterscheidet sich vom i durch ein am unteren Schaftende ansetzendes Zierhäkchen. Der Bogen des q ist unten offen. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Albrecht d. Ä. von Zeutern entstammte einem im Kraichgau nahe bei Ubstadt-Weiher (Lkr. Karlsruhe) ansässigen Adelsgeschlecht.2 Er war der Sohn Barts von Zeutern und vermählte sich mit Margarete Goldener, der Tochter des Ulrich Triegel von Öwisheim.3 Als badischer Vasall ist er bereits für 1406, als Ritter für 1411 urkundlich belegt.4 Als markgräflich badischer Rat läßt er sich erstmals im Jahre 1447 nachweisen.5 Ob er mit dem 1451 belegten Deutschordensvogt zu Leske (Westpreußen, heute Laski) namens Albrecht von Czewtern identisch ist, scheint indessen fraglich.6 Seine Bestattung in Kappelwindeck erklärt sich offenbar aus dem Besitz von Schloß Waldsteg in Bühl-Neusatz.7 Aus einer Urkunde über die Erneuerung dieses badischen Lehens vom 3. August 1457 geht hervor, daß das Anwesen damals Hermann von Zeutern, dem Sohn Albrechts d. Ä., gehörte.8 Vermutlich hatte bereits der Vater das Grundstück von Markgraf Jakob von Baden erhalten und sich im Alter hierher zurückgezogen.

Textkritischer Apparat

  1. Kein Kürzungszeichen erkennbar.
  2. Der quadrangelförmige Worttrenner fälschlich als Kreuz nachgezogen.
  3. Das i kleiner ausgeführt und hochgestellt. Die Kontraktionskürzung am Ende durch eine am Balken des t entspringende Schleife mit Abschwung gekennzeichnet.
  4. Offenbar ein paragraphzeichenförmiges Quadrangel.

Anmerkungen

  1. Vgl. auch zu den folgenden Angaben Rumpf, Bach’sche Grabkapelle 61f.
  2. Vgl. zum Adelsgeschlecht von Zeutern Eugen Hollerbach, Zeutern in seiner 1200jährigen Geschichte, nach dem Tode des Verfassers überarb. u. ergänzt v. Franz Gehrig u. Kurt Fay, hg. v. d. Gemeinde Zeutern, Zeutern 1970, 50–59.
  3. Vgl. ebd. 51f. unter Berufung auf GLA Karlsruhe 44, von Zeutern, Urk. v. 16.7.1406. S. a. Topogr. Wb., Bd. 2, Sp. 1542.
  4. Vgl. ebd. 52–54 unter Berufung auf GLA Karlsruhe 44, von Zeutern, Urk. v. 16.7.1406 und GLA Karlsruhe 192, Kopialbuch Baden.
  5. Vgl. ebd. 54 unter Berufung auf Fürstenbergisches Urkundenbuch. Sammlung der Quellen zur Geschichte des Hauses Fürstenberg und seiner Lande in Schwaben, unter Beihilfe von Franz Ludwig Baumann bearb. von Sigmund Riezler, hg. v. d. Fürstlichen Hauptarchiv in Donaueschingen, Bd. 6, Tübingen 1889, 349 nr. 219/41.
  6. Vgl. ebd. 55 und Regesta Historico-Diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum 1198–1525, bearb. v. Erich Joachim, hg. v. Walther Hubatsch, Pars 1: Regesten zum Ordensbriefarchiv, Vol. 1: 1198–1454, 2. Halbbd. (1433–1454), Göttingen 1948, 687 nr. 10570 (11.2.1451).
  7. Vgl. zur Bau- und Besitzgeschichte des Wasserschlosses Waldsteg Patrick Götz / Michael Rumpf, Geschichte Schloß Waldsteg, in: Schloß Waldsteg: Geschichte und Bestände, hg. v. Stadtgeschichtlichen Institut Bühl, Bühl 1999, 15–35; Lutz Dietrich, Archäologische Beobachtungen zum Waldsteger Schlößchen in Bühl-Neusatz, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1994, 262–265; Coenen, Baukunst 127–133; Friedrich Kober, Das Wasserschloß im Neusatzer Tal, seine Herren und seine Schicksale, in: Die Ortenau 45 (1965) 261–271 u. 46 (1966) 220–226; Karl Reinfried, Das ehemalige Wasserschloß Waldsteg (jetzt Pfarrhaus) zu Neusatz, Amt Bühl, in: FDA 35 NF 8 (1907) 269–278.
  8. Vgl. Hollerbach (wie Anm. 2) 56 unter Berufung auf GLA Karlsruhe 44, von Zeutern, Urk. v. 3.8.1457. Zur Vaterschaft Albrechts d. Ä. vgl. ebd.

Nachweise

  1. Karl Schleh, Die Ritter von Bach starben 1538 aus, in: Badisches Tagblatt v. 19.4.1984, o. S. (Abb.).
  2. Rumpf, Bach’sche Grabkapelle 61 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 69 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0006908.