Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 53† Bühl-Kappelwindeck, kath. Pfarrkirche St. Maria 1411, 1400–1411?

Beschreibung

Grabplatte für Reinhard von Windeck und seine Frau Uta, geb. Röder. Um 1575 im Chor zwischen zwei Altären bezeugt.1 „Daruff schon zweÿ wappen gehauwen, ains mit ainem Windeckischen Schült vnd freuwlin daruff etc. Das ander ain Rederer wappen, ain adler: vnnd hat der stain volgendt schrifft vm sich [(A)]. Vnnder verzaüchneter grabschrifft sthet noch ain andre gehauwen, Düs Jnhalts [(B)].“2 Nach den überlieferten Skizzen waren die Wappen übereinander angeordnet: oben ein Vollwappen, darunter ein scheinbar an einem Band aufgehängter Wappenschild.3 Verlustumstände unbekannt, vermutlich im Zuge des Kirchenneubaus von 1763/65 abgegangen.4

FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch.

  1. A

    Anno Dominj Millesimo Quadringentesimo xi. in Vigilia Laurentij obijta) Reinhardus Miles de Windeck.b) vi. k(a)l(endas)c) Aug(usti)d)

  2. B

    Anno Dominj Millesimo Trecentesimo Nonagesimo Quarto in Vigilia Katharine Virginise) obijt Vtaf) dicta Rödering) vxor Reinhardj de Windeck militis pie memorie viij. k(a)l(endas)h) Decemb(ris)i).

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1411 am Tag vor Laurentii verstarb der Ritter Reinhard von Windeck, am 6. Tag vor den Kalenden des August. (A) – Im Jahr des Herrn 1394 am Tag vor dem Fest der Jungfrau Katharina verstarb Uta genannt Röderin, die Ehefrau des Ritters Reinhard von Windeck frommen Angedenkens, am 8. Tag vor den Kalenden des Dezember. (B)

Datum: 9. August bzw. 27. Juli 1411 (A); 24. November 1394 (B).

Wappen:
Windeck5, Röder.

Kommentar

Reinhard war der Sohn Konrads von Windeck und der Junta von Riese.6 Er wird in zahlreichen Urkunden erwähnt und gehörte zu den einflußreichsten Mitgliedern seiner Familie.7 So stand er als Rat in den Diensten König Ruprechts, erhielt von ihm das Recht auf einen freien Wochenmarkt in Bühl und hatte zumindest im Jahr 1404 sogar das Amt des Landvogtes inne. Reinhard von Windeck war zweimal verheiratet, zunächst mit Uta Röder aus der Linie der Röder-Widembösch und nach deren Tod mit Anna von Hattstatt.8 Auf seine zweite Ehe verweist ein von der Burg Altwindeck stammender Türsturz mit dem Allianzwappen Windeck/Hattstatt, der vermutlich während des Wiederaufbaus des durch Brand zerstörten Stammsitzes entstand.9

Die Grabplatte war offenbar von Anfang an für beide Eheleute vorgesehen, ist jedoch vermutlich erst 1400 oder später in Auftrag gegeben worden. Dafür spricht vor allem die verkürzt in römischen Zahlzeichen ausgeführte Minderzahl innerhalb des Todesjahres des Ehemanns, die anscheinend mitsamt dem Sterbetag nachgetragen wurde. Indessen dürfte die analog zum Sterbevermerk der Frau ausgeschriebene Jahresangabe bis einschließlich Quadringentesimo bereits mit der Anfertigung der Grabplatte ausgeführt worden sein, die folglich nicht vor 1400 entstand. Die am Ende beider Inschriften angegebenen Tagesdaten verweisen offenbar auf die entsprechenden Jahrtage der Verstorbenen.

Textkritischer Apparat

  1. obij GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch.
  2. Windek: Verzaichnüs.
  3. Abkürzung im Ms. durch Punkt auf der Grundlinie. kalend(as) Verzaichnüs.
  4. Augusti: Verzaichnüs.
  5. Martiris Verzaichnüs.
  6. Otilia Verzaichnüs.
  7. Rederin Verzaichnüs.
  8. Abkürzung durch Doppelpunkt. kalend(as) Verzaichnüs.
  9. Abkürzung durch Doppelpunkt. Decembris Verzaichnüs.

Anmerkungen

  1. Vgl. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 1r.
  2. PfA Ottersweier A 34, Verzaichnüs, fol. 2r.
  3. Vgl. PfA Ottersweier A 34, Verzaichnüs, fol. 2r.; FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 1r, hier das Band des unteren Schildes als Schlaufe um eine Blüte gelegt.
  4. Vgl. zum Neubau Brommer, Pfarrkirche 4, 6–8; s. a. Bloedt, Pfarrkirche 18–27.
  5. Helmzier: gekrönter Jungfrauenrumpf mit Büffelhörnern anstelle der Arme.
  6. Vgl. Gartner, Die Windecker o. S. (hinterer Klappeinband, Stammtafel Alt-Windeck).
  7. Vgl. wie auch zu den folgenden biographischen Angaben Gartner, Die Windecker 23f. S. a. Reinfried, Grablegen 252f. Anm. 3.
  8. Vgl. Regesten von Windeck 70 nr. 246; Gartner, Die Windecker o. S. (hinterer Klappeinband, Stammtafel).
  9. Zum Brand vgl. Regesten von Windeck 74f. nr. 268; zum Türsturz, der sich gegenwärtig im Archiv der Freiherren von Schauenburg zu Gaisbach (Stadt Oberkirch; Ortenaukreis) befindet (vgl. Regesten von Windeck 227 nr. 842, hier als „Wappenstein“ bezeichnet) siehe Kdm. Offenburg 155f. (Abb.; hier das heraldisch linke Wappen fälschlich auf Schauenburg bezogen).

Nachweise

  1. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 1r.
  2. GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch, fol. 1r.
  3. PfA Ottersweier A 34, Verzaichnüs, fol. 2r.
  4. Reinfried, Grablegen 252f. (nach Verzaichnüs).
  5. Reinfried, Inschriften 280 (nach GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch).
  6. Harbrecht, Grablegen 73 (nach Verzaichnüs).
  7. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Fauler, Repertorium, fol. 13r (nach Verzaichnüs).
  8. Regesten von Windeck 69f. nr. 246 (nach Verzaichnüs).
  9. Gartner/Hall, Kappelwindeck 68 (nach Verzaichnüs).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 53† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0005303.