Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 35 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche 1359
Beschreibung
Grabplatte für Gräfin Adelheid von Eberstein. Bis zur Fußbodenerneuerung im Rahmen der 1965 einsetzenden Renovierungsmaßnahmen als dritte Platte von Norden linkerhand vor dem Hochaltar im Boden.1 Seither aufrecht an der inneren Nordwand; hier das zweite Grabmal östlich des Eingangs. Rötlicher Sandstein. Im Zentrum des Binnenfeldes ein reliefierter Wappenschild, darunter die auf dem Kopf stehende Nummer 10. nach Franz Josef Herrs Numerierungssystem.2 Auf dem Rand zwischen zwei Rahmenritzlinien der umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk. Die Außenkanten stellenweise beschädigt und ausgebessert.
Maße: H. 257, B. 85, Bu. 8,5–9 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ ANNO · D(OMI)NI · M / CCC · LIX · IIII · NON(AS) · ẠVGVSTIa) · O(BIIT) · D(OMI)NA / ADELHEDISb) · / DE · EBERSTEIN ·c)
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1359 verstarb am vierten Tag vor den Nonen des August Frau Adelheid von Eberstein.
Datum: 2. August 1359.
Eberstein. |
Textkritischer Apparat
- Das A beschädigt und überputzt.
- Der Mittelbalken des zweiten E fehlt.
- Ende der Inschrift etwa in der Mitte der linken Rahmenleiste; die obere Hälfte leer.
Anmerkungen
- Vgl. zur Lage des Grabdenkmals GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche nr. 10, abgedr. in Kdm. Baden-Baden 510 (Abb. 416), hier letztmalig bezeugt in Kdm. (wie unten). Zur Fußbodenerneuerung um 1965 und den damit verbundenen Umgestaltungen vgl. Stober, Baugeschichte 117; Stober, Denkmalpflege 150.
- Zu F. J. Herrs Numerierung der Lichtenthaler Grabmäler 1803/04 vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 5.
- Vgl. nr. 37 (A).
- Vgl. nrr. 18, 24; s. a. Einl. Kap. 5.1, LXXVIf.
- Vgl. nr. 34.
- Vgl. Europ. Stammtafeln NF, Bd. 12, Taf. 28. Krieg v. Hochfelden (wie unten) vermutet, es könnte sich hierbei um die unbekannte und wohl kinderlos gebliebene Ehefrau Bertholds [V.] handeln. Allg. zum Geschlecht der Grafen von Eberstein s. a. Andermann, Glanz und Niedergang 195–215; Andermann, Markgrafen 96–104; Rainer Hennl, Die Herren und Grafen von Eberstein. Aufstieg eines Adelsgeschlechts aus der Ortenau zwischen 1085 und 1278/79, in: Die Ortenau 77 (1997) 153–172; Rainer Rüsch, Die Geschichte der Herren und Grafen von Eberstein, in: Aquae (1995) 9–26.
- Vgl. nr. 23.
Nachweise
- KA Lichtenthal o. Sig., Glyckher, Chronik 93.
- GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 16 nr. 10.
- GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 8v nr. 10.
- GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche nr. 10, abgedr. in Kdm. Baden-Baden 510 (Abb. 416).
- GLA Karlsruhe 65/551, Herr, Materialien Eberstein, fol. 22v.
- GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 199v.
- Krieg v. Hochfelden, Geschichte 320 Anm. 53.
- RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nrr. 0517, 0518.
- Gutgesell, Kloster Lichtenthal 30.
- Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 273.
- Deodata, Frauenkloster Lichtental 170.
- Kdm. Baden-Baden 503 nr. 10.
- Cistercienserinnen-Abtei Lichtenthal 11 (erw.).
- Abtei Lichtenthal 13 (erw.).
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 35 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0003505.
Kommentar
Die Buchstaben weisen kräftige, teilweise spitz ausgezogene Bogenschwellungen auf und tragen regelmäßig Sporen, deren Spitzen bei C, L und S stark verlängert sind. Das trapezförmige A hat einen beiderseits überstehenden Deck- und einen gebrochenen Mittelbalken, der an den oberen Schrägschaftenden ansetzt. Der linke Schaft ist geschwungen. Die inneren Bogenenden des B sind in entgegengesetzter Richtung eingerollt und berühren weder einander noch den Schaft. Das N und das T mit spitz ausgezogener Balkenschwellung sind rund, das vollständig geschlossene E, das H und das links geschlossene M unzial ausgeführt. Das L besitzt einen keilförmigen Sporn, der den Balken vollständig ersetzt. Der Rechtsschrägschaft des X ist vor allem im unteren Bereich stark geschwungen. Die freien, auf der Grundlinie endenden Bögen sowie die gekrümmten bzw. geschwungenen Schäfte und Caudae münden in waagerechte, mit einer kleinen Schwellung versehene oder nur leicht nach oben umgebogene Zierlinien. Als Worttrenner dienen kleine Kreise auf halber Zeilenhöhe. Die Schriftformen kehren in nahezu identischer Ausführung innerhalb der Grabschrift für einen sonst unbekannten Herrn Albert wieder.3 Die Gestaltung des B ist indessen auch auf den Grabmälern für Konrad von Fürstenberg und Markgraf Friedrich II. von Baden zu beobachten und darf wohl als typisches Merkmal einer Straßburger Steinmetzwerkstatt gelten.4 Die stark entrollten Zierlinien in Höhe der Grundlinie finden sich ebenso auf der Grabplatte des Schwarzacher Abtes Konrad von Grostein.5
Adelheid von Eberstein ist in der bisher ermittelten Stammfolge des Grafenhauses nicht nachweisbar.6 Die Nähe ihrer Grabplatte zum Hochaltar bzw. zum Grab der Klostergründerin Irmengard7 läßt vermuten, daß sie zu den Wohltätern der Abtei zu zählen ist.